Übte sich einmal mehr in musikalischem Understatement, ging am Ende des Konzerts jedoch dann doch noch aus sich heraus: Mark Knopfler in der SAP Arena. Foto: Alfred Gerold
Mark Knopfler in der SAP Arena: Ganz entspannt im Hier und Jetzt; ganz verklärt im Gestern und Vorgestern
Von Peter Wiest
Mannheim. Anscheinend kann er machen, was er will - die Fans finden’s immer super. Und am Ende zeigt sich dann ja auch, dass sie damit Recht haben: Der Mann ist einfach eine Klasse für sich. Was Mark Knopfler allerdings am Samstag bei seinem Konzert in der bis auf wenige Plätze ausverkauften Mannheimer SAP Arena zum Auftakt bot, war schon eine Eröffnung der ganz unterkühlten Art, wie man sie selbst von ihm kaum so erwartet hätte: Die ersten beiden Stücke waren, sorry Mark, einfach nur langweilig.
Was seine Fans wiederum jedoch keineswegs davon abhielt, trotzdem schon mal frenetisch zu applaudieren. Und das war dann letztlich ja auch gut so: Denn von da an ging’s bergauf.
Zwar übte sich der Meister auch weiterhin und letztlich fast das ganze Konzert über im für ihn typischen Understatement und in Zurückhaltung. Aber vom dritten Stück "Privateering" an kamen sie dann endlich immer mehr und immer wieder, diese einfach wundervollen, unnachahmlichen feinfühligen Gitarren-Licks und virtuosen Klangpassagen, wie sie in dieser Mischung von Technik und Feeling sonst kein anderer beherrscht.
Und um die zu hören, waren die Fans schließlich gekommen. Alles gut also - um so mehr, als sich der Meister zugänglich zeigte für das, was die meisten Konzertbesucher erhofft hatten, nämlich einige Prachtstücke der alten Dire Straits. Spätestens beim zarten Intro zu "Romeo und Juliet" gab es nur noch zufrieden lächelnde und verzückt dreinblickende Gesichter im Publikum - erst recht unmittelbar danach, als es tatsächlich überging zu "Sultans of Swing".
Und ja, der Sultan swingt noch. Irgendwie merkt man ihm zwar an, dass er das Stück schon mindestens 5000 mal gespielt hat. Aber Knopfler wäre nicht Knopfler, wenn er ihm nicht auch noch beim 5001. Mal Variationen abgewinnen könnte, die es immer wieder neu und anders klingen lassen - phänomenal!
Zwischendurch, auch das ein großes Plus bei diesem Konzert, gab Knopfler den sieben wunderbaren Musikern, die er mitgebracht hatte, jede Menge Freiraum, so dass es weit mehr wurde als ein Solo-Abend - insbesondere bei den neueren Stücken, die sehr geprägt sind von keltischen Klängen, was ja mittlerweile sein neues Markenzeichen zu sein scheint. Zum Ende allerdings dann mit "Telegraph Road" doch nochmal ein alter Knüller - und was für einer! 20 Minuten lang zauberte der Meister einen unnachahmlichen Gitarrenpart nach dem anderen hin, ging zum Erstaunen der Fans für seine Verhältnisse völlig aus sich heraus - und brachte das Publikum (endlich!) sogar dazu, die Stühle zu verlassen und nach vorne zur Bühne zu stürmen.
Knopfler 2015 also: Entspannt und ganz zufrieden im Hier und Heute, kompromisslos bei seiner neuen Musik - aber immer wieder auch noch mal verklärt eintauchend ins musikalische Gestern. Mehr kann sich ein Fan nicht wünschen.