Sie freuen sich über die Anschaffung der Aquatinta-Radierungen von Carl Kuntz (v. l.): Schwetzingens Oberbürgermeister René Pöltl, Caroline Westenhöfer, Erste Vorsitzende der Waibel-Stiftung, Frieder Hepp, Leiter des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg, und Dagmar Hirschfelder, Leiterin der Abteilung Gemälde und Grafik des Kurpfälzischen Museums. Foto: Lenhardt
Von Peter Wiest
Schwetzingen/Heidelberg. Kunst macht Freude - und Kunst macht Freunde. Das weiß nicht nur Frieder Hepp, der Leiter des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg. Und nicht nur das: Kunst kann Menschen miteinander verbinden - ganz besonders auch innerhalb einer Region wie der Kurpfalz, die sowieso zusammengehört.
Nicht zuletzt auch unter diesen Aspekten ist so die Schenkung, die das Museum jetzt von seinem Freundeskreis erhielt, etwas ganz Besonderes: Eine Folge von fünf kolorierten großformatigen Aquatinta-Radierungen aus dem Jahr 1795, die verschiedene Ansichten des Schwetzinger Schlossparks zeigen und von dem in Mannheim geborenen Maler und Radierer Carl Kuntz (1770-1830) stammen.
Direkt neben dem Schlosspark, nämlich im Schwetzinger Rathaus, wurden diese jetzt erstmals offiziell vorgestellt - nicht zuletzt auch zur Freude von Oberbürgermeister René Pöltl, den seinerseits mit Frieder Hepp seit langem eine Freundschaft verbindet.
Erworben werden konnten die Blätter mit Mitteln aus dem Nachlass von Eva Waibel, der 2014 verstorbenen Witwe des früheren Schwetzinger Oberbürgermeisters Kurt Waibel, der das Amt von 1962 bis zu seinem Tod im Jahr 1981 innehatte. Sie hatte in ihrem Nachlass unter anderem das Kurpfälzische Museum in Heidelberg mit 50.000 Euro testamentarisch bedacht. Ihr Wunsch dabei: Mit dieser Summe sollten Kunstwerke mit einem regionalen Bezug zu Heidelberg und Schwetzingen angekauft werden, wie die Erste Vorsitzende der Waibel-Stiftung, Caroline Westenhöfer, erläuterte.
Genau dies ist jetzt mit dem Ankauf in die Tat umgesetzt worden - wobei die Kuntz’sche Folge insgesamt sechs Blätter umfasst, so die Leiterin der Abteilung Gemälde und Grafik im Museum, Dagmar Hirschfelder. Zum Zeitpunkt der Schenkung befanden sich bereits drei Ansichten davon im Kurpfälzischen Museum: Der Apollo-Tempel, der Minerva-Tempel und die Moschee. Neu hinzugekommen sind jetzt die Ansicht der Ruine einer römischen Wasserleitung und der Tempel der Waldbotanik. Das Blatt mit der Ruine des Merkur-Tempels fehlt zwar noch - sein Haus sei aber zuversichtlich, auch dieses baldmöglichst erwerben zu können, so Frieder Hepp.
Nach den Worten von Dagmar Hirschfelder stellt die Schenkung eine bedeutende Ergänzung der Grafischen Sammlung des Museums dar. Die fünf Blätter sind zudem von anderer Hand koloriert und unterscheiden sich so bereits in ihrer farblichen Ausarbeitung stark von den schon im Museum befindlichen; sie geben unterschiedliche atmosphärische und jahreszeitliche Stimmungen wieder. Alle entstanden sie nach sechs im Jahr 1793 von Carl Kuntz gefertigten Gouachen, die sich heute in der Albertina in Wien befinden.
Die Radierungen waren ursprünglich Kurfürst Carl Theodor gewidmet und erregten bereits zu Lebzeiten des Künstlers allgemein großes Aufsehen, so Dagmar Hirschfelder. Wie sie erläuterte, begründeten sie Kuntz’ Ruf als "Kupferstecher". Pöltl unterstrich, dass diese Schenkung voll und ganz im Sinne von Eva Waibel erfolgt sei, "einer Schwetzingerin aus Leidenschaft mit vielerlei Bezug zu Heidelberg", wie er sagte.
Ihre Stiftung, deren Kapital sich auf etwa eine Million Euro beläuft, schüttet jedes Jahr einen namhaften Betrag aus für wohltätige Einrichtungen in ihrer Heimatstadt. Museums-Leiter Frieder Hepp wies seinerseits auf den bereits im Jahre 1811 gegründeten Freundeskreis seines Hauses hin, "der wohl älteste seiner Art in Heidelberg". Derzeit hat er immerhin um die 800 Mitglieder. "Und nicht zuletzt deren segensreiches Wirken zeigt", so Hepp, "dass Museen eben nach wie vor auch angewiesen sind auf kunstsinnige Bürger".
Info: Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg, Hauptstraße 97, Telefon 06221/58-34020. www.museum-heidelberg.de