Von Sabine Geschwill
Eppelheim. Ein Autokino gab es in Eppelheim bislang noch nicht – bis der Eppelheimer Carnevalclub (ECC) auf die Idee kam, für seine "Närrischen Sommerlichter" ein Corona-konformes Konzept zu entwickeln und das jährliche Sommerfest der Fastnachter als "Drive-in-Show" zu feiern. "Unser wichtigstes Anliegen war, in diesen besonderen Zeiten wenigstens ein bisschen was an Kultur möglich zu machen. Das geht auch mit Abstand," betonte der ECC-Sitzungspräsident Jens Schneider.
Am Samstagabend feierte das neue Unterhaltungsformat nebst dem eigens eingerichteten Sender "Radio Eppelheim" mit rund 30 Fahrzeugen und etlichen VIP-Sitz- und Stehplätzen auf dem Parkplatz an der Rhein-Neckar-Halle seine Premiere. Der Carnevalclub bewies: Gute Unterhaltung geht auch in Pandemie-Zeiten. Schon in den vergangenen beiden Jahren hatten die "Närrischen Sommerlichter" mit ihrer Mischung aus Livemusik und Comedy auf Hunderte Besucher begeistert. Die Veranstaltung ausfallen zu lassen, kam für die Fastnachter nicht in Frage. "Wir probieren aus und geben nicht auf", erklärte Schneider, der beruflich als Radiomoderator tätig ist.Der ECC griff die Idee des im Corona-Sommer bereits bewährten Autokino-Formats auf und gab seinen "Sommerlichtern" ein anderes Gesicht: Die Besucher konnten das Programm im eigenen Auto erleben.
"Seit Freitag sind hier 30 Leute im Einsatz, damit alles steht", sagte Schneider über die arbeitsreichen Vorbereitungen. Der ECC grenzte ein Stück des Parkplatzes der Rhein-Neckar-Halle ab, erstellte für die Fahrzeuge einen Stellplatzplan, richtete für die zu Fuß kommenden Zuschauer Sitzplätze und Stehtische mit ausreichend Abstand zueinander ein und übernahm die Einlasskontrollen.
Auf dem Parkplatz der Rhein-Neckar-Halle trat Kultfigur Kättl Feierdaach auf. Foto: GeschwillZudem organisierten sie eine gut sichtbare Bühne, stellten ein Küchenzelt auf, sorgten für Getränke, Verköstigung und eine schnelle Bedienung direkt am Platz: Wer bestellen wollte, brauchte nur die Warnblinkanlage seines Fahrzeugs einzuschalten – und schon kamen Lana, Karin, Petra oder Dominik herbeigeeilt, um die Bestellung aufzunehmen. Getränke gab es in Flaschen, Essen wurde gut verpackt an den Platz gebracht. Zur Auswahl standen Bratwurst, Currywurst, Wurstsalat mit Brötchen und Pizzazungen. Chips und Erdnüsse vervollständigten das Angebot für einen gemütlichen Abend im Auto.
Für die Unterhaltung hatten die Fastnachter Musik und Comedy eingekauft. Die Bands "Whatever" und "Touch" spielten, die Kurpfälzer Kultfigur Kättl Feierdaach war für die Lachmuskeln zuständig. Mit Rücksicht auf die umliegenden Anwohner wurde darum gebeten nicht mit der Autohupe zu applaudieren, sondern mit der Lichthupe – oder einfach für sich im Auto zu klatschen.
Alle Genehmigungen für die "Drive-in-Show" waren eingeholt. Sogar für eine Sendelizenz des Bühnenprogramms unter der Radiofrequenz 95,6 hatte Schneider gesorgt. Die Autokino-Besucher sollten das Gebotene in ihren Fahrzeugen bis in die letzte Reihe akustisch einwandfrei mitverfolgen können. Das hatte den positiven Effekt, dass auch die umliegenden Anwohner an ihren Radiogeräten für ein paar Stunden "Radio Eppelheim" hören konnten.
"Aber das wichtigste Einverständnis haben wir vergessen", bedauerte der ECC-Sitzungspräsident bei der Begrüßung der "Sommerlichter-Gäste" und richtete seinen Blick zum Himmel. Mit dem Wettergott hatte man glatt vergessen, eine Absprache zu treffen. Statt des erhofften Sonnenscheins gab es immer wieder Regenschauer. Die trübten den Spaß am Zuschauen ein klein wenig, weil immer wieder die Scheibenwischer bewegt werden mussten.
Damit keiner nass wurde, wurden an die "VIP-Gäste" auf den ECC-Liegestühlen in der ersten Reihe Regenschirme verteilt. Denn Pavillons hätten den "Drive-in-Gästen" die Sicht genommen. Die seitlich arrangierten Stehtische wurden mit großen Sonnenschirmen ausgestattet. Autofahrer hatten sowieso ein Dach über dem Kopf und Cabriofahrer mussten nur ihr Verdeck schließen, um den Abend im Trockenen zu genießen.
Das Autokino-Festival startete mit dem Duo "Whatever". Sänger Joshua Leifheit und Schlagzeuger Tom Cebulla kommen aus dem Raum Speyer, die angehenden Abiturienten sind 18 und 17 Jahre alt. Ihrer Musik merkte man das jugendliche Alter nicht an. Sie hatten eine Menge Coversongs im Gepäck und spielten "quer Beet" von Rock und Pop über Country bis hin zu deutschsprachigen Hits.
Auf dem Parkplatz der Rhein-Neckar-Halle traten unter anderem die Band „Touch“ auf. Foto: GeschwillNach über einer Stunde guter Musik verabschiedeten sie sich mit der Zugabe "Knockin‘ on Heaven‘s Door" der Band "Guns N‘ Roses". Kättl Feierdaach sorgte mit ihren beiden Auftritten auf der Autokino-Bühne für Lacher. Wenngleich die Corona-Pandemie eine ernste Angelegenheit ist, so verstand sie es, ihre Erfahrungen mit der Mund-Nasen-Bedeckung und der Abstandsregel sowie ihre "reinen Vorsichtsmaßnahmen" amüsant zu verpacken.
Nach der Comedy war wieder Musik an der Reihe. Die Band "Touch" aus dem Rhein-Neckar-Kreis war mit ihren exzellenten Rock- und Pop-Coversongs zum wiederholten Mal bei den "ECC Sommerlichtern" zu Gast. Sie rockten von der ersten Sekunde an über die Bühne und sorgten für Stimmung bis zum Schluss.