Ein Mitarbeiter des Entsorgungsunternehmens AVR Kommunal mit einer Bioenergietonne. Fotos: zg
Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar. Schokolade und andere kleine Geschenke, ein rotes Herz auf der Mülltonne, freundliche Grüße vom Straßenrand. "Diese Zuneigung haben sich unsere Mitarbeiter wirklich verdient", freut sich Katja Deschner, Vorständin der AVR Kommunal AöR. Das Unternehmen ist unter anderem für die Abfallentsorgung im gesamten Rhein-Neckar-Kreis zuständig.
Die Wertschätzung der Bürger werde mit Freude registriert, ergänzt Deschner. Denn das sei nicht immer so gewesen. In Vor-Coronazeiten hätten sich ihre Mitarbeiter öfters Beschimpfungen anhören müssen, etwa wenn ein Müllfahrzeug kurzzeitig eine Straße blockiert habe. Es sei vereinzelt sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen. Aber das alles ist erst einmal Schnee von gestern. "Die Menschen merken nun, wie enorm wichtig eine funktionierende Abfallentsorgung ist", sagt Deschner gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung.
Blick in das Innenleben der AVR-Anlage in Sinsheim. Fotos: zgIm Dreischicht-Betrieb sei man die Sache angegangen, und da sich bislang kein Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert habe, sei es bei der Abholung der Restmüll- und Bioenergietonnen zu keinen nennenswerten Schwierigkeiten gekommen. Dies gelte auch für die Grüne Tonne Plus.
"In den vergangenen vier Wochen hat das abzutransportierende Volumen bei diesen Behältern zudem stark zugenommen", ergänzt die AVR-Chefin. So seien 17 Prozent mehr Restmüll, 20 Prozent mehr Biomüll und fünf Prozent mehr Wertstoffe angefallen. Auch dies sei eine Herausforderung gewesen, die man gemeistert habe.
Auf Grünschnitt, Elektroschrott, Metallabfälle und Co. hat die derzeitige Situation hingegen massive Auswirkungen. So sind die AVR-Anlagen in Sinsheim, Wiesloch, Ketsch und Hirschberg seit dem 16. März geschlossen. Abholungen auf Abruf sind beziehungsweise waren mit Ausnahme von Sperrmüll und Altholz vorübergehend eingestellt.
Von dieser Front gibt es allerdings sehr positive Nachrichten. "Grünschnitt holzig" wird seit dem 20. April nun drei Wochen lang nach vorheriger Anmeldung gebührenfrei am Grundstück abgeholt. Die Anmeldung zur Abholung von Elektrogeräten, Metallschrott und Alttextilien ist ab sofort wieder möglich. Die Schadstoffsammlung wird ab dem 11. Mai wieder durchgeführt. Die Behälterabfuhr sowie die Abholung von Sperrmüll- und Altholz finden uneingeschränkt statt.
Und es soll noch besser werden: Man habe in den vergangenen Tagen verschiedene Szenarien für eine Wiedereröffnung der AVR-Anlagen besprochen, erzählt Deschner. Anschließend habe man entschieden, dass die Anlagen ab dem 4. Mai unter bestimmten Vorgaben wieder öffnen können. "Dabei steht nach wie vor die Sicherheit an erster Stelle", betont Deschner.
So würden sich mit den erweiterten Öffnungszeiten die Sammelfahrzeuge der AVR beim Entladen nicht mit dem Kundenverkehr überschneiden. "Wir empfehlen den Bürgern, die Abfallanlagen nicht gleich in den ersten Tagen nach der Wiedereröffnung aufzusuchen, da mit einem erhöhten Andrang zu rechnen ist", sagt Deschner. Sie weist zudem darauf hin, dass es zu längeren Wartezeiten kommen könne, da nur eine begrenzte Anzahl an Fahrzeugen eingelassen werde.
Damit sei auch das Entsorgungsangebot für asbesthaltige Abfälle und Abfälle mit künstlichen Mineralfasern ab dem 7. Mai wieder regulär gültig. Die Anlieferung auf der AVR-Anlage Sinsheim sei immer donnerstags von 8 bis 12 Uhr möglich.
"Wir bitten die Kunden, den Anweisungen des Personals Folge zu leisten und die Einlassbeschränkungen sowie Verhaltensregeln vor Ort zwingend einzuhalten", appelliert Katja Deschner an die Vernunft der Bürger. Auch das Tragen eines Mundschutzes sei bei der Anlieferung auf den Anlagen und der Deponie in Wiesloch ab dem 4. Mai Pflicht.