Was prophezeien Astrologen Heidelberg im neuen Jahr?

Holger A. L. Faß, Vorsitzender des in Heidelberg ansässigen Deutschen Astrologen-Verbandes, wagt keinen Blick in die Zukunft, sieht aber eine "Zeit des...

03.01.2012 UPDATE: 03.01.2012 12:10 Uhr 3 Minuten, 32 Sekunden
hö/mün. Der Zwergplanet Pluto befindet sich derzeit im Sternzeichen Steinbock - kein Wunder also, dass es auf unserer Welt rund geht, sagt Holger A. L. Faß, Vorsitzender des in Heidelberg ansässigen Deutschen Astrologen-Verbandes. Im Interview erklärt der Astrologen-Chef, warum er nicht sagen kann, ob Eckart Würzner wieder zum Oberbürgermeister gewählt wird, was der FDP droht und warum ihn Prophezeiungen eigentlich langweilen.

Das Wichtigste zuerst: Geht die Welt am 21. Dezember, wenn auch der Mayakalender endet, unter?

Nein. Die Weltuntergänge überlassen wir besser den Filmschaffenden in Hollywood. Stattdessen passiert etwas anderes: Wir befinden uns in einer Umbruchzeit, die angezeigt wird durch die Himmelskörper Pluto und Uranus. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der mehrere Jahre andauert - also nicht nur 2012. Das letzte Mal, dass wir eine Begegnung dieser zwei Himmelskörper hatten, war Mitte bis Ende der 60er Jahre. Die Umbrüche damals sind uns noch in Erinnerung. Pluto ist heutzutage im Zeichen Steinbock. Das bringen Astrologen mit Aufbegehren gegen Obrigkeiten in Verbindung. Als Pluto das letzte Mal im Zeichen Steinbock war, schlug Luther seine 95 Thesen in Wittenberg an die Schlosskirche und wir wissen, welche Macht damals im Zentrum der Kritik stand.

Wenn Sie sagen, dass die alten Konstellationen ins neue Jahr übernommen werden, ist das ja nicht besonders mutig, oder?

Im Gegenteil: Es ist optimistisch und ermutigend! Denn vieles, was 2011 begonnen wurde, ist ja noch lange nicht zu einem guten Ende gekommen; denken Sie an Syrien, an Ägypten, an die Atomdebatten. Wir haben also noch Zeit, das Beste aus den Gegebenheiten zu machen. Es ist jetzt die Zeit, da feste Gefüge Seitenwind erhalten - die FDP ist da bereits eingeknickt. Es wird spannend sein zu beobachten, ob die anderen Volksparteien sich auf die Neuerungen einlassen können oder ebenfalls an Gestaltungsmacht verlieren.

Nimmt die Euro-Krise ein Ende?

Was ist das: ein Ende der Krise? Wenn niemand mehr jammert? Dann wird der Euro nie aus der Krisenzone heraus kommen. Die Konstellationen zeigen, dass wir gut beraten wären, auch unkonventionelle Gedankengebäude mit einzubeziehen. Das bedingt, dass einige Machthaber von ihrer Macht abgeben müssten; und ich zweifele, dass die es freiwillig tun würden.

Wird sich die FDP 2012 erholen?

Ihre Fragen zielen ins Wahrsagerische. Astrologie ist weniger eine Wahrsagetechnik als vielmehr eine Methode der Erkenntnistheorie. Es ist eine individuelle Auseinandersetzung mit den Fragen, die einem Einzelnen vom Leben gestellt werden. Die Zukunft selbst kann gar nicht isoliert betrachtet werden. Stellen Sie sich vor, wir könnten drei Seglern vorhersagen, dass der Wind demnächst von Osten kommt, obwohl er bislang vom Westen kam. Der pessimistische Segler wird sich in die falsche Richtung treiben lassen, der optimistische Segler wird darauf hoffen, dass ihn der Wind schon ans Ziel bringen wird und der realistische Segler wird seine Segel neu setzen. Die Antwort auf die Frage, ob sich die FDP 2012 erholen wird, hängt auch davon ab, wie die FDP auf eine Änderung der Windrichtung reagiert.

