Claudia Kabashi (r.) kennt ihre Kunden gut. Bei den meisten fällt es ihr auf, wenn diese länger im Urlaub sind oder aus anderen Gründen wegbleiben. Foto: Selma Badawi
Von Selma Badawi
Mannheim. Um 8 Uhr morgens ist es noch leer im Rösterei-Café "Lauri" in der Seckenheimer Straße. Nur die Inhaber Claudia Kabashi und ihr Mann Gjergj machen sich um diese Uhrzeit schon ihren Kaffee. Beim Espresso an der Theke genießen sie hier ihren in Start in den Tag.
Das Ambiente wirkt von außen schlicht. Die Fenster mit Jalousien lassen vage erahnen, wie der Backsteinbau innen aussieht. Ein leichter Kaffeeduft zieht Passanten hinein in Kabashis Genussstempel. Die Einrichtung erinnert an ein gemütliches Wohnzimmer. Polstersessel, Tischlichter und ein Kamin machen die Stimmung behaglich. So wollen Claudia und Gjergj ihre Gäste verwöhnen. Claudia sagt: "Das hier ist nicht nur ein Treffpunkt zum Kaffeetrinken. Für die meisten ist die Rösterei ein Zufluchtsort, um zu entspannen vom Alltag." Sie und ihren Mann macht es glücklich, dass die Leute dafür das "Lauri" aufsuchen.
Für Gjergj spielte das Kaffeerösten schon immer eine Rolle im Leben. Er ist in einer Röster-Familie groß geworden. Bereits seinem Großvater schaute er beim Rösten über die Schulter. Er selbst schlug eine Laufbahn in der Gastronomie ein. Mittlerweile ist er seit 30 Jahren im Geschäft. Gjergj und seine Frau ergänzen sich, denn Claudia bringt viel Wissen aus anderen Bereichen mit. Bevor sich die Quereinsteigerin dem Kaffee verschrieb, war sie schon in einigen Berufen tätig. So arbeitete die gebürtige Ludwigshafenerin zum Beispiel als Hebamme. Nebenher jobbte sie in der Gastronomie und lernte dort Gjergj kennen. Während Claudia Stück für Stück in die Gastronomie-Branche hineinwuchs, wuchs auch die Liebe mit. Vor etwa 18 Jahren entschied sich das junge Paar ein Café in Mannheim zu eröffnen.
In dieser Zeit entdeckten sie dann ihre zweite Liebe: den Kaffee. Dank der Röst-Tradition in Gjergjs Familie war es bis zur eigenen Rösterei dann nicht mehr weit. Seit zehn Jahren hat das mittlerweile verheiratete Paar sein Rösterei-Café in der Schwetzingerstadt. Benannt haben sie es nach Lauri, dem ältesten ihrer drei Kinder. Bei den Kabashis gibt es keine strikten Trennlinien. Das Café und die Produktionsstätte sind verbunden. Der Gang zwischen Café und Röstzimmer führt die Gäste hinter die Kulissen. Die Türen stehen immer offen.
Kaffeeröster Lauri - die FotogalerieWer beim Rösten zuschauen will, muss nur dem Geräusch der Röstmaschine folgen, die im Hinterzimmer zwischen Säcken und Eimern mit Rohkaffee steht. Ein Geheimnis macht das Paar aus der Produktion nicht.
Claudia Kabashi erzählt, dass ihr Mann immer "nach Gefühl" röstet. Einen Computer, der das Röstprofil vorgibt, wollen beide nicht. "Natürlich ist es schon mal vorgekommen, dass wir den Kaffee in der Röstmaschine vergessen haben. Das kann schnell passieren, wenn man kurz aus dem Zimmer geht." Die Besitzerin findet kleine Missgeschicke nicht tragisch.
Auch Stress und wenig Freizeit nimmt sie gerne in Kauf für ihr "Lauri". "Wenn man selbstständig ist, muss man seine Zeit einteilen. Auf der einen Seite gibt es Verzicht, auf der anderen Gewinn." Aber letztlich genügten auch Zeit und Geld nicht, sagt die 40-Jährige. "Das Herz für die Sache musst du haben. Wenn du nicht voll dabei bist, dann kannst du dein Ziel nicht verwirklichen."
Die Kabashis sind gleich mit zwei Herzen dabei und sehen das als Teil ihres Erfolgs: "Das positive Feedback, das man bekommt, beweist: Das, wofür man kämpft und brennt, ist es wert, weiterzumachen." Wenn das so bleibt, ist Claudia zufrieden. Ob das "Lauri" jedoch für immer ihr Arbeitsplatz bleibt, sei nicht besiegelt, sagt sie. Für Neues gibt sie sich stets offen. "Wer weiß, was die Zukunft bringt. Mein Mann und ich sind sehr umtriebig. Und wenn man so einen Drang hat, Neues zu entdecken, ergibt sich vieles von alleine." Bis sich das nächste Herzensprojekt ergibt, halten die beiden an ihrem selbstgerösteten Morgen-Espresso fest.