Kein Problem ist hier zu klein

Das studentische Zuhörtelefon "Nightline" bietet Studenten Hilfe und Unterstützung an

22.11.2011 UPDATE: 22.11.2011 05:26 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden
Von Lucas Lamberty

Der Uni-Alltag kann manchmal ganz schön stressig sein - besonders seit der Umstellung auf das Bachelor-System im Zuge der Bologna-Reform: Vorlesungen und Seminare mit Anwesenheitspflicht müssen besucht, Referate im Semester vorbereitet und Hausarbeiten verfasst werden. Und neben dem ganzen Leistungsdruck gibt es natürlich noch ein Sozialleben mit Freunden und Familie. Kein Wunder, dass das einigen schnell zu viel wird. Hilfe bietet in solchen Fällen das studentische Zuhörtelefon "Nightline", das in diesem Monat das Prädikat "Hochschulperle" des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft erhielt.

Der Verein ist das elfte Projekt, das vom Stifterverband ausgezeichnet wird. Mit der "Hochschulperle" werden dabei monatlich innovative Initiativen prämiert, die die Studiensituation an deutschen Hochschulen verbessern. Am Ende des Jahres kürt der Stifterverband dann aus den vorgestellten Projekten die "Hochschulperle des Jahres 2011". Überzeugt hat die Jury des Stifterverbands bei der "Nightline Heidelberg", dass nicht nur Hilfesuchende, sondern auch die etwa 35 ehrenamtlichen Ratgeber von der Initiative profitieren. Denn neben einem Schulungswochenende, bei dem professionellen Psychologen die elementaren Gesprächstechniken vermitteln, nehmen