"Der Jahrgang 2011 war nur in der Spitze hervorragend"

Rhein-Neckar. Am Mittwoch wurde der "Eichelmann 2013", das Standardwerk des Deutschen Weines, auf dem Heidelberger Schloss vorgestellt

15.11.2012 UPDATE: 15.11.2012 07:27 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Gerhard Eichelmann (mit Weinführer) und die ausgezeichneten Winzer. Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Rhein-Neckar. Den Jahrgang 2010 fand Gerhard Eichelmann schlecht. Mit Ausnahme der Spitzenerzeugnisse. Das Folgejahr sei für die Winzer zwar einfacher gewesen und habe eigentlich alle Möglichkeiten geboten, aber: "Auch die 2011er waren nur in der Spitze hervorragend." In der Breite und Substanz der Kollektionen habe es gefehlt, so Deutschlands renommierter Weintester. In der Masse also wenig Klasse. Zu vielen Winzern sei es nach dem mageren Vorjahr um die Erträge gegangen. Ökonomisch verständlich, für den Weinfreund jedoch ein Ärgernis, so Eichelmann. Aber das sollte gestern nicht das Thema sein bei seinem "Weingipfel" im Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlosses. Der Gastgeber stellte gemeinsam mit seinem Redaktionsteam den "Eichelmann 2013" vor, das Standardwerk zum deutschen Wein. Da stehen die besten Erzeuger im Mittelpunkt, und die kommen einmal mehr von der Mosel, aus Rheinhessen, vom Kaiserstuhl - und aus Franken.

Für die beste Weißweinkollektion wurde das Weingut Rainer Sauer aus dem fränkischen Escherndorf ausgezeichnet. Vor allem für die Bandbreite seiner Silvaner, einer Sorte, die wieder berechtigte Anerkennung findet. Doch Sauer nutzte die Gelegenheit für eine Warnung: "Die Klimaerwärmung ist die größte Herausforderung für uns Winzer." Mehr Zucker in der Beere bedeutet mehr Alkohol und Schwere im Wein. Die Kunst wird in Eleganz, Aromatik und Trinkbarkeit liegen.

Für Eichelmann faszinierende Spätburgunder aus dem Achkarrer Schlossberg und dem Ihringer Winklerberg prägen das Sortiment des Weinguts Dr. Heger aus Ihringen am Kaiserstuhl, das mit der besten Rotweinkollektion geführt wird und in den vergangenen Jahren noch feinere, noch komplexere Pinots präsentierte. "Im Kommen" ist der "Aufsteiger des Jahres", André Landgraf aus Saulheim. Sein Aufschwung steht exemplarisch für den Aufschwung Rheinhessens und für ambitionierten Weinbau auf biologischer Basis. Weniger Chemie im Weinberg: Das freut Eichelmann besonders. Die komplexen, reintönigen Weine von Thomas Haags Weingut Schloss Lieser an der Mosel belohnte Eichelmann mit der Auszeichnung für die beste edelsüße Kollektion. In seine Bibliothek der Weinklassiker nahm Eichelmann ein Großes Gewächs aus Rheinhessen auf, den Morstein "GG" Riesling des Weinguts Wittmann in Westhofen.

Nun obliegt es jedem Weinfreund selbst zu beurteilen, ob er Eichelmanns Bewertungen teilt. Am heutigen Donnerstag kommt das Buch in den Handel. Insgesamt führt der "Eichelmann 2013" genau 930 Weingüter und 9666 Weine. Zum Standardwerk macht das 980 Seiten starke, unverkennbar gelbe Buch auch seine Entstehung. Viele Weine werden blind verkostet, also nicht nach Erzeugern, sondern nach Rebsorten und Weintypen.

Die Betriebe werden alphabetisch geführt und bekommen für ihre Gesamtleistung zwischen einem und fünf Sternen. Zu jedem Winzer und seinem Angebot gibt es ein Kurzportrait, zudem Adressen, Besuchszeiten, Preise der Weine und Hinweise auf "Schnäppchen" für gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Nach den Auszeichnungen servierte Martin Scharff, jüngst mit einem Stern ausgezeichneter Koch der "Schlossweinstuben", seine Genüsse zu den guten Tropfen. Dabei baute Gerhard Eichelmann schon mal etwas Druck auf die Winzer auf, was den Jahrgang 2012 angeht: "Alles ist möglich. Die Voraussetzungen sind so gut wie lange nicht mehr."

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