Mit der Stadtbahn Nord entspannt ans Ziel? Kommt darauf an!

An diesem Wochenende ist die Stadtbahn ein halbes Jahr auf der Schiene - Vor allem die Stuttgart-Pendler sind unzufrieden

12.06.2015 UPDATE: 13.06.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Von Benjamin Auber

Stuttgart/Neckarelz. Stuttgart Hauptbahnhof, die Regionalbahn 19136 setzt sich um 16.46 Uhr mit einer knapp einminütigen Verspätung in Bewegung. Erleichterung im Lager der "Stuttgart-Pendler", der Anschluss in Bad Friedrichshall mit der Stadtbahn scheint gesichert zu sein. Ein Blick aus dem Fenster am Neckarsulmer Bahnhof verstärkt rund eine Stunde später das gute Gefühl, denn die Stadtbahn steht dort noch auf den Gleisen, einer pünktlichen Ankunft in Neckarelz steht nichts mehr im Wege. Die Umsteigezeit von acht Minuten, die für diese Verbindung seit März vorgesehen ist, wird ausreichen.

Zur zweiten Testfahrt hat sich die RNZ nach Stuttgart begeben, um diesmal den Pendlerverkehr auf der Rücktour nach Neckarelz zu beobachten. Seit einem halben Jahr ist die Stadtbahn Heilbronn Nord nun schon auf der Schiene, hat zu Beginn Startschwierigkeiten gehabt. Beschwerde- und Leserbriefe hagelte es, die Protestveranstaltung im Gasthof "Eisenbahn" sprengte die Kapazität der Räumlichkeiten, und die Kritik war unüberhörbar.

Hintergrund

Das soll sich ändern:

> An die Stadtbahn von Neckarelz, Abfahrt 5.50 Uhr, nach Heilbronn wird aufgrund der starken Nutzung ein zusätzlicher Wagen angehängt.

> Die vorfahrende Regionalbahn fährt eine Minute früher, damit wird die

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Das soll sich ändern:

> An die Stadtbahn von Neckarelz, Abfahrt 5.50 Uhr, nach Heilbronn wird aufgrund der starken Nutzung ein zusätzlicher Wagen angehängt.

> Die vorfahrende Regionalbahn fährt eine Minute früher, damit wird die Anschlussstabilität auf die Regionalbahn in Neckarsulm (ab 6.20 Uhr nach Stuttgart) erhöht.

> Die Regionalbahn von Ulm (17.45 Uhr ab Stuttgart) wird von Neckarsulm (an 18.35 Uhr) nach Bad Friedrichshall verlängert. Pendlerübergang: Acht Minuten statt vier.

> Die Toiletten in den Stadtbahnen stehen ab sofort zur Verfügung.

> Zwei Sitzungen des Arbeitskreises "Stadtbahn Heilbronn Nord" haben stattgefunden. Ein weiterer Termin ist im Juli angesetzt.

> Eine Durchbindung einiger Züge von Neckarelz nach Stuttgart zum nächsten Fahrplanwechsel (14.12.) gilt als sehr unwahrscheinlich.

> Schienenersatzverkehr vom 31. Juli, bis 7. September, zwischen Heilbronn Hauptbahnhof und Lauffen sowie veränderte Fahrzeiten. Züge fallen aus und werden durch Busse ersetzt.

> Weitere baubedingte Einschränkungen auf der Strecke Heilbronn - Stuttgart von September bis November 2015 sind geplant.

> Spätestens ab dem Jahr 2018 (übergangsweise schon ab 2016) soll ein Regionalexpress im Zweistundentakt zwischen Stuttgart und Mannheim verkehren.

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Im Gegensatz zur ersten Testfahrt im Januar mit dem "Problemzug" um 5.50 Uhr hat sich die Situation allerdings verändert. Resignation macht sich vor allem bei den Stuttgart-Pendlern breit. Viele sind nicht mehr da, die die Stadtbahn nutzen. Die bessere Alternative scheint nun zu sein, das Auto in Bad Friedrichshall oder Neckarsulm abzustellen, um nicht das "Risiko einzugehen", eine "Stunde sinnlos auf dem Bahnsteig zu verharren". Sollten die Leute nicht eher auf die Schiene gebracht werden und weg von der überfüllten Bundesstraße 27?

In der Stadtbahn sind viele Themen immer noch präsent: Züge sind nur nahverkehrstauglich, Verspätungen aus Stuttgart sind immer noch im Griff, keine Direktzüge, die Barrierefreiheit an einigen Bahnhöfen ist nicht gegeben. Die Liste lässt sich noch weiterführen.

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Auf Nachfrage bemerkt SPD-Landtagsabgeordneter Georg Nelius, dass sich die Situation "zwar gebessert hat", aber es immer noch nötig ist, den Verantwortlichen "auf den Wecker zu gehen", um zumindest das bestehende System ohne Probleme bereitzustellen. Das Hauptproblem sieht Nelius allerdings bei der Abstimmung zwischen Bahn und der AVG (Albtal-Verkehrs-Gesellschaft). In bestimmten Situationen (z.B. Bahn-Streik) funktioniert der Informationsaustausch zwischen den Verkehrsunternehmen nicht einwandfrei.

Sinnbildlich stehen sich die AVG und die Deutsche Bahn gegenüber. Trotzdem gab es auf der Testfahrt auch einige glückliche Gesichter. Denn trotz berechtigter Kritik der Stuttgart-Pendler aus dem Elzmündungsraum sehen die sog. "Audianer" bei der Stadtbahn viele Vorteile aufgrund der neuen Neckarsulmer Werkshaltestelle.

Haben sich im Januar noch wenige Audi-Mitarbeiter in der Stadtbahn verirrt, ist die Zahl der Zugfahrer deutlich angestiegen. "Viele sind schon auf die Stadtbahn umgestiegen. Das ist eine Entspannung und ein Vorteil, wenn man nicht mehr im Stau steht. Die Zeit, die eingespart wird, ist merklich spürbar", meint ein sichtlich entspannter Audianer.

Er ist sich sicher, dass sich in den kommenden Monaten noch viel mehr in die Stadtbahn trauen. Falls das passiert,, sollte die AVG dringend darauf achten,, dass mehr Fahrzeuge eingesetzt werden, denn "man ist nie sicher, wie viele Waggons tatsächlich einfahren".

Entspannt ans Ziel? Es kommt also darauf an! Vor allem hängt es davon ab, ob beide Züge tatsächlich gebraucht werden. Welche Verbesserungen können die Zugfahrer erwarten und welche Aussichten haben die Berufspendler für die Zukunft? Der Infokasten gibt einen Hinweis.

Eines ist aber jetzt schon sicher: Die Stuttgart-Pendler brauchen gute Nerven, sowieso wenn man in der Regionalbahn in Stuttgart sitzt und aufgrund Verspätungen anderer Züge (wie am Donnerstag) warten muss. Da reichen selbst die acht Minuten Umsteigezeit inkl. Bahnsteigwechsel in Bad Friedrichshall nicht mehr aus.

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