"In so einer Stadt will man dann gerne bleiben"

Mannheim. Die Studentin Saskia Weber hat mit Kommilitonen für die Konversionsflächen ein etwas anderes Mehrgenerationenhaus entwickelt

12.03.2012 UPDATE: 12.03.2012 06:26 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Von Nicole Hess

Mannheim. Über die künftige Nutzung der 510 Hektar Konversionsflächen machen sich in Mannheim im Moment viele Menschen Gedanken. Zum Beispiel die BWL-Studentin Saskia Weber. Gemeinsam mit Kommilitonen hat sie das Konzept eines Mehrgenerationenhauses entwickelt, das auf einem ehemaligen Militärgelände entstehen könnte.

Warum wählen so viele junge Leute Mannheim als Studienort, verlassen die Stadt aber möglichst schnell nach dem Examen? Das ist eine Frage, die Weber schon lange beschäftigt. Ihr Mehrgenerationenhaus, glaubt sie, könnte zu einer Lösung dieses Problems beitragen. Mit ihm sieht sie gleich mehrere Ziele verwirklicht: Wenn Junge und Alte miteinander leben, verringert sich die Distanz zwischen den Generationen. Studierende mit Kind werden entlastet und müssen sich weniger Sorgen um ihr Studium machen. Senioren können berufstätige Eltern im Alltag unterstützen und eine neue Aufgabe bekommen.

Und alle finden in diesem Haus einen Ort, an dem sie sich wohlfühlen und mit dem sie sich identifizieren können.

Vielleicht, sagt Weber, wäre Mannheim für sie selbst auch nur eine "Durchreisestation" gewesen. Aber dann hat die 21-Jährige, die aus Groß-Umstadt in der Nähe von Darmstadt kommt, "eine ganz neue Dimension" kennengelernt: Als sie begann, sich mit der Konversion zu beschäftigen, entdeckte sie auch die Stadt für sich auf eine ganz neue Weise.

Nach einem halben Jahr, als sie sich halbwegs an der Universität orientiert hatte, schloss sich Weber im Sommer 2011 der studentischen Initiative SIFE (Students In Free Enterprise) an, deren Mitglieder ihr an der Universität erworbenes theoretisches Wissen in praktische Projekte umsetzen, die oft einen sozialen Hintergrund haben (wir berichteten).

Dort kam zum ersten Mal der Gedanke an ein Mehrgenerationenhaus auf. Parallel dazu lud die Stadt SIFE-Mitglieder ein, an einem Studenten-Workshop zum Thema Konversion teilzunehmen. "Wir haben dort viel diskutiert und spannende Ansätze gehört", berichtet Weber, die im Weißbuch Konversion als "Testimonial" aufgeführt wird.

Der Enthusiasmus, von dem sie berichtet, ist auch bei der jungen Frau selbst zu spüren. "Natürlich gibt es schon Mehrgenerationenhäuser". Aber das Konzept, das sie mit Kommilitonen entwickelte, sei besonders: In dem Haus sollten die Menschen Kontakt miteinander haben und sich gegenseitig unterstützen. Das Team habe sich mehrere Mehrgenerationenhäuser angeschaut und analysiert, was dort gut laufe und was weniger gut. Und eine Straßenumfrage gab es auch. "Wenn alle gesagt hätten, dass sie sich das nicht vorstellen können, hätten wir schon gezweifelt", sagt Weber. Aber das sei nicht der Fall gewesen.

Gerade ältere Menschen - die Generation der über 60-Jährigen - seien ganz dankbar, wenn sie ihre Zeit nicht nur bei Altennachmittagen verbringen sollten, sondern eine Aufgabe im Leben hätten und Kontakt zu jüngeren Menschen. Wie genau das Geben und Nehmen im Alltag aussehen soll, dass "Bewerbungsgespräche" der potenziellen Bewohner sinnvoll sein könnten, ob man eine Hausordnung brauche oder nicht - über all das haben sich die Studenten schon Gedanken gemacht.

Im Moment ist allerdings noch nicht klar, ob das Mehrgenerationenhaus jemals kommt. Die Stadt, sagt Weber, sei jetzt am Zug, den nächsten Schritt zu tun. "Ich halte es aber nicht für unrealistisch." Der städtische Konversionsbeauftragte Konrad Hummel habe den Eindruck gemacht, der Idee sehr aufgeschlossen gegenüberzustehen.

Und es ist nicht die einzige, die die Mannheimer Studenten für die ehemaligen Flächen der US-Armee haben. "Es wäre reizvoll", sagt Weber, "einen kleinen Campus zu haben, wo die Studenten wohnen können, wo es ein System an Wissenschaft gibt." Kommilitonen wünschten sich mehr Freiraum für Outdoor-Events und Platz zum Skaten, immer wieder genannt werden ein gutes Fahrradsystem und die Begrünung der Stadt.

Im Kern treibt die Studenten eben alle die gleiche Frage um. Weber formuliert sie so: "Wie müsste die Stadt aussehen, dass wir hier gerne bleiben wollen?"

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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