"Earth Hour" in Mosbach

Der "Klimakümmerer" des Odenwalds

Der Neckar-Odenwald-Kreis hat seit zwei Jahren einen eigenen Klimaschutzmanager

23.03.2018 UPDATE: 24.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden

Sebastian Randig

Von Ursula Brinkmann

Mosbach. Am heutigen Samstag lenkt die zwölfte weltweite "Earth Hour" die Aufmerksamkeit auf das Thema Klimaschutz. Auch im Landkreis liefen und laufen mit Kinofilmen, Kleidertauschbörse und Licht-aus-Aufrufen Aktionen, mit denen das Bewusstsein geschärft werden soll, dass der Schutz des Klimas jeden Einzelnen ebenso angeht wie die Kommune, den Landkreis, die Weltgemeinschaft. Der Neckar-Odenwald-Kreis hat mit Sebastian Randig vor zwei Jahren einen eigenen Klimaschutzmanager eingestellt. Die Rhein-Neckar-Zeitung hat sich mit ihm im Vorfeld der "Earth Hour" unterhalten.

Wie wird man Klimaschutzmanager?

Von der Ausbildung bringe ich einen Studienabschluss in Umwelt- und Ressourcen Management sowie in Erneuerbaren Energien mit. Bevor ich in den Landkreis kam, war ich je fünf Jahre tätig als Entwickler und Gutachter in internationalen Klimaschutzprojekten.

Lässt sich Klimaschutz überhaupt managen?

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Klimaschutz ist eine langfristige Aufgabe und ein langfristiger Prozess. Ich sehe mich als Prozessbegleiter, man könnte auch sagen: "Kümmerer".

Welches sind Ihre Aufgaben als Klimaschutzmanager des Landkreises?

Neben der Bilanzierung der Treibhausgasemissionen zeigt unser klimaschutzorientiertes Investitionsprogramm für die zwei wichtigsten Handlungsfelder Energieeinsparung und Regenerative Energien die kurz-, mittel- und langfristigen Potenziale auf. Anhand eines Maßnahmen-Kataloges sollen die ermittelten Potenziale realisiert werden. Dabei spielen die Bereiche regionale Wertschöpfung, Vernetzung regionaler Akteure, Senkung des Energieverbrauchs, energieeffiziente Gebäude und Ausbau erneuerbarer Energien die Hauptrolle.

Was heißt das konkret?

Beispiel Gülle-Biogasanlagen: Kreisweit hatten wir 2016 drei solcher Anlagen. In Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Landwirtschaft des Landkreises wurde eine Informations-Offensive gestartet. Mit Anlagenherstellern, der Genehmigungsbehörde und Finanzinstituten zeigten wir den Landwirten Praxisbeispiele und Potenziale auf. So ist es gelungen, die Anzahl der Gülle-Biogasanlagen im Landkreis deutlich zu erhöhen. Aktuell sind 14 Anlagen bereits gebaut oder im Genehmigungsprozess. Beispiel private Haushalte, denn sie sind in der Treibhausgas-Bilanzierung des Landkreises mit Abstand der größte Verursacher. Da bin ich unterwegs als Aufklärer und Vermittler.

Sie leisten Überzeugungsarbeit …

Genau! Es ist nicht immer leicht, denn beim Klimawandel handelt es sich um ein schwer zu fassendes, weitgehend abstraktes Phänomen, das in seiner Dringlichkeit noch nicht ausreichend wahrgenommen wird. Daher gilt prinzipiell: Wir brauchen für jeden Menschen eine Botschaft, von der er sich angesprochen fühlt. Und: Klimaschutz lässt sich nur gemeinsam mit vielen Akteuren umsetzen.

Wer sind diese, wen sprechen Sie an, mit wem kooperieren Sie?

Aktuell freue ich mich besonders über eine Kooperation mit dem Jugendgemeinderat Mosbach. Am Samstag findet im Rathaus Mosbach anlässlich der "Earth Hour" ein Kleidertauschmarkt statt, der das Thema "Nachhaltigkeit im Alltag" ganz konkret anpackt. Unsere Kooperationspartner sind hier die EAN, die BürgerEnergie Neckar-Odenwald und der Nabu Mosbach. Ganz wichtig ist die Zusammenarbeit mit den 27 Kommunen, die beispielsweise in der Reihe "Kommunaler Klimaschutz" regelmäßig über Förderprogramme beraten werden. Um die Unternehmen zu erreichen, arbeiten wir mit den verschiedenen Landesprogrammen, über die eine kostenfreie Erstberatung angeboten wird. Natürlich sind Energieberater, Planer und Handwerker wichtige Ansprech- und Kooperationspartner.

Wo ist der Landkreis in Sachen Klimaschutz gut, wo gibt’s was zu tun?

In den wichtigen Kategorien "CO2-Emission pro Einwohner" und "Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien" nimmt der Landkreis im Landesvergleich einen der vorderen Plätze ein. Auf der anderen Seite zeigt der Vergleich große, noch ungenutzte Potenziale im Verkehrsbereich auf, sowohl was innovative Nutzungsmodelle wie Car-Sharing als auch die Ladeinfrastruktur für E-Mobilität angeht. Prinzipiell gilt auch hier das Credo: vermeiden, verlagern, verbessern. Jeder Einzelne kann seine CO2-Bilanz verbessern, indem er oder sie für kurze Strecken das Fahrrad nutzt oder zu einem Spaziergang aufbricht.

Welche Ratschläge geben Sie den RNZ-Lesern anlässlich der Earth Hour noch?

Energiesparen, in dem man Wärmeverluste vermeidet, also ältere Gebäude dämmen. Regenerative Energien nutzen. Denn Solarstrom ist wieder interessant. Nach einigen Jahren rückläufiger Zubauraten ist in den Jahren 2016 und 2017 eine Trendwende eingeleitet worden, vor allem, was kleine Anlagen betrifft: Diese werden durch die seit Jahren konstante Einspeisevergütung und parallel fallende Systemkosten für ihre Besitzer wieder rentabel. Auch wie wir uns ernähren oder kleiden, hat Auswirkungen aufs Klima. Regional und saisonal erzeugten bzw. vermarkteten Lebensmitteln ist der Vorzug zu geben.

Und Sie selbst?

Zum einen wohne ich in einem frisch sanierten Gebäude mit Solaranlage auf dem Dach, noch dazu auf relativ geringer Wohnfläche. Ich setze überwiegend stromsparende Geräte ein, die mit Ökostrom betrieben werden. Bei Ernährung und Konsum versuche ich, die klimafreundliche Option zu wählen. Mittelfristig ist mein Ziel, klimafreundlicher mobil zu sein, was im ländlichen Raum mit hohem Individualverkehrsaufkommen nicht einfach ist. Es läuft wohl auf ein mit Ökostrom betriebenes Elektrofahrzeug hinaus.

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