Gefühlvolles aus Schottland von Runrig (plus Fotogalerie)
4000 Fans bei der Folkrock-Band "Runrig" im Schwetzinger Schlossgarten
Von Rolf Kienle
Schwetzingen. Der Himmel über dem Schwetzinger Schloss gab sein Bestes: Ein kraftvolles bis kitschiges Abendrot als perfekte Beigabe zu dem Pathos der schottischen Gruppe "Runrig", die am Donnerstagabend einen eindrucksvollen Auftritt vor 4000 Besuchern hinlegte.
Sowohl der Abendhimmel, als auch der Mond müssen im Bunde mit den Musikern stehen, denn beides vervollständigte irgendwie die Video-Botschaften, die im Bühnenhintergrund liefen: Weite schottische Landschaften mit Küsten, Feldern, Bergen, dann die Filmaufnahmen aus alten Zeiten - immer voller romantischem Feingefühl und sicher nicht mit der Absicht, Werbung für einen Schottland-Urlaub zu machen. Den haben die meisten der "Riggies", die Fans von "Runrig", vermutlich längst hinter sich. Aber: Fernweh kommt schon mal auf.
Nach dem eher mühevollen Einstieg in das "Musik im Park"-Vergnügen im Schwetzinger Schlossgarten - zu Anastacia am Abend zuvor kamen gerade 1000 Besucher - hatten die dienstältesten Folkrock-Schotten gewissermaßen volles Haus.
Womöglich hat auch deren Ankündigung, dass dies nach 44 Jahren die letzte Tournee sein werde, sehr dazu beitragen, dass sich alle "Runrig"-Freunde aufmachten, nochmals live dabei zu sein. Aber dass wirklich bald Feierabend sein könnte für Rory MacDonald (Bass), Iain Bayne (Schlagzeug), Calum MacDonald (Percussions), Bruce Guthro (Gesang, Gitarre), Brian Hurren (Keyboards) und Malcom Jones (Gitarre) glaubt ohnehin keiner; das haben schon ganz andere angekündigt.
Anderseits: Den Gründer-Brüdern MacDonald, sowie Iain Bayne und Malcolm Jones, die fast von Beginn an dabei waren, würde man freilich den Ruhestand gönnen. 44 Jahre sind schließlich ein reiches Arbeitsleben und ein Abschied die Krönung einer gelungenen Karriere.
Manche Besucher sind wohl auch deshalb gekommen, weil sie die große Hymne "Loch Lomond" wieder hören wollten, eine Art Nationalhymne Schottlands. Dafür mussten sie sich allerdings zwei Stunden gedulden: Das Stück, das als einer der besten Folkrock-Songs aller Zeiten gelten darf, wurde als Zugabe gespielt.
Die Herren von "Runrig" können es noch. Von Verschleißerscheinungen keine Spur. Gut zwei Stunden spielten sie die besten Songs ihrer Alben frisch und unverbraucht und mit viel Spaß. Das kommt an bei den Besuchern: Die Stimmung ist großartig, und offenbar kennt sowieso jeder die Texte der Band auswendig und singt erstaunlich textsicher mit, was zur spontanen Gründung eines der größten Chöre führte.
Mit ihrer Musik ist es den Herren von "Runrig" gottlob früh gelungen, den klassischen traditionellen Folk ihres Heimatlandes großteils zu verlassen und moderne Rockelemente einzubinden. Das gibt dem Sound der Band etwas, das man immer und zu allen Zeiten hören kann. Das hat auch in unruhigen Zeiten Bestand und macht die Musik der Band sympathisch.