Grundschulen im Neckar-Odenwald-Kreis

Lehrer fordern bessere Ausstattung

Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Doro Moritz, besuchte den Neckar-Odenwald-Kreis

04.12.2017 UPDATE: 05.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz (rechts) stellte sich vor ihrem Vortrag bei der GEW-Kreisversammlung den Fragen der Presse. Foto: Stephanie Kern

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Die Schulpolitik betrachten viele Eltern mit Sorge - vor allem seit der jüngst erschienenen IQB-Studie, die sich mit dem Bildungsstand der Viertklässler in Deutschland befasste, und deren Interpretation von Seiten der Landesbildungsministerin Susanne Eisenmann. "Der Eindruck, der hier entstanden ist, ist sehr ungerecht", sagte im Vorfeld der Kreisversammlung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) deren Landesvorsitzende Doro Moritz. Die war vor der Versammlung im Neckar-Odenwald-Kreis unterwegs.

Die Zahlen der IQB-Studie, die das Bildungsniveau der Viertklässler vergleiche, seien "nicht berauschend", sie böten aber auch keinen Grund, den Grundschulen Versäumnisse vorzuwerfen, betonte Doro Moritz im Pressegespräch. "Die Grundschulen haben die schlechtesten Arbeitsbedingungen", sagte Moritz. Bei der Schüler-Lehrer-Relation rangiere Baden-Württemberg auf dem 16. von 16 Plätzen, im Ländle gibt es den höchsten Anteil an zugewanderten Schülern deutschlandweit, es gebe keine Extra-Stunden (zum Beispiel für Förderunterricht), und hinzu komme die Inklusion. 60 Prozent davon tragen die Grundschulen - gleichzeitig gebe es einen Mangel an Sonderpädagogen. Hinzu komme, dass etliche Stellen unbesetzt blieben, teilweise weil Studienplätze fehlen, teilweise wegen der Bezahlung. "Es gehört auch dazu, dass diese Lehrkräfte angemessen bezahlt werden", forderte die GEW-Landesvorsitzende. Deshalb lautet ihr Fazit, dass die Kritik in Bezug auf die Bildungsstudie an den Lehrern unbegründet sei. "Die Grundschulen brauchen eine bessere Ausstattung", so Moritz.

Auch um die Gemeinschaftsschulen im Land ging es bei der Tour durch den Landkreis, eine Station war die Gemeinschaftsschule in Limbach. "Das Bedürfnis, uns mitzuteilen, was man vor Ort für die Arbeit braucht, ist sehr groß", resümierte Moritz ihren Besuch in Limbach. Man sehe am Beispiel Limbach ganz deutlich, welche Chancen die Gemeinschaftsschule für den ländlichen Raum biete: "Die Schule in Limbach war fast am Ende. Jetzt wird dort zweizügig unterrichtet. Wir haben erlebt, wie ruhig die Kinder dort lernen", berichtete Moritz. Man brauche die Gemeinschaftsschule, weil dort ganz viele verschiedene Kinder miteinander lernen könnten. "Das fördert Toleranz", ist sich Doro Moritz sicher. Sie meint auch: "Sich selbst einzuschätzen lernen, das bringt die Persönlichkeit weiter, das verschafft Kindern den Mut, nachzufragen." Positiver Nebeneffekt: Durch die Gemeinschaftsschule habe man die Chance, Schüler aller Begabungen am Ort zu halten.

Ein großes Problem im Neckar-Odenwald-Kreis sei, dass frei werdende Schulleiterstellen nicht nachbesetzt werden können. "Die Leiterin einer kleinen Grundschule verdient 168 Euro mehr als die Grundschullehrerinnen", konkretisierte Doro Moritz. Sie sei einerseits eine ganz normale Klassenlehrerin, müsse andererseits die Schule (organisatorisch) am Laufen halten. "Früher war die Leitung einer Grundschule attraktiv. Heute ist das nicht mehr so", sagte Doro Moritz. Auch hier lautet die Forderung der Lehrergewerkschaft: bessere Ausstattung.

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"Wir erwarten mehr Unterstützung für die Grund- und Gemeinschaftsschulen", bekräftigte Doro Moritz auch am Ende des Gesprächs und in ihrem Vortrag auf der Kreisversammlung. "Unterschiedliche Aufgaben erfordern unterschiedliche Ausstattungen", so Moritz. Gerade die Grundschulen würden die Aufgaben der Inklusion in hohem Maße tragen. "Es kommen Kinder, die hochbegabt sind, und solche, die keine Schere halten können."

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