"Ohne großes Tam-Tam, aber mit großer Hingabe"

Die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen feierte 60. Geburtstag am Gründungsort Heidelberg - Politprominenz auf dem Heidelberger Schloss

14.05.2012 UPDATE: 14.05.2012 08:31 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Zum 60-jährigen Bestehen der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen trafen sich auf dem Schloss (v.l.) MdB Lothar Binding, der sächsische und der baden-württembergische Landesvorsitzende, Kai Ahlborn und Karl-Heinz Meier-Braun, Integrationsministerin Bilkay Öney, Werner Pfisterer und der Präsident Detlef Dzembritzki. Foto: Stefan Kresin
Von Manfred Bechtel

Als Anschauungsunterricht in Sachen Demokratie war die Einladung in die Vereinigten Staaten gedacht, welche die beiden deutschen Gerichtsreferendare und Mitglieder der Gesellschaft zur Wahrung der Grundrechte Mannheim-Heidelberg erhalten hatten. Während dieses USA-Aufenthaltes lernten Carl Eduard Bloem und Oscar Barthels die amerikanische Gesellschaft für die Vereinten Nationen kennen, ein Besuch bei den Vereinten Nationen selbst folgte.

Nach ihrer Rückkehr arbeiteten sie daran, auch in Deutschland eine UN-Gesellschaft ins Leben zu rufen, mit der Bereitschaft und dem Willen, für die Ziele der Vereinten Nationen in der Bevölkerung zu werben, vor allem dafür, künftige Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren. Zur Gründungsversammlung kam es schließlich in Heidelberg. Das war am 10. Mai 1952. In Erinnerung daran fand am Samstag die Festveranstaltung zum 60. Gründungsjubiläum der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e. V. (DGVN) auf dem Heidelberger Schloss statt.

Vor 60 Jahren war die Bundesrepublik noch kein Mitglied der Vereinten Nationen. Ihre Aufnahme erschien so gut wie ausgeschlossen, weil sie Nachfolger eines "Feindstaates" war. Die Errichtung einer nicht-regierungsabhängigen VN-Gesellschaft eröffnete den Deutschen die Möglichkeit, über den Weltverband der VN-Gesellschaften in Genf, Gehör für ihr Anliegen zu finden, als Mitglied in den Vereinten Nationen aufgenommen zu werden. Dafür warb die Gesellschaft nachdrücklich, bis schließlich - 21 Jahre später - sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR vollwertige Mitglieder der Vereinten Nationen wurden.

Damals wie heute seien Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, Verantwortung "über unser Land hinaus" zu übernehmen, betonte der Vorsitzende der DGNV, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Detlef Dzembritzki. Er hieß die zahlreichen Festgäste, darunter aktive und ehemalige Diplomaten und die Bundestagsabgeordneten Lothar Binding aus Heidelberg und Jürgen Klimke aus Hamburg, willkommen. Als "gebürtiger Heidelberger" überbrachte Stadtrat Ernst Gund die Grüße des Oberbürgermeisters und des Stadtrats: "Ich hab's jetzt zum ersten Mal richtig begriffen, die Gesellschaft wurde in Heidelberg von Heidelbergern gegründet!". "Sie sind ein Beispiel dafür, dass die Bürgergesellschaft wegweisende Ideen manchmal tatkräftiger und zielstrebiger verfolgt als die große Politik", stellte, Bilkay Öney, Ministerin für Integration des Landes Baden-Württemberg, in ihrem Grußwort fest. Die Aufgaben der Gesellschaft und die Aufgaben eines Integrationsministeriums seien nur scheinbar weit voneinander entfernt. "In Wahrheit liegen wir bei unseren Inhalten und vor allem bei unserem Ziel des friedlichen Zusammenlebens nah beieinander."

Den Dank des Auswärtigen Amtes für die gute Zusammenarbeit über Jahre hinweg sprach Staatsminister Michael Georg Link in Vertretung des Außenministers aus: "Unsere Jubilarin hat Wissen und Verständnis über die Arbeit der Vereinten Nationen in die Bevölkerung hineingetragen", unterstrich er in seinem Festvortrag über die Schlüsselposition der UN in der deutschen und europäischen Außenpolitik. Professor Dr. Klaus Hüfner, "Dienstältester und seit 1957 dabei", ließ sechzig Jahre Gesellschaftsgeschichte Revue passieren.

Wie sehr die Arbeit der Gesellschaft geschätzt wird, verdeutlichten neben den Rednern auch die schriftlich übermittelten Grußworte: Ein "Danke Schoen. Vielen Dank!" kam von den Vereinten Nationen, "ohne großes Tam-Tam, aber mit großer Hingabe treten Sie für Werte und Sache der UN ein", hieß es in der Botschaft des Generalsekretärs Ban Ki-moon. Bundespräsident Joachim Gauck schrieb: "Im Mai 1952 war Deutschland seit drei Jahren ein geteiltes Land. In West und Ost stand der Wiederaufbau im Mittelpunkt der Anstrengungen. (...) Es ist ein Glück, dass in dieser Zeit weitsichtige Personen eine Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen ins Leben riefen." Als Abgeordneter des Wahlkreises Heidelberg-Weinheim freute sich Bundesminister Dirk Niebel über die Jubiläumsfeier am Gründungsort Heidelberg und brachte als Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung seine Wertschätzung für die "langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit" zum Ausdruck.

Zum ersten Mal verliehen wurde der Jugendfriedenspreis von DGVN und Klimaschutz+. Christella Langen und Niklas Zollinger von der Unicef-Juniorbotschaftergruppe in Lörrach wurden für ihren besonderen Einsatz für die Forderung nach einem Kinderrecht auf eine intakte Umwelt ausgezeichnet. Der zweite Preis ging an den Arbeitskreis Migration der Studierendeninitiative Weitblick Freiburg. Mareike Paulus und ihre Gruppe von zwölf Studierenden unterstützen Asylsuchende in Freiburg mit besonderen Angeboten zur Bildung und Kinderbetreuung und helfen bei der Wohnungssuche.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.