Naturschutzwanderung auf der Kollerinsel

Hier hat die Natur ihre Ruhezonen

Politiker erkundeten im Rahmen einer "Naturschutzwanderung" die Kollerinsel - Bei Reitern, Seglern und Schwimmern beliebt

29.06.2017 UPDATE: 30.06.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Die Kollerinsel ist ein wahres Naturparadies - aber es gibt hier auch zahlreiche Freizeitangebote, unter anderem einen Campingplatz.

Von Harald Berlinghof

Brühl/Rhein-Neckar. Eine Insel, die keine Insel ist, und eine Eule, die keine Eule ist. Und ein Stück Baden-Württemberg, das auf linksrheinischer, also eigentlich Pfälzer Seite liegt. Wenn so viele Besonderheiten zusammenkommen, dann ist das Grund genug, dass sich die politische Prominenz dort trifft, um sich darüber zu informieren.

Umweltstaatssekretär Andre Baumann, Finanzstaatssekretärin Gisela Splett und Regierungspräsidentin Nicolette Kressl nahmen jetzt die Gelegenheit wahr, sich in einer "Naturschutzwanderung" durch das Landschaftsschutzgebiet Kollerinsel über die vielfältige Nutzung des rund 400 Hektar großen Gebiets zu informieren.

Die Kollerinsel, die eigentlich nur eine Halbinsel ist und von Otterstadt aus trockenen Fußes auch mit dem Auto erreichbar ist, bietet Natur und Mensch gleichermaßen Möglichkeiten, sich zu entfalten. Sie liegt auf Brühler Gemarkung, und Bürgermeister Ralf Göck ließ es sich deshalb auch nicht nehmen, an der Wanderung teilzunehmen. Schließlich muss er sich als Bürgermeister mit den vielfältigen Wünschen der Bürger auseinandersetzen. Die Freizeitnutzungen wurden an der südöstlichen Ecke konzentriert - Campingplatz, Hundestrand, FKK-Strand, Segler - um der Natur Ruhezonen zu belassen.

Von der Gemeinde Brühl aus kann man die "Insel" nur mit der Fähre erreichen. Wichtig ist dabei die Tatsache, dass das weitläufige Gelände großteils im Besitz des Landes Baden-Württemberg ist und damit die Gestaltungsmöglichkeiten in Sachen Naturschutz, Flächennutzung und Hochwasserschutz optimal aufeinander abgestimmt werden können, wie Gisela Splett erklärte.

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Die ausgedehnten Wiesenflächen werden ausschließlich extensiv bewirtschaftet, was bedeutet, dass die Flächen nicht vor Juni gemäht und nicht gedüngt werden. Und ausgesät wurden seinerzeit nicht angekaufte Wiesensamen-Mischungen, sondern Samen aus der Heumahd der wenigen verbliebenen Wiesen. Gegenüber der früheren Situation habe man mehr als die Hälfte der Ackerflächen in ökologisch bedeutsamere Wiesen umgewandelt, betont Göck. Und Andre Baumann, der seit einem guten Jahr als Staatssekretär im Stuttgarter Umweltministerium tätig ist, stimmt dem ohne Einschränkung zu. Für ihn ist der Schutz der Heimat, der Schöpfung und der biologischen Vielfalt ein und dasselbe.

Dann verblüffte er die Teilnehmer an der Wanderung mit seinem Wissen über die seltene Berghaarstrangeule. Die Eule ist aber kein Raubvogel, sondern eine kleine unscheinbare Nachtfalterart. Aber auch solche Arten verdienen Beachtung und den Erhalt ihrer Lebensräume, glaubt der ehemalige NABU-Landesvorsitzende.

Das Land befördert die Umwandlung von Acker- in extensives Grünland und den Erhalt von Altbäumen und Altgehölzen. Insbesondere der selten gewordenen Schwarzpappel gilt dabei ein Augenmerk. Mitten aus einer gewaltigen Wiese ragt inmitten der Kollerinsel eines ihrer bedeutenden Naturdenkmäler in den Himmel.

Es ist eine schätzungsweise 500 Jahre alte Schwarzpappel, die von einem dichten Gehölzrand umwuchert wird. An ihren zerfurchten und mehr als drei Meter dicken Stamm gelangt man nur durch das Dickicht.

Die Kollerinsel bietet Reitern, Seglern, Schwimmern und Freizeitcampern Raum für ihre Betätigungen. Bis vor einiger Zeit hat auch die HeidelbergCement-Gruppe dort Kiesabbau betrieben und gleichzeitig damit die Uferbereiche am Rhein nach naturschutznahen Vorgaben gestaltet.

Doch die Kollerinsel dient auch dem Hochwasserschutz. Sie ist als Katastrophenpolder gestaltet, der sechs Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten kann, falls es am Rhein zu einem außerordentlichen Hochwasser kommen sollte, das die Mannheimer Innenstadt oder die Ludwigshafener Seite mit dem Chemieriesen BASF bedrohen könnte.

"Das bewirkt zwar nur eine Absenkung des Rheinpegels um zehn Zentimeter, aber das können die entscheidenden Zentimeter sein", betont Bernd Müller vom Fachbereich Vermögen und Bau BW Amt Mannheim-Heidelberg. Und der Kollerinsel-Polder ist schließlich nicht der einzige Retentionsraum entlang des Rheins, der künstlich angelegt wurde. Bisher musste der Kollerinsel-Polder, der auf baden-württembergischer Gemarkung liegt und vom Land Rheinland-Pfalz angelegt wurde, aber noch nie geflutet werden.

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