Wie geht es mit Heidelberg weiter? Oder geben darüber die Sterne keine Auskunft?

Im Prinzip kann man astrologisch über jedes Themengebiet eine Auskunft geben. Astrologen ist der Anfangsmoment bei Menschen: die Geburt, ein wichtiges Datum. Denn wir gehen davon aus, dass in diesem Anfangsmoment alle Möglichkeiten innewohnen. Daher brauchen wir z.B. zur Erstellung eines Horoskops das Datum, den Ort und die Uhrzeit der Geburt. Auch bei einer Stadt. Nun stammt die älteste, schriftliche Erwähnung der Stadt Heidelberg aus dem Jahr 1196. Das genügt nicht, um eine fundierte Aussage zu treffen. Historiker könnten allerdings mal nachsehen, was um das Jahr 1200 herum in Heidelberg vor sich ging; denn auch damals gab es eine Pluto-Uranus-Begegnung, also eine Ähnlichkeit mit dem, was jetzt am Himmel stattfindet.

Wird Oberbürgermeister Eckart Würzner 2014 wiedergewählt? Er wurde am 10.10.1961 geboren.



Zuvor erscheint mir die Frage viel wichtiger, ob er in seiner Amtszeit bis 2014 gute Arbeit macht? Lassen Sie uns doch auf das Hier und Heute schauen und nicht auf einen Einzelmoment in weiter Ferne.

Mit welchen Mittel und Methoden bestimmen Sie, wie das Jahr 2012 aussehen wird?



Wie Sie an den anderen Antworten schon sehen konnten, arbeiten Astrologinnen und Astrologen mit kosmischem Zeitgeschehen und denken in Zyklen. Das heißt: Wir beobachten die Konstellationen am Himmel und bringen sie in Verbindung mit Ereignissen und Erfahrungen, die Menschen mit ähnlichen Konstellationen bereits gemacht haben. Dabei greifen wir auf eine mehr als 3000 Jahre alte Tradition zurück. Manchmal wird Astrologie aus diesem Grund auch "Erfahrungswissenschaft" genannt.

Sehen das die 800 Astrologen, die in Ihrem Verband organisiert sind, genau so?



Experten haben nicht immer in allen Detailfragen die gleiche Ansicht. Das ist bei keinem Fachgebiet so. Dass wir in einer Zeit des Aufruhrs leben, die etwa von 2010 bis 2020 anhält, darüber ist die sich astrologische Fachwelt des In- und Auslands aber einig.

Oft haben ja Astrologen mit ihren Voraussagen falsch gelegen. Wieso machen sie dann immer wieder solche Prophezeiungen?

Sie fragen danach! Tatsächlich gibt es in ernst zu nehmenden, astrologischen Beratungen kaum solche Prophezeiungen, wie die Medien es von uns ständig erwarten. Sie sind es, die nach dem Wahlergebnis eines Politikers in zwei Jahren fragen. Das sind nicht die Fragen, mit denen sich Klienten an uns wenden und auch nicht die Fragen, die Astrologen umtreiben. Mich persönlich langweilen Prophezeiungen ohnehin; egal, ob nun die Wirtschaftsweisen, die Börsenprognostiker, die Trendscouts oder die Meinungsforschungsinstitute ihre Vorhersagen veröffentlichen. Fragen Sie doch mal, warum die Wirtschaftsweisen stets Prognosen abliefern, obwohl ihre Prophezeiungen oft falsch sind. Trotzdem leisten wir uns diese Prognostiker. Durch eine Prophezeiung wird etwas bewirkt - das ist das Entscheidende! Es ist nicht relevant, was wir über die Zukunft sagen, sondern wie wir uns heute verhalten. Oder, um es mit den Worten von Antoine de Saint-Exupéry zu sagen: "Es geht nicht darum, die Zukunft vorherzusagen, sondern darum, sie zu ermöglichen."

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