"Vorurteile gehören ins Reich der Fabeln"
Rhein-Neckar. Bienen, Hornissen, Wespen: Wer Ärger mit Nestern von Wespen und Hornissen hat, kann sich im Rhein-Neckar-Kreis an speziell ausgebildete Experten wenden.
Rhein-Neckar. Während die einen schon beim Anblick von Wespen und Hornissen Herzklopfen bekommen, haben andere keinerlei Berührungsängste mit diesen eher unbeliebten Insekten. Ganz im Gegenteil: Sie lassen sich in ihrer Freizeit sogar zum "Ehrenamtlichen Hornissen- und Wespenfachberater" ausbilden. Sieben dieser Experten gibt es im Rhein-Neckar-Kreis.
Und von ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten soll jetzt die Allgemeinheit profitieren. "Wer beispielsweise Ärger mit Nestern von Wespen und Hornissen im Garten oder am Haus hat, kann die Berater kontaktieren", sagt Marion Rapp, Pressesprecherin der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg.
Die Einrichtung hat erst jüngst wieder 20 Teilnehmer im Rahmen eines landesweiten Qualifikationsseminars fit für ihren Einsatz an der "Front" gemacht. Den Insektenfreunden wurde bei der zweitägigen Fortbildung in Stuttgart nicht nur Theoretisches, wie Biologie, Ökologie, Rechtliches, Gefährdung und Schutz, sondern auch Praktisches vermittelt. So wurde unter anderem eine Umsiedlung an einem aktiven Hornissennest demonstriert.
"Natürlich darf eine solche Demonstration nur an einem Nest gezeigt werden, das aus naturschutzfachlichen Gründen umgesiedelt werden muss", betont die Biologin und Kursleiterin Kerstin Heemann in einer Pressemitteilung. Für eine solche Umsiedlungsaktion brauche man eine Ausnahmegenehmigung, die von der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises ausgestellt werde.
Doch die Experten müssen nicht immer gleich ausrücken. "Viele besorgte Bürger lassen sich schon am Telefon beruhigen und durch sachkundige Argumente von der Friedfertigkeit vieler Wespen und vor allem Hornissen überzeugen", betont Heemann. Manchmal funktioniert das allerdings nicht, denn die Liste der Vorurteile gegenüber Wespen und Hornissen ist lang, weiß NABU-Expertin Melanie von Orlow. Ihrer Meinung nach gehören sie allesamt ins Reich der Fabeln, schreibt sie auf der Homepage des Naturschutzbundes.
Durch eine bessere Einschätzung zum Teil bekannter Situationen können selbst Hornissen und Menschen friedliche Nachbarn werden, heißt es dort weiter. So sei es im Sommer ratsam, süße Nahrungsmittel im Freien abzudecken und Limonaden mit Strohhalm zu trinken. Außerdem sei es kontraproduktiv, nach anfliegenden Tieren zu schlagen.
Wer nun ein Nest in seinem Garten entdeckt hat, kann sich an die Untere Naturschutzbehörde des Rhein-Neckar-Kreises wenden, erläutert Marion Rapp. Die Anfrage wird dann an einen Fachberater weitergeleitet, der sich die Situation mitunter auch vor Ort ansieht. Meist führe die individuelle Beratung aber zum Belassen der Nester, weiß Rapp. Dies komme nicht nur den Tieren zugute, sondern auch den "Nestbesitzern", da sie zum einen faszinierende Naturbeobachtungen in entsprechender Entfernung vom Nest machen und zum anderen mit weniger Mücken rechnen könnten. Denn Wespen würden eine wichtige Rolle als Insektenjäger und Naturpolizei spielen.
Info: Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises erreicht man unter der Rufnummer 07261/9466-5239. Weitere Infos zum Thema unter www.nabu.de.