Bammentals junge Gänse machten zu viel Dreck - und sind weg

Die Herde war zu groß für Bammental geworden. Am Freitag wurde der Nachwuchs eingefangen - Neue Heimat in Mingolsheim

10.06.2016 UPDATE: 12.06.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Foto: privat

Von Christoph Moll

Bammental. Sie sind den Bammentalern ans Herz gewachsen, die kleinen Gänse in der Ortsmitte. Erstmals seit vielen Jahren hatte die frei lebende Herde Anfang April Nachwuchs bekommen und die ganze Gemeinde verzückt. Von den ursprünglich acht Küken sind noch sieben übrig - und die sind inzwischen ganz schön groß geworden. Die Gänse machen den Menschen viel Freude, aber leider auch jede Menge Dreck. Die Gemeinde hat deshalb entschieden: Die Herde ist zu groß für den Ort geworden. Deshalb mussten die Küken am Freitag samt ihrer Mama umziehen. Wer sie künftig sehen will, muss den Kleintierpark Bad Schönborn in Mingolsheim im Landkreis Karlsruhe südlich von Wiesloch besuchen.

Nein, leicht ist diese Entscheidung auch Beate Friedetzki nicht gefallen. Die Umweltbeauftragte der Gemeinde hatte ebenfalls große Freude am Gänsenachwuchs. "Manchmal hat mich die Herde schon am Bahnhof in Reilsheim begrüßt", erzählt sie. Doch das ist auch das Problem. Die Herde mit den acht Wochen alten Hausgänsen hat jede Menge Hunger, treibt sich inzwischen auf der Suche nach frischem Grünfutter fast im ganzen Ort herum und hinterlässt jede Menge Kot. Besonders schlimm war es in den Pfingstferien, als die insgesamt 15 Gänse den Schulhof ganz für sich alleine hatten - und das nutzten sie auch aus. "Am Ende musste der ganze Hof mit Hochdruckreinigern abgestrahlt werden", erzählt Friedetzki. Schnell war klar: So kann es nicht weitergehen. Klar war aber auch: Beim Schlachter sollen sie nicht enden.

"Es war gar nicht so einfach, ein neues und auch gutes Zuhause zu finden", erzählt Friedetzki. Zwar hätten sich auch Bürger angeboten, doch die Gänse bräuchten Platz. Deshalb wurden Tierparks in der ganzen Region kontaktiert. Die meisten haben erst gar nicht geantwortet, von anderen gab es Absagen - unter anderem vom Luisenpark in Mannheim.

Der Kleintierpark in Mingolsheim erklärte sich bereit, die Bammentaler Gänse aufzunehmen. Beate Friedetzki schaute sich diesen auch schon an. Dort gibt es bereits eine größere Gänsegruppe, in die sie integriert werden sollen. Sie können auf einem See schwimmen und auf einer Wiese grasen.

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Eigentlich sollten die jungen Gänse schon am Donnerstagmorgen eingefangen werden, doch das Hochwasser "rettete" sie - vorerst. Die Herde sammelte sich auf einer kleinen "Insel" in einem Garten an der Elsenz, wo sie nicht gefangen werden konnten. "Da wir weder selbst in die reißende Flut fallen, noch die Gänse hineinscheuchen wollten, haben wir den Umzug verschoben", so Friedetzki. Gestern Morgen klappte es dann aber, nachdem das Wasser zurückgegangen war und die Gänse ihr Hochwasser-Domizil verlassen hatten.

"Wir werden dafür sorgen, dass sich das freudige Ereignis nächstes Jahr nicht wiederholt", erklärt Beate Friedetzki. "All die Bürger, die immer wieder dafür sorgen, dass neue Gänse zur Gruppe hinzukommen, bitten wir außerdem ganz herzlich, dies in Zukunft zu unterlassen." Es sei zwar ehrenwert und nachvollziehbar, dass man Gänse vor dem Schlachthaus retten möchte, aber die Elsenz sei nicht gerade ein idealer Lebensraum. Gänse seien Weidegänger und bräuchten viel Gras und Kräuter, um gesund zu bleiben. Hier gebe es aber nur Wirtschaftswiesen und Grünanlagen - und da seien Konflikte eben leider schon vorprogrammiert, so Friedetzki. Es sei ganz außerordentlich und bemerkenswert, dass die Gänse mitten im Ort an der Hauptstraße aufwachsen konnten, findet die Expertin.

Friedetzki: "Das Krasseste, was ich einmal beobachtet habe, war, dass die Küken am frühen Morgen mitten auf dem Zebrastreifen Pause machten, und der Linienbus einfach wartete, bis Passanten sie zum Aufstehen und Weitergehen bewegt hatten. Das war Verkehrsberuhigung vom Feinsten."

Info: Der Kleintierpark Bad Schönborn im Ortsteil Mingolsheim ist Montag bis Mittwoch von 9 bis 11 Uhr und Donnerstag bis Sonntag von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.

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