Wilhelmsfeld bleibt Luftkurort

Prädikat für weitere zehn Jahre verliehen: Gemeinde profitiert davon in vielerlei Hinsicht

13.01.2017 UPDATE: 14.01.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

50 Jahre Luftkurort feierten Landrat Stefan Dallinger (l.), Hans Zellner (4.v.r.) und Dr. Manfred Holtzmann (r.) sowie Mitglieder des Gemeinderates und des Heimatvereins. Foto: kaz

Von Karin Katzenberger-Ruf

Wilhelmsfeld. In Wilhelmsfeld liegt was in der Luft: Feinstaub zum Beispiel. Allerdings in so geringer Konzentration, dass sich die Gemeinde nach einem entsprechenden Gutachten für weitere zehn Jahre "Luftkurort" nennen darf. Das Prädikat erhielt sie erstmals 1966.

Hintergrund

Luftkurort - einmal und dann für immer? In Baden-Württemberg funktioniert das im Gegensatz zu einigen Nachbarländern nicht. Städte oder Gemeinden, die das Prädikat erhalten haben, kommen alle zehn Jahre wieder auf den Prüfstand. Bei einer Zwischenprüfung alle

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Luftkurort - einmal und dann für immer? In Baden-Württemberg funktioniert das im Gegensatz zu einigen Nachbarländern nicht. Städte oder Gemeinden, die das Prädikat erhalten haben, kommen alle zehn Jahre wieder auf den Prüfstand. Bei einer Zwischenprüfung alle fünf Jahre wird festgestellt, ob neue Messungen fällig sind. Das war in Wilhelmsfeld nicht notwendig. Hier sind Bioklima und Lufthygiene nach dem jüngsten Gutachten nach wie vor beispielhaft. Sandra Bartzsch als Mitarbeiterin des Deutschen Wetterdienstes und Ilka Helfenstein von der Gemeindeverwaltung kümmerten sich um die Messungen vor Ort. Zu ermitteln waren Werte in den Bereichen "Bioklima" und "Lufthygiene", außerdem gab es eine Ortsbegehung. Wenig Fein- und Grobstaub in der Luft machen Wilhelmsfeld demnach zum Luftkurort. Doch auch Sonnenscheindauer und "Kältereize" fließen in die Beurteilung ein. Da konnte die Gemeinde beispielsweise mit durchschnittlich 18 Frosttagen im Jahr punkten. Laut Gutachten gab es an der Messstelle "Schriesheimer Straße" 7,7 Mikrogramm Grundstaub pro Kubikmeter Luft und an der Messstelle "evangelische Kirche" 5,8 Mikrogramm - beides weit unter dem Grenzwert. kaz

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Zum 50. Jubiläum gratulierte Landrat Stefan Dallinger bei einer kleinen Feier im Gasthaus "Talblick". Seinen Worten nach lohnt sich ein Ausflug nach Wilhelmsfeld immer und das Prädikat "Luftkurort" ist ein Alleinstellungsmerkmal. Tatsächlich ist Wilhelmsfeld der einzige Luftkurort im Rhein-Neckar-Kreis.

Laut Bürgermeister Hans Zellner lässt sich die Gemeinde diesen Status im Zehn-Jahres-Rhythmus einiges kosten, doch der Gemeinderat ist sich stets einig, dass sich die Investition lohnt. Das jüngste Gutachten schlug demnach mit 15.000 Euro zu Buche. Grundlagen dafür waren unter anderem lufthygienische Messungen in Höhe des Kreuzungsbereichs "Schriesheimer Hof", weil dort die höchste Verkehrsdichte herrscht, und auf einer Streuobstwiese gegenüber der evangelischen Kirche. Die Messungen gingen von Ende Mai 2015 bis Mitte Juni 2016 über die Bühne (siehe Hintergrund). An beiden Standorten hätten die Ergebnisse etwa zwei Drittel unter dem maximalen Belastungswert gelegen.

Das Prädikat "Luftkurort" ist nach Angaben des Bürgermeisters für Wilhelmsfeld von wirtschaftlicher Bedeutung. Viele Neubürger hätten die Gemeinde wegen ihrer guten Luft gewählt. Darunter seien auch viele junge Familien. Außerdem sei Wilhelmsfeld nach wie vor ein beliebtes Naherholungsgebiet für Menschen aus der gesamten Umgebung.

Dem konnte der Landrat nur zustimmen. Bei seinem letzten Ausflug zum Teltschikturm fielen Stefan Dallinger die Autokennzeichen aus der ganzen Region auf. "Was wir schon lange wissen, ist nun wieder amtlich bestätigt: In Wilhelmsfeld herrscht eine frische und gute Luft", sagte Hans Zellner bei der Feierstunde, bei der unter anderem Mitglieder des Gemeinderates und sein Amtsvorgänger Dr. Manfred Holtzmann zu Gast waren. Dieser hatte die Sache "Luftkurort" damals zusammen mit dem damaligen Landrat Georg Steinbrenner und dem damaligen Talblick-Inhaber und Vorsitzenden des Heimatvereins Adi Roth ins Rollen gebracht (siehe Artikel rechts).

"Wilhelmsfeld liegt auf einer Höhe von 250 bis 530 Metern, sodass ein ständiger Luftaustausch gegeben ist. Dieser wird auch verursacht durch die Talwinde, die ihre kühlende Wirkung in den Sommermonaten entfalten", so Zellner bei der Vorstellung des Gutachtens, das mit folgender Zusammenfassung endet: "Die abwechslungsreiche Landschaft im Odenwald sorgt im Fall Wilhelmsfeld für eine ausreichend große Klimavielfalt, sowohl durch die Möglichkeit der Exposition als auch durch Strahlungs- und Windschutz, aber auch durch Höhenlage und Geländeform." Eine "Heilanzeige" bei Atemwegserkrankungen ist aus dem Prädikat allerdings nicht abzuleiten, aber immerhin ein "gesundheitsfördernder Aufenthalt".

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