Während in Wilhelmsfeld das Feuerrad mit meterhohen Flammen sicher zu Tal geführt wurde ...
Von Roland Fink
Wilhelmsfeld/Schönau-Altneudorf. Die Fastnacht ist vorbei. Wenige Stunden vor dem endgültigen Aus mit den Glockenschlägen um Mitternacht wird im Odenwald bereits an die kommende Zeit gedacht. Mit Feuer werden die bösen Mächte vertrieben. Vielerorts wird der alte Brauch der Feuerräder am Fastnachtsdienstag noch immer gepflegt. Der kirchliche Weihnachtskreis endet, der Osterkreis beginnt. Nicht alle kennen diese Bedeutung - und doch ist das Abrollen des Feuerrades bestens besucht.
Wie in Wilhelmsfeld, wo das große Interesse schon bei der Anfahrt erkennbar war. Die Feuerwehr regelte den Verkehr, die Gäste standen in der Richard-Wagner-Straße und schauten den schneebedeckten Leiersberg hinauf. Feiner Puderschnee überzog den Hügel, oben lag das Ergebnis der Weihnachtsbaumsammlung der Feuerwehr. Die trockenen Fichten und Nordmanntannen brannten schnell, der Haufen loderte auf, das Bild war eindrucksvoll. Dann wurde das mit Stroh und Heu gut gestopfte Feuerrad entzündet, die Mitglieder der Jugendfeuerwehr entzündeten die Fackeln und bildeten das Spalier für das Rad. Michael Reinhard, Werner Kissel, Helmut Flicker und Rainer Laier zogen die feuerhemmenden Anzüge über und führten das Rad am Rohr.
Es ging abwärts, das Rad brannte und erleuchtete den Leiersberg. "Etwas mehr nach links, langsamer", so die Kommandos. Sanft rollte das Feuerrad gut geführt zu Tal, hinterließ eine Glutspur im Schnee. Die Zuschauer applaudierten, manche hatten ihren Glühwein noch fest im Griff und staunten. An der Straße konnte man zuschauen, wie das gestopfte Rad langsam ausbrannte. Die Farbe des Feuers wurde dunkler, weg vom gleißenden hell lodernden zum dunklen Rot. Die humorvolle Fröhlichkeit der Fastnacht hatte endgültig ihr Ende gefunden.
Feurig und schaurig, wie der Tanz der Hexen um das Feuer, war am Abend des Fastnachtsdienstags auch die Stimmung in Altneudorf. Hier feierten viele Besucher in der Kälte ebenfalls das Ende der Kampagne. Heiß wurde es hingegen den Hirschhorner Hexen beim Tanz um die Flammen des Fastnachtshaufens. Ihre Besen waren fast so müde wie sie selbst, allzu anstrengend waren die letzten Tage der närrischen Zeit gewesen.
Die Jugendabteilung des SV 02 Altneudorf war in diesem Jahr Ausrichter des Hexentanzes, die Weihnachtsbäume aus Schönau und Altneudorf brannten wie Zunder. Für noch mehr Hitze sorgten die Guggenmusiker "Steinachfezza", immerhin als das "Feuer aus dem Odenwald" bestens bekannt. Als das Hexengeschwader bei entsprechender Musik um das Feuer tanzte, herrschte ausgelassene Stimmung. Fast "willenlos" sei man, wie es eine aus der Zunft bezeichnete. Kein Wunder: Die Teilnahme am Faschingszug in Eberbach am Mittag, überhaupt die Auftritte in der Fünften Jahreszeit hatten ihre Spuren auf den geschnitzten Holzmasken hinterlassen. Die Haut war ausgemergelt, die Augen lagen noch tiefer in ihren Höhlen als gewöhnlich.
Auch die Hexenbesen waren nicht mehr die frischesten, ihre Flughöhe hatte bedenklich nachgelassen. "Den Berg über Grein und Darsberg bis nach Hirschhorn werden wir gerade noch packen", meinte eine der jüngeren Hexen, geschätztes Alter zwischen 150 und 180 Jahre. Die Kirschholzratschen gaben noch einmal klirrende und schnarrende Geräusche von sich, auch sie hatten an Schwung eingebüßt. In Altneudorf wurde noch einmal alles gegeben, das letzte Hexenblut geriet in Wallung. Mit dem Verglühen der Asche war der letzte Flug angesagt, "husch, husch", noch eine Runde, dann ab in östliche Richtung.