Unterschriftenaktion mit Betriebsratsvorsitzendem Wolfgang Herrmann (2.v.r.) und Andreas Bleiholder (3.v.r.). Foto: Fink
Nußloch. (fi) Dieser Samstag war so trist wie die Stimmung unter den Leica-Beschäftigten. Vor dem Rewe-Einkaufszentrum hatten Mitglieder des Betriebsrates einen Infostand aufgebaut und sammelten Unterschriften gegen die Teilschließung des Danaher Tochterbetriebes. Auf Vermittlung der Freien Wähler sei diese Aktion zustande gekommen, erzählte Andreas Bleiholder.
Der Hersteller von Mikrotomen, das sind Mikroskope zur Untersuchung dünner Schnittpräparate, möchte zwei Abteilungen, die Vorfertigung und den Versand von Ersatz- und Serviceteilen auslagern. Ein aktueller RNZ-Bericht hing vergrößert an der Pinnwand, die Besucher des Einkaufszentrum sollten über die Situation aufgeklärt werden und sich mit ihrer Unterschrift gegen eine Teilschließung am Standort Nußloch aussprechen.
Wie der Vorsitzende des Betriebsrates, Wolfgang Hermann, mitteilte, hätten die Arbeitgeber die bisher laufenden Verhandlungen einseitig als gescheitert erklärt. Voraus gegangen waren mehrere Treffen zwischen der Geschäftsführung, der IG Metall und den jeweiligen Anwälten, "das ging teilweise bis nachts um 3 Uhr", so Bleiholder.
Von den ursprünglich 80 freizusetzenden Arbeitskollegen seien 65 gefährdet, "andere wurden versetzt oder sind bereits gegangen". Die Agentur für Arbeit soll nun vermitteln, das sei aber "nur eine Zeitschleife". Die Mitarbeiter sind enttäuscht, das ist ihnen anzumerken. Daran scheint auch die Belegschaftsversammlung vor wenigen Tagen nichts geändert zu haben, "da war Stimmung, die Kolleginnen und Kollegen haben enormen Dampf abgelassen", meint Hermann. Ein Sozialplan sei in Arbeit, darin gehe es um die Sicherung der Beschäftigung für den Rest der ursprünglich rund 320 Mitarbeiter von Leica, aber auch um die Höhe der Abfindung. "Was da neulich angeboten wurde, das war echt unterirdisch", schütteln die Leica-Männer am Stand den Kopf. Verträge mit externen Dienstleistern, die die von der Kündigung bedrohten Beschäftigten ersetzen können, oder die Produktionsverlagerung vom Gerätebau dürfen nicht stattfinden. Dies habe das Gericht untersagt. Obwohl in Schanghai bereits nach Firmengelände und Fertigungshallen gesucht werde, will einer der Leica-Beschäftigten in Erfahrung gebracht haben, dass dort wohl schon "eins unserer Geräte produziert" werde.
Zum 1. Januar soll die Teilschließung in Nußloch erfolgen. "Das passt von der Zeitschiene her schon gar nicht", zeigt sich Wolfgang Herrmann noch ein wenig optimistisch. Die Käufer beim Einkaufsmarkt zeigen sich allesamt solidarisch mit den Leica-Mitarbeitern, die Meisten kommen an den Stand und dokumentieren dies mit ihrer Unterschrift.