Goodbye G.I. - Abschied vom "Amiviertel"

Die Mannheimer Filmemacherin Agnes Lisa Wegner dokumentiert den Abzug der Amerikaner aus Mannheim, Heidelberg und Schwetzingen

07.11.2013 UPDATE: 07.11.2013 05:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Blick in die Ausstellung Ausstellung 'Insight / Out: Konversion' im Rahmen des Fotofestivals war Lisa Wegner an der Entwicklung der Idee beteiligt. Fotos:vaf
Von Gaby Booth

Plötzlich waren sie weg, ohne Abschied, ohne das typisch amerikanische Grillfest. Einfach weg. Agnes Lisa Wegner, die 1976 geborene Filmemacherin, hat das 1994 in Frankfurt erlebt und wollte nicht noch einmal erleben, dass die Nachbarn aus dem "Amiviertel" spurlos verschwanden. Daher hat sie in einer Art von "Trauerarbeit" die letzte Phase des Abzugs amerikanischer Soldaten und Familien in einem Film dokumentiert und parallel dazu eine Ausstellung zusammen mit anderen Künstlern angeregt. Das ganze Projekt heißt "Goodbye G.I.".

Während die Ausstellung noch bis Sonntag in der Mannheimer Stadtgalerie in S4,17 zu sehen ist, kommt der Film im nächsten Jahr in das ARD-Programm. "Der Film ist so gut wie abgedreht", erzählt Agnes Lisa Wegner. Die Begeisterung war ihr anzuhören, als sie gestern mit der RNZ telefonierte. Und das, obwohl sie eigentlich im Ausnahmezustand ist, ihr eineinhalb Wochen altes Töchterchen im Arm hatte.

Vor vier Jahren kam sie mit Mann und erstem Kind in die Quadratestadt. Im Sommer 2009 gab die US Army dann für alle völlig überraschend den Abzug von allen Standorten in der Metropolregion bekannt. In Mannheim, Heidelberg und Schwetzingen sollen bis 2015 alle Kasernen geräumt sein, über 800 Hektar plötzlich für zivile Zwecke frei werden, doch das ist ein anderes Thema unter dem Titel Konversion.

Für Wegner, die in Berlin und Harvard Amerikanistik und Filmwissenschaft studiert hat, wurde damals ganz schnell klar, dass sie dieses Mal den Abzug filmisch begleiten würde. Der Abschied sollte nicht so sang- und klanglos vonstattengehen, sondern für die "Nachwelt" dokumentiert werden.

Deshalb zog die 37-Jährige mit ihrem Team durch das Heidelberger Mark-Twain-Village, die Mannheimer Turley-Kaserne, die Schwetzinger Tompkins Barracks. "Liebe Frau Wegner, Ihr Film über die letzten Tage der US-Soldaten und Zivilangestellten in den Schwetzinger Tompkins Barracks ist wunderbar. Er ist ein Stück Zeitgeschichte, dokumentiert das Ende eines bedeutenden historischen Abschnitts unserer Stadtgeschichte, und ist voller zutreffender Melancholie und Wehmut. Wir werden die US-Soldaten, ihre Familien und die Zivilangestellten in unserer Stadt vermissen, die Erinnerung wird aber auch durch ihren Film wach gehalten. Großes Kino und deswegen ein besonderes Dankeschön an Sie", schrieb ihr Schwetzingens Oberbürgermeister René Pöltl, als er die ersten Szenen gesehen hatte.

Woher diese Affinität zu den Amerikanern? Sie habe schon als Jugendliche in Frankfurt die Musik geliebt, sich der Kultur des Landes jenseits des Atlantiks verbunden gefühlt, als Teenager für Whitney Houston geschwärmt, sagt sie. Die geborene Frankfurterin fühlt sich inzwischen wohl in Mannheim, hat für die Lange Nacht der Museen schon einmal für das Projekt "Goodbye" vorgearbeitet. Gedreht hat sie aber vorwiegend in Heidelberg, da in Mannheim schon ziemlich viel geräumt war. Der Film wird von der MFG Filmförderung gesponsert.

Info: Mannheimer Stadtgalerie in S 4,17 bis Sonntag täglich von 11 bis 18 Uhr.

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