Der südliche Odenwald (grau markiert ist die hessische Landesgrenze) ist Teil des Unesco Geoparks Bergstraße-Odenwald. Für Behörden ist das kein Argument gegen Windkraft. Screenshot: RNZonline
Von Carsten Blaue
Darmstadt. Für die Windkraftgegner steht die "Katastrophe" und der "Untergang des Odenwalds" schon vor der Tür. Weil sie davon ausgehen, dass die Regionalversammlung Südhessen in ihrer Sitzung am 14. Dezember im Frankfurter "Römer" den Teilplan Erneuerbare Energien verabschieden wird.
Darin werden auch die Flächen im Odenwald ausgewiesen, die in Zukunft, aber auch schon jetzt für den Bau von Windkraftanlagen in Frage kommen. Nun, ganz so weit sind die Regionalpolitiker noch nicht. Sie müssen sich in ihrer Sitzung zunächst mal mit den Stellungnahmen zum 2016 aufgelegten Planentwurf auseinandersetzen, die von Bürgern, Behörden und Interessenvertretungen abgegeben wurden. Erst dann kann es weitergehen in dem Verfahren, dessen Ende noch gar nicht richtig absehbar ist. Dennoch sind die Windkraftgegner in Alarmbereitschaft.
Immerhin, so Gegner-Sprecher Richard Leiner, gehe es im Naturpark Odenwald um 3000 Hektar Vorrangfläche. Praktisch jeder Höhenrücken im Süden und an der Landesgrenze zu Baden-Württemberg sei betroffen. Das Ländle nehme noch Rücksicht auf den Landschaftsschutz, in Hessen sei er abgeschafft worden.
Doch gerade Windparks an der Landesgrenze würden den Landschaftsschutz in baden-württembergischen Teilen des Odenwalds quasi aushebeln. Leiner verweist in einer Mitteilung darauf, dass der Schutz des hessischen Odenwalds schon vor zehn Jahren aufgegeben worden sei, weil Landschaftsschutzgebiete nicht mehr galten.
Allerdings habe man den Naturpark mit dem Geopark zum "Unesco Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald" verschmolzen. Dieser ist seit 2015 zudem "Unesco Global Geopark". Internationale Superlative, bei denen jedem Naturschützer und Windkraftgegner das Herz aufgeht. Nicht aber der Geschäftsstelle der Regionalversammlung Südhessen in Darmstadt. Diese stellt in den Unterlagen zur Dezember-Sitzung trocken und emotionsfrei fest: "Geoparks sind keine Schutzkategorie nach deutschem Recht".
Daher wurden auch die Windparks "Kahlberg" bei Grasellenbach oder "Greiner Eck" bei Hirschhorn genehmigt. Obwohl gerade das "Greiner Eck" als Fledermausschutzgebiet noch einen besonderen Status habe, wie Leiner betont. Auch die Verwaltung des Geo-Naturparks hat in einer Stellungnahme zum Teilplan eine Sichtweise bei der Genehmigung von Windrädern verlangt, die Landschaft, Landschaftsnutzung, geologisches Erbe und die Umgestaltung der Kulturlandschaft durch den Menschen berücksichtigt. Zudem gelte es, die Artenvielfalt zu schützen. Das alles widerspreche einer massiven Windenergienutzung im Geopark-Gebiet. Das sieht man in Darmstadt ganz anders.
Der Geopark erstrecke sich über die Landkreise Bergstraße und Odenwald komplett und den Landkreis Darmstadt-Dieburg teilweise. Eine solche Fläche "wegen eines Kriteriums" von der Windkraft auszuschließen, sei schon ein Widerspruch zu "höchstrichterlicher Rechtssprechung".
Einzelfallprüfungen müsse es daher geben. Die Behörde bleibt also hart. Und für Leiner und seine Mitstreiter geht der Kampf weiter - und zwar nicht nur für die Lebensräume des Schwarzstorchs und der Mopsfledermaus.
Sie sehen den Odenwald auch als Naherholungs- und Rückzugsgebiet für Städter aus der Rheinebene in Gefahr. Daher probieren es die Windkraftgegner jetzt auch mit einer Petition. Inzwischen, so Leiner, habe man schon 5000 Unterschriften gesammelt. Gegen Windräder, die seiner Meinung nach für den Klimaschutz gar nichts bringen. Und gegen den "Untergang des Odenwalds".