Schwetzingen

"Bringt Euch ein - werdet Teil der Demokratie"

SPD-Urgestein Franz Müntefering sprach als Gast der Bundestagskandidatin Neza Yildirim

27.08.2017 UPDATE: 28.08.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

SPD-Grande Franz Müntefering war von der Bundestagkandidatin Neza Yildirim (r.) eingeladen worden. Foto: Lenhardt

Von Stefan Kern

Schwetzingen. Der Saal im Restaurant "Blaues Loch" war rappelvoll, und die Luft hatte in Sachen Qualität ihren Zenit längst überschritten. Aber das schien hier beim politischen Dämmerschoppen der SPD niemand zu belasten. Im Gegenteil, mit Spannung warteten sie auf einen Mann ,der das Land und die Sozialdemokraten in den vergangenen Jahrzehnten wie wohl kaum ein anderer prägte. Es gibt im Politzirkus nicht wirklich viele Stars, aber Franz Müntefering gehört ganz ohne Zweifel dazu, auch wenn er mit seinem Abschied vom Bundestag vor vier Jahren eigentlich gar nicht mehr dazu gehört. Seine Stimme will dennoch gehört werden und wird ernst genommen.

Müntefering war auf Einladung der Schwetzinger SPD-Bundestagskandidatin Neza Yildirim gekommen, dabei verstand sich der frühere Vizekanzler, Bundesminister für Arbeit und Soziales, SPD-Vorsitzende und heutige Chef der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisation (BAGSO) nicht wirklich als Wahlkämpfer. Selbstverständlich stehe er für die SPD, aber mittlerweile gehe es ihm auch um das politisch Grundsätzliche. Engagement für die Politik im Rahmen der Verfassung scheint ihm ein Wert an und für sich zu sein.

Dabei will er vermeiden, dass die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gegeneinander ausgespielt werden. Ja, die Älteren werden mehr, und damit fällt ihnen in einer Demokratie automatisch mehr Gewicht zu. Aber das sei nicht per se schlecht. "Jede Gruppe hat das Recht sich zusammenzutun, Interessen zu formulieren und damit Einfluss zu nehmen." Entscheidend sei nur, dass das alle gesellschaftlichen Gruppen tun. Die Sorgen, dass die weniger werdenden Jungen dabei zunehmend an die Wand gespielt werden, teilt Müntefering nicht. Demokratie sei kein Spiel Mehrheit gegen Minderheit, sondern eine Ernst zunehmende und abwägende Suche nach der besten Lösung für alle. Und genau dieses Engagement mache in der Demokratie den Unterschied.

In der Politik geht es Müntefering um zwei Fragen. "Wie wollen wir leben, und was können wir dafür tun?" Dabei sind in der SPD Teile der Antwort auf die erste Frage immer klar. Es gehe um Gerechtigkeit und Anständigkeit. Nicht zu verwechseln mit Gleichmacherei. "Wir sind nicht alle gleich, aber wir sind alle gleich viel wert." Ein entscheidender SPD-Punkt sei dabei die Chancengerechtigkeit. Geburt und soziale Stellung dürften keine einengenden Determinanten für die Zukunft sein. Dafür habe die SPD schon immer gekämpft und darum gehe es auch weiterhin. Faire Bildungsperspektiven, anständige Löhne und Renten sowie die wahrhafte Umsetzung des ersten Artikels in der Verfassung: "Die Würde des Menschen ist unantastbar", seien nach wie vor Leitfäden einer gelingenden SPD-Politik. Und diese Leitfäden hätten sich genau wie die SPD noch lange nicht erledigt. Trotz Umfragetief, die SPD sei wichtig.

Worte, die Mut machten und dafür lohne jedes Engagement. Yildirim versprach denn auch bis zum Wahltag zu kämpfen. Umfragen seien Umfragen und Wahlen seien Wahlen.

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