Grüne Landespolitiker stehen Mosbachern Rede und Antwort

Es wurde munter gefragt, diskutiert, von Tisch zu Tisch gewechselt in der Mälzerei. Sieben Thementische luden ein, das Motto: "Wir möchten mit den Menschen vor Ort über Probleme, aber vor allem über die Chancen der ländlichen Regionen sprechen."

26.02.2014 UPDATE: 26.02.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
Alles so schön grün hier: Das Angebot der Grünen im Stuttgarter Landtag, mit den Menschen im ländlichen Raum und vor Ort ins Gespräch zu kommen, funktionierte in der Alten Mälzerei bestens. Foto: Ursula Brinkmann
Von Ursula Brinkmann

Mosbach. Der Landwirt aus Mosbach will von Minister Alexander Bonde wissen, warum es ihm bürokratisch so schwer gemacht werde, nach dem ersten Schilfschnitt entlang eines Bachs das nachwachsende Schilf von Kühen "entfernen" zu lassen. Am Thementisch "Ländlicher Raum, Tourismus und Naturschutz" gibt es ganz konkrete regionale Anliegen.

Die Sache mit dem Schilf ist sogar für den Landwirtschaftsminister zu speziell. Doch er will's mitnehmen nach Stuttgart. Ein anderer, Vorstand einer Jagdgenossenschaft, der mit am grün verkleideten Stehtisch ist, kann nicht verstehen, weshalb Jäger auf überhandnehmende Wildschweine in der Dunkelheit nicht mit Nachtsichtgewehren zielen dürfen. Darauf hat Bonde eine Antwort parat: "Nicht vereinbar mit unseren Waffengesetzen."

Es wurde munter gefragt, diskutiert, von Tisch zu Tisch gewechselt in der Mälzerei. Sieben Thementische luden nach den Reden der Politiker ein, den Zweck der Veranstaltung mit konkreten Inhalten zu füllen, der da lautet: "Wir möchten mit den Menschen vor Ort über Probleme, aber vor allem über die Chancen der ländlichen Regionen sprechen." Wirtschafts- und Finanzthemen wurden ebenso behandelt wie Mobilität, Gesundheit, Bildung oder Umwelt. An manchen Tischen bildeten sich dichtere "Trauben", an anderen ging es intimer zu. Einzeln, zu zweit oder dritt standen die grünen Landespolitiker Rede und Antwort.

Die Gäste waren keineswegs ausschließlich grün. Christine Denz, grüne NOK-Kreisrätin, schätzt ihren Anteil auf ein Zehntel. Und auch der Moderator, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Landtag, Berthold Frieß, weiß anhand der Anmeldungen, dass das "gut durchmischte Publikum" vielfach aus Vertretern von Institutionen und Verbänden bestehe. Dazu Landrat Dr. Achim Brötel, Bürgermeister, Schulleiter, Landwirte, Kirchenleute, Bürgerinnen und Bürger. So sollte es sein.

Am Gesundheitstisch moniert eine Frau das Zwei-Klassen-System, und MdL Charlotte Schneidewind-Hartnagel verweist auf eine sozial gerechte Grundversorgung. "Die wird kommen." Am Nebentisch verteidigt Bildungsministerin Theresia Bauer das achtjährige Gymnasium, auch wenn sie die Sorge ihrer Gesprächspartnerin verstehen kann, dass "die Kinder nur noch durchgeschleust werden." Das G9 sei in Europa allerdings kaum verbreitet, wirbt die Ministerin für das schnellere Abi.

Der Versuch der Mosbacher Kulturverantwortlichen, doch noch eine finanzielle Spritze vom Land für den zweiten Kammmerchöre-Wettbewerb im Mai bei Bauer und ihrem kulturpolitischem Sprecher Manfred Kern herauszuholen, wird nicht von Erfolg gekrönt. "Institutionelle Förderung für ein Chorfestival können wir nicht in den Haushalt einstellen." Bauers Angebot: Die Kooperation zwischen Land und Kommune stärken.

Am Verkehrstisch gibt MdL Wolfgang Raufelder Auskunft darüber, wie sich die Landjugend bei der ÖPNV-Stange halten ließe (Sammelstellen für Busse, Echtzeitanzeigen in ihnen, Abstellmöglichkeiten für Anfahrtfahrzeuge, ein "gesunder" Mix bei der Nutzung von Bussen und Bahnen), und er gibt Tipps, wie Bürger eine "Shared-Space-Zone" beantragen können, also eine Verkehrsfläche ohne Verkehrsschilder, in der alle gleichberechtigt agieren, vom Lkw bis zum Rollstuhl.

Edith Sitzmann, Fraktionsvorsitzende und die Frontfrau bei allen vier Regionalkonferenzen, sieht im ländlichen Raum nicht nur das "Liebenswerte" und ein "vortreffliches Zuhause", sondern dank ihrer Gespräche mit Vertretern der Handwerkskammern, dass die Energiewende gerade auf dem Land ein Jobmotor, ein Wirtschaftsfaktor sein kann. Ihre Schlussworte entlieh sie mit Blick auf die Bleistift-Windrädchen, die sie den Gästen zum Mitnehmen empfahl, dem chinesischen Weisheitenschatz: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen."

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