Sandhausen. (aham) Ein Feuer hat die kommunale Obdachlosenunterkunft in der Gottlieb-Daimler-Straße unbewohnbar gemacht. Mitten in der Nacht auf Samstag ist in den sechs Containern ein Brand ausgebrochen. „Eine Frau konnte sich nur mit dem Betttuch in der Hand retten“, erzählt Bürgermeister Georg Kletti. Dennoch gibt es eine gute Nachricht: Verletzt wurde niemand.
Der Alarm ging gegen 1 Uhr bei der Feuerwehr ein. „Als wir eintrafen, schlugen die Flammen im Obergeschoss schon aus der Vorder- und der Rückseite“, berichtet Feuerwehrkommandant Markus Zielbauer. Die erste Sorge habe den Bewohnern gegolten: Von der Frage, ob und wie viele Menschen noch im Gebäude seien, hing das weitere Vorgehen ab.
Schnell habe sich herausgestellt, dass es alle Bewohner, auch die der Flüchtlingsunterkunft direkt daneben, nach draußen geschafft hatten. Manche klagten über Atembeschwerden, daher sei auf dem nahen Aldi-Parkplatz vom Rettungsdienst eine medizinische Betreuung eingerichtet worden. „Es gab aber keine schwereren Verletzungen“, betont Zielbauer.
Die Wehr machte sich derweil an die Brandbekämpfung. Aufgrund der enormen Hitzeentwicklung wurde das Feuer zunächst von außen bekämpft. „Wenn die Flammen schon aus dem Dach kommen, schickt man seine Leute nicht rein“, so Zielbauer. Erst als zehn Minuten später durch Löschen von mehreren Seiten die Temperaturen gesenkt worden waren, hätten die Einsatzkräfte sich nach innen gewagt und zusätzlich von dort gegen das Feuer gekämpft.
Insgesamt waren über 60 Feuerwehrleute mit zehn Fahrzeugen im Einsatz; die Wehren aus Nußloch und Walldorf waren zur Verstärkung gekommen. Da die Nußlocher Drehleiter derzeit kaputt ist, seien die Walldorfer mit dem Gelenkmast angerückt. Nach 30 Minuten war der Brand zwar unter Kontrolle, aber erst gegen 4 Uhr komplett gelöscht. „Wir mussten die Dachhaut aufreißen, um an die Glutnester zu kommen“, erläutert der Sandhäuser Kommandant. Die Nußlocher Wehrleute übernahmen in der Zwischenzeit einen Einsatz in Sandhausen: In der Carl-Benz-Straße hatte es einen Wasserrohrbruch gegeben.
Zur Brandursache gab die Polizei schon am Samstag genauere Infos bekannt: Offenbar hat ein 31-jähriger Bewohner beim Verlassen seiner Wohnung im Obergeschoss einen Heizstrahler für Pflanzen eingeschaltet. Gegen ihn wird nun wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Er wurde noch in der Brandnacht festgenommen. Bei den Pflanzen soll es sich jedenfalls nicht um illegale Gewächse wie Cannabis handeln, so die Polizei am Sonntag auf RNZ-Nachfrage. Den entstandenen Schaden schätzen die Beamten auf 80.000 Euro.
Doch wie geht es nun weiter mit den weiteren sechs Bewohnern der Obdachlosenunterkunft? Sie ist derzeit unbewohnbar, auch das Untergeschoss, das nicht gebrannt hat. Dort haben Rauch und Löschwasser ihre Spuren hinterlassen. „Wir haben die Bewohner noch in der Nacht anderweitig untergebracht“, berichtet Bürgermeister Kletti. Er selbst sei mit Mitarbeitern vom Wohnungs- und vom Ordnungsamt vor Ort gewesen und habe sich darum gekümmert. Die Feuerwehr hätte Feldbetten bereitgestellt und aufgebaut. Die Bewohner, darunter eine vierköpfige Flüchtlingsfamilie, seien nun entweder in der benachbarten Flüchtlingsunterkunft und in den neuen Sozialwohnungen untergebracht. Auch seien die Betroffenen mit dem Nötigsten versorgt worden.
Dennoch plant Kletti Ersatz für die Container – insbesondere für die abgebrannten – zu beschaffen. Die Unterkünfte würden in Sandhausen – wo es die Mietpreisbremse nicht ohne Grund gebe – dringend gebraucht.
Update: Sonntag, 28. Juli 2019, 20.15 Uhr