Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. Schnellere Verfahren, engere Kontakte, kürzere Wege im Sinne gezielter Erziehungshilfen und einer wirkungsvollen Präventionsarbeit: In Mannheim soll 2015 ein "Haus des Jugendrechts" entstehen. Nach Stuttgart und Pforzheim das dritte in Baden-Württemberg.
Jugendgerichtshilfe, Polizei und Staatsanwaltschaft sollen künftig unter einem Dach arbeiten. Dazu wurde in der Schwetzingerstadt eine Immobilie gefunden. Das ehemalige Sparkassengebäude soll nach einer rund einjährigen Umbauphase im Frühjahr 2015 bezugsfertig sein. Das erste und zweite Obergeschoss werden die Fachkräfte der Jugendhilfe beziehen. Räume für Gruppenarbeit wie soziale Trainingskurse oder Anti-Gewalttraining für straffällig gewordene junge Menschen werden dort ebenso zur Verfügung stehen wie Räume für Kooperationspartner, beispielsweise zur Anwendung des Täter-Opfer-Ausgleichs. In den Stockwerten drei und vier werden Polizei, Kripo und Staatsanwaltschaft einziehen. Vorgesehen ist in jedem Fall auch ein gemeinsamer Besprechungsraum für alle Akteure. Sozusagen exemplarisch für das Haus des Jugendrechts, in dem drei Behörden institutionsübergreifend arbeiten werden.
Auf die Frage, warum Mannheim eine solche Einrichtung will, lautet die Auskunft der Stadt Mannheim, dass nicht eine hohe Jugendkriminalitätsrate dafür ausschlaggebend gewesen sei. Vielmehr sei Zielsetzung noch besser, schneller, individueller und wirkungsvoller erzieherisch auf die Straffälligkeit junger Menschen reagieren zu können. Dabei kann auf die heute schon gute Kooperation der Akteure aufgebaut werden. "Auch bislang hat es schon funktioniert", sagt Heinz Gräter, Chef der Kriminalpolizei, dass gerade Problemfälle wie Mehrfach- oder Intensivtäter künftig auf kürzeren Wegen besprochen und parallel behandelt werden könnten.
Aus Sicht der Polizei sei wichtig gewesen, dass sich die Zuständigkeit - anders als beispielsweise in Stuttgart - auf den gesamten Mannheimer Stadtbezirk ausdehnt und nicht etwa nur auf sogenannte Brennpunktstadtteile oder Bereiche, in denen besonders häufig Jugendstraftaten verzeichnet werden. Der Standort wurde daher so gewählt, dass er eine zentrale Lage aufweist, sich in örtlicher Nähe zum Jugendgericht befindet. Nach wie vor, so der Kripochef, sollen Jugendsachbearbeiter in einzelnen Revieren bleiben.