Wird das Mannheimer Benjamin-Franklin-Village zur Tempo-20-Zone?

Konversionsausschuss: Im ehemaligen amerikanischen Areal soll Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer herrschen.

28.09.2016 UPDATE: 29.09.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Geht es nach den Vorstellungen der Planer, soll die Sicherheit und Gleichberechtigung von Fußgängern, Radfahrern und Autos auf dem Konversionsgelände Benjamin Franklin Village mit flächendeckend Tempo 20 erreicht werden. Foto: vaf

Von Gerhard Bühler

Mannheim. Die Entwicklung der insgesamt 144 Hektar großen ehemals amerikanischen Benjamin-Franklin-Village geht zügig voran. Die städtische Entwicklungsgesellschaft MWSP stellt nun erstmals ein "nachhaltiges und inklusives Verkehrs- und Mobilitätskonzept" für das neue Wohnquartier vor. Angedacht ist die Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer bei Tempo 20.

Kopenhagen als Vorbild?

"Wir würden gern einen öffentlichen Raum schaffen, der die Gleichheit aller Verkehrsteilnehmer herstellt, in dem sich alle wohlfühlen", nannte MWSP-Geschäftsführer Dr. Konrad Hummel bei der Vorstellung des Konzepts gegenüber Gemeinderäten den Ausgangspunkt der Überlegungen. Ein hoher Anteil der Flächen soll "Grün" werden, ein u-förmiger Grüngürtel das gesamte Gebiet umschließen. Im Areal selbst soll ein "inklusives" Netz von Wegen und Straßen für Erschließung sorgen.

Die Sicherheit und Gleichberechtigung von Fußgängern, Radfahrern und Autos soll mit flächendeckend Tempo 20 erreicht werden, wie Landschaftsarchitekt Bernhard Schwarz vom beauftragten Büro sinai erläuterte. An Kreuzungen soll es kleine und große "Knotenpunkte" geben. Hier sollen sich nicht nur Stationen für Carsharing, Leihfahrräder, ÖPNV-Haltestellen oder Ladestationen befinden. "Sie sollen auch Treffpunkte und Orte der Kommunikation werden, Menschen zusammenführen", betonte Schwarz. Straßenbegrenzungen sollen nur als kleine Schwelle ausgeführt werden, blindengerechte Übergänge für die Inklusion von Behinderten sorgen.

Vorbilder für solche neuen Verkehrskonzepte gibt es bereits in einigen Städten wie etwa Kopenhagen. Während sich SPD-Stadtrat Reinhold Götz aufgeschlossen zeigte und einzelne Elemente bereits als Vorbild für weitere Stadtteile sah, blieb die Reaktion anderer Stadträte in der jüngsten Sitzung des Konversionsausschusses verhalten. "Das war ein sehr einseitiger Vortrag. Es könnte sich der Eindruck einstellen, Autos wollen wir nicht haben", kritisierte CDU-Fraktionsführer Carsten Südmersen. Tempo 20 im ganzen Gebiet sei fragwürdig. "Da werden die Autos dann von E-Bikes überholt, die schneller fahren", gab er zu bedenken. Im Konzept gebe es zwar gute Ansätze, es sei aber noch viel zu tun. Dieser Meinung schloss sich auch Prof. Achim Weizel von der Mannheimer Liste (ML) an.

Raymond Fojkar machte dagegen die volle Unterstützung der Grünen-Fraktion für das Konzept deutlich. "Es wird Franklin attraktiver machen und zu mehr Nachfrage führen", meinte Fojkar.

"Wir wollen für Franklin ein modernes Mobilitätskonzept. Nicht alles davon ist übertragbar innerhalb der Stadt", stellte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz klar. Tempo 20 sei sicher richtig für den urbanen Teil und Franklin-Mitte. Tempo 20 in Sullivan könne man diskutieren, dies sei aber jetzt nicht primär, sagte Kurz.

Wie Baubürgermeister Lothar Quast ausführte, soll auf der Basis des Konzepts im Gemeinderat weiter diskutiert werden. Auch mit den Investoren sei man in wichtigen Fragen im Gespräch.

Noch ungelöst ist offenbar aber das Problem der Stellplätze. "Wir müssen jetzt Tiefbau-Entscheidungen treffen, es geht dabei insgesamt um 4000 Stellplätze", machte Hummel den Zeitdruck deutlich.

Schließlich soll schon im Dezember der Gemeinderat über den Stellplatzschlüssel und auch andere Vorgaben entscheiden.

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