Schwetzingen: 24 Flüchtlinge ziehen ins Hotel Atlanta

Am heutigen Freitag kommen Flüchtlinge im Hotel Atlanta im Gewerbegebiet unter - Informationsveranstaltung des Rhein-Neckar-Kreises

17.09.2015 UPDATE: 18.09.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden

Im Hotel Atlanta im Gewerbegebiet sind derzeit 130 Asylbewerber untergebracht, am heutigen Freitag kommen noch einmal 24 weitere dazu. Das wurde von den Verantwortlichen in der jüngsten Bürgerinformationsversammlung bekannt gegeben. Fotos: Lenhardt

Von Harald Berlinghof

Schwetzingen. Die Flüchtlingszahlen explodieren. In Europa, in Deutschland, in Baden-Württemberg, im Rhein-Neckar-Kreis und in den Kommunen. In Schwetzingen sind mehr als 300 Flüchtlinge im sogenannten "Camp", der Containeranlage neben der Kilbourne Kaserne, unter gebracht und im Hotel Atlanta im Gewerbegebiet sind es 130 Asyl suchende.

Am heutigen Freitag sollen zwölf Afghanen und zwölf Eritreer dazukommen, sodass die Gesamtbelegungszahl dann bei 154 Personen liegt. Bis auf eine Familie soll es sich nur um Männer handeln. "Die Obergrenze liegt bei 160 bis 180 Personen", betonte Stefan Becker, Leiter des Ordnungsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, in einer Bürgerinformationsveranstaltung zur vorläufigen Unterbringung von Flüchtlingen in dem ehemaligen Hotel.

Von vielen Anwohnern war zuvor die Informationspolitik des Rhein-Neckar-Kreises kritisiert worden. Völlig unvorbereitet sei die Nutzung des Gebäudes zur Flüchtlingsunterbringung über die Nachbarschaft hereingebrochen - so jedenfalls wurde es empfunden. Becker gestand ein, dass der Informationsablauf nicht gut genug abgelaufen sei. "Aber wir hatten ja auch gar keine Zeit. Uns sind ganz plötzlich Anfang Juli statt 250 doppelt so viele Asylbewerber zugewiesen worden wie zuvor erwartet. Wir mussten zur Vermeidung von Obdachlosigkeit deshalb schnell handeln".

Man habe daher das Hotel Atlanta mit Einverständnis des Eigentümers, der letzte Hotelgäste in andere Häuser verlegen konnte, im Rahmen des Polizeirechts, ohne eine Nutzungserlaubnis für soziale Unterbringungen, mit Flüchtlingen belegt. Es werde jetzt eine Nutzungsänderung im Baurecht angestrebt.

Aber gegenwärtig werde das Hotel nur als zeitlich befristete Notunterkunft genutzt. Auf Nachfrage aus dem Publikum bestätigte er, dass ein Zehn-Jahres-Vertrag existiere. "Es gibt in Schwetzingen gegenwärtig keine andere Alternative", sagte Becker. "Und wir können im Rhein-Neckar-Kreis keine 3000 Leute unterbringen, ohne dass diese Menschen mit Nachbarn in Berührung kommen. Das geht nicht".

Viele der rund 60 Bürgerinnen und Bürger fühlen sich auch nicht bedroht, sondern wollen helfen. Es gibt allerdings auch Fälle, die nachdenklich machen. Zum Beispiel der Inhaber der "Atlanta bar lounge" im Hotel. Keine Hotelgäste bedeuten keine Kunden und keine Einnahmen. Flüchtlinge gehen nicht in eine Bar. "Um uns hat sich bis jetzt noch niemand gekümmert. Wir haben 40 000 Euro in das Bistro investiert. Bei uns war noch niemand vom Kreis oder der Stadt".

Anwohner beklagen nächtlichen Lärm und seit dem Einzug bereit fünf nächtliche Feuerwehreinsätze, weil Rauchmelder angesprungen seien. Hubert Böllinger, Leiter des Schwetzinger Polizeireviers konnte beruhigen. Keine ernsthaften Brände oder sonstige Gewaltdelikte seien vorgekommen. Es habe sich nur um ein technisches Versagen gehandelt, das beseitigt sei. Zum gegenseitigen Verständnis soll ein Willkommensfest im Hotel Atlanta am 4. Oktober ab 14 Uhr beitragen. Alle Bürgerinnen und Bürger sind dazu eingeladen.

Sozialarbeiter Herbert Eppel berichtete schließlich, was er und seine Arbeitskollegen für die Flüchtlinge tun können. Er forderte auch die Vereine auf, sich zu engagieren. Jeder Flüchtling ist über den Badischen Sportbund automatisch versichert, wenn er in Vereinen mitspielt. "Dazu muss er kein Mitglied sein", sagte Eppel. Gleichzeitig bat er darum, dass Spenden nicht einfach vor den Unterkünften abgestellt werden sollen. "Wir werden teilweise überschüttet mit Spenden". Man will bei den professionellen Betreuern und auch bei den Ehrenamtlichen vom Asylarbeitskreis den Überblick behalten, sonst versinke alles im Chaos. Und es gebe auch Streit unter den Asylbewerbern wegen der Sachen. Man versuche Bedarfslisten zu erarbeiten, um die zentral gesammelten Dinge dann kontrolliert weiterzugeben.