In Mönchzeller Garten wuchs eine mutierte Tomate
Wolfgang Torschmied traute seinen Augen kaum - Hormone verursachten Mutation
Von Sabrina Lehr
Meckesheim-Mönchzell. "Normal ist das nicht!" Als Wolfgang Torschmied vor drei Wochen nach dem Gemüse in seinem Garten sah, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. Mitten im Beet entdeckte er etwas, das ihm alles andere als natürlich anmutete: "Ich dachte, das hat mit Strahlen, Atom oder ähnlichem zu tun." Der Grund für den Aufruhr hing an einer seiner Tomatenpflanzen: Eine rote Frucht von der Größe einer Fleischtomate, aus der unzählige weitere Früchte inklusive Stielen und Wurzeln herauswuchern.
Dass eine derartig kuriose Tomate Wolfgang Torschmied noch nicht untergekommen ist, hat durchaus etwas zu heißen. "Ich baue seit 48 Jahren Tomaten und anderes Gemüse an", berichtet der 82-jährige Rentner, der in Mönchzell lebt. "Die Pflanze, an der dieses Exemplar hing, habe ich selbst aus einem Samen gezogen." Er gehöre sogar zu der Sorte Gartenliebhaber, die morgens mit ihren Pflanzen sprechen, schmunzelt er. Entsprechend sicher ist er sich, dass die Frucht nicht von Anfang an so ausgesehen hat: "Zu diesen Auswüchsen ist es sicher erst im großen Zustand gekommen. Alles andere wäre mir aufgefallen!"
Aber wieso ist die Tomate nun so gewachsen? Das fragte Torschmied erst sich selbst und dann die RNZ. Die begab sich auf die Suche nach einem Experten, der eine Antwort auf die Frage geben konnte. Fündig wurde sie schließlich bei Heike Sauer, Leiterin des Fachgebietes Gemüsebau und Technik an der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg (LVG): "Hierbei handelt es sich um eine Mutation, die gelegentlich bei Pflanzen vorkommt." Gerade bei Nachtschattengewächsen, zu denen auch die Tomatenpflanzen gehören, sei das ein bekanntes Phänomen. "Der Auslöser ist wahrscheinlich eine Hormonumstellung, die die Pflanze dazu bringt, immer wieder kleine Früchte auszubilden", so die Fachfrau.
Konsequenzen für Wolfgang Torschmieds Tomatenpflanze sollte das kuriose Exemplar Sauer zufolge aber nicht haben: "Normalerweise ist das eine Eintagsfliege, eine Laune der Natur." Eine Infektion oder eine andere bedenkliche Ursache liege in der Regel nicht vor. "Wir haben schon ab und an Tomaten, in denen beispielsweise andere Tomaten gewachsen waren, zum Testen an das Landwirtschaftliche Technologiezentrum in Karlsruhe geschickt", so Sauer weiter. Einen auffälligen Befund habe man dort aber nie feststellen können.
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Rein theoretisch sei die Frucht sogar trotz ihrer Deformation genießbar. "Aber wenn die Tomate verschorft ist, ist das natürlich nicht sehr appetitlich", lacht die Expertin. Dazu zumindest wird es bei Wolfgang Torschmied auch nicht kommen: "Ich habe die Tomate geerntet und zum Konservieren direkt in Alkohol eingelegt", erzählt er. "So etwas Ungewöhnliches muss man schließlich aufheben!"