Die blauschwarze Holzbiene hatte schon 2019 ein "starkes Jahr". Auch diesen Sommer kann sie vermehrt beobachtet werden. Foto: Steffen Ziegler
Heidelberg/Eberbach. (gin) Endlich ist es wieder warm. Die Tage sind lang und der Garten lädt bis in die späten Stunden zum Verweilen ein. Das freut nicht nur den Menschen. Selten ist er alleine bei seiner Auszeit in der Natur. Denn rund um ihn herum summt und brummt es.
Meist kennt man seine "wilden Nachbarn". Man trifft den Schmetterling, die Hummel und mit viel Glück auch mal den Hirschkäfer. Sie alle sind dem Auszeit-Suchenden von Kindesbeinen an bekannt. Allerdings lässt sich auch immer häufiger ein besonders lauter Brummer blicken, den noch nicht jeder zu Gesicht bekommen hat.
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Der Körper ist gedrungen, fast Hummel-artig. Aber der neue Garten-Mitbenutzer ist keineswegs schwarz-gelb gestreift. Nein, er ist blau-schwarz und mit bis zu 28 Millimetern Körperlänge vergleichsweise groß. Auch seine Flügel schimmern blau. Was ist das für ein Tier? Das fragten sich auch einige RNZ-Leser ...
Es handelt sich um die blauschwarze Holzbiene, die größte heimische Bienenart. Vermutlich durch den Klimawandel ist das wärmeliebende Insekt laut dem Nabu Heidelberg und Eberbach in Deutschland "auf dem Vormarsch". Und das sogar so stark, dass es nicht mehr auf der Roten Liste steht. Doch was bedeutet das für Mensch und Natur? Kann man dem neuen Nachbarn trauen?
> Die blaue Holzbiene ist völlig friedfertig, beruhigt der Nabu Heidelberg. Zwar reagierten manche Menschen ängstlich, wenn sie eine der Wildbienen sehen, aber sie würden einen Menschen nie von sich aus attackieren. Nicht mal in unmittelbarer Nähe ihres Nestes. Dennoch sollte man keinesfalls versuchen, Holzbienen mit der Hand zu fangen - doch das empfiehlt sich bei Bienen generell nicht.
> Das Insekt nistet in Totholz. Daher kommt auch der Name, erklärt der Nabu Eberbach. Mit ihren kräftigen Kauwerkzeugen bohrt es kleine Höhen in morsches Holz, um dort seine Brut aufzuziehen. Dabei produziert es sogar richtiges Sägemehl.
> Sorgen sind unbegründet. Die Biene interessiert sich nur für morsches Holz. Besonders alte Bäume mit Totholzpartien in sonniger Lage haben es ihr angetan. Holz, das mit Lasuren oder Lack gestrichen ist, wird nicht besiedelt.
> Wenn sich die Tiere in altem Fachwerk oder beispielsweise einem Carport häuslich einrichten, empfiehlt die Deutsche Wildtier Stiftung, sich an die Untere Naturschutzbehörde des jeweiligen Landkreises zu wenden. Mit dieser ist das weitere Vorgehen zu besprechen, da die Bienen unter Naturschutz stehen und nicht einfach beseitigt werden dürfen. Die Untere Naturschutzbehörde berät individuell, wie mit dem "Untermieter" zu verfahren ist.
> Holzbienen sind keine Bedrohung für Menschen und Natur. Wegen ihrer Bestäuberfunktion sind sie für die Natur und auch für unsere Lebensmittelerzeugung unentbehrlich.
> Die Holzbiene ist auf dem Vormarsch. Bei der Insektensommer-Aktion des Nabu wurde sie 2019 mehr als dreimal so oft beobachtet wie im Vorjahr. Das heißt laut Nabu, dass die Insekten wahrscheinlich bereits ein starkes Vorjahr hatten und gut durch den Winter gekommen sind.
> In Baden-Württemberg kommt der Brummer nur in Lagen unterhalb von 500 Metern vor, bevorzugt in der Oberrheinebene sowie im Neckartal.
> Das Problem der Holzbiene ist, dass sie zum Nestbau auf totes Holz angewiesen ist – und das findet sich immer seltener. Tote Bäume stellen im Siedlungsbereich häufig ein Risiko da. Und Streuobstwiesen mussten oft Neubausiedlungen weichen. Wo immer es möglich ist, sollten also alte Bäume mit teilweise totem Holz erhalten werden.
> Ein Zuhause geben kann den Holzbienen und anderen Insekten, wer zum Beispiel die Stämme abgestorbener Bäume stehen läßt. Eine Alternative ist ein Insektenhotel, das an einer regengeschützten, sonnigen Stelle im Garten aufgestellt wird. Wer bevorzugt Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütler im Garten anpflanzt, bietet den Tieren zudem ausreichend Nahrung.