Vielen Bürgern gefällt der Kiosk in der Seckenheimer Ortsmitte nicht. Foto: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. "Nato-Oliv" ist noch eine der harmlosen Bezeichnungen, die viele Seckenheimer Bürger für die Farbgebung des vor einigen Wochen mitten im Ortskern errichteten Kiosk der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) übrig haben. Schon im Vorfeld war kontrovers diskutiert worden, ob an dieser Stelle ein Gebäude dieser Dimension grundsätzlich passt.
Der Gewerbeverein wollte auf einen Kiosk verzichten und hatte mehrere Optionen für eine Fahrkartenverkaufsstelle in umliegenden Geschäften genannt. Gegen die Stimmen der SPD hatte sich der Bezirksbeirat am Ende aufgrund des versprochenen öffentlichen WCs mehrheitlich für das 300.000 Euro teure Bauwerk ausgesprochen.
Nachdem der aus einer Mehrfachbeauftragung hervorgegangene ursprüngliche Siegerentwurf aus Denkmalschutzgründen abgelehnt worden war, kam das zweitplatzierte Karlsruher Architekturbüro Kränzle+Fischer-Wasels zum Zug, das eine weitaus kleinere Variante ausgearbeitet hatte und formulierte, der Kiosk solle sich "als Möbel unauffällig in den Rathausplatz" einfügen, ihn jedoch keinesfalls dominieren. Genau dies sei aufgrund der Farbgebung jedoch der Fall, meinen viele Seckenheimer und haben ihrem Ärger in den sozialen Medien ebenso Luft gemacht wie in der jüngsten öffentlichen Bezirksbeiratssitzung.
Der Bezirksbeirat will das Thema nicht auf sich beruhen lassen. Zumal seit kurz nach Inbetriebnahme des Kiosks die Toilette außer Betrieb ist. Es gibt unter anderem Probleme mit der Türelektrik, die immer wieder Alarm auslöst. Laut RNV hat man dem Generalunternehmer mit dem 7. Juli mittlerweile bereits die dritte Frist zur Behebung dieser Beanstandung gesetzt. Ist dies geschehen, will das Verkehrsunternehmen die Toilette an den Fachbereich Bau- und Immobilienmanagement als Betreiber der WC-Anlage übergeben.
Doch zurück zur Farbe: Nach Aufflammen der Diskussion, ob es sich denn beim Außenanstrich wirklich um das angekündigte "Perlbeige" handle, stellte sich schnell heraus, dass die normierte RAL-Farbe 1035 gleichen Namens eher eine Mischung aus braun und olivgrün ist. Nur, wer hat sie letztlich ausgesucht? RNV-Sprecher René Weintz sagt, das Nahverkehrsunternehmen hätte die finale Entscheidung der Stadt überlassen.
Der Fachbereich Baurecht und Denkmalschutz dagegen hatte gegenüber Stadtrat Ralph Waibel versichert, man habe mit der Farbauswahl nichts zu tun. Das sei allein Sache des Architekten gewesen, wie Waibel in der der Bezirksbeiratssitzung betonte.
Architekt Nikolaus Kränzle berief sich allerdings auf eine Gesprächsnotiz mit Vertretern von RNV und den städtischen Fachbereichen Baurecht und Denkmalschutz sowie Stadtplanung. Diese besagt, dass alle Gesprächsteilnehmer ein Farbmuster gesehen hätten. Man habe der Farbe nicht nur zugestimmt, sondern zugleich darum gebeten, den Farbton nicht wie ursprünglich vorgeschlagen in glänzend, sondern seidenmatt auf dem pulverbeschichteten Stahlblech zu verwenden.
Gegenüber der RNZ erklärte der Fachbereich Baurecht und Denkmalschutz nun, dass das Farbkonzept im Rahmen der Mehrfachbeauftragung vorgestellt und aus denkmalpflegerischer Sicht keine Einwände dagegen beständen hätten.
Ein Schreiben der Landesdenkmalpflege, wonach gegen die Farbe keine Einwände und Bedenken bestünden, liegt dem Architekturbüro vor. "Wir haben verschiedene, aus unserer Sicht passende Farbvorschläge gemacht, wozu auch besagtes Perlbeige gehörte. Am Ende haben die Auftraggeber entschieden", sagt Nikolaus Kränzle, der auch vergangenes Jahr bei der Bürgerinformationsveranstaltung in der Schulturnhalle die Pläne erläutert hatte.
Er betont: Die Farbgebung sei nachträglich veränderbar. Immer vorausgesetzt, dies sei von Auftraggeberseite gewollt. "Was heller wird, wirkt allerdings größer", gibt er zu bedenken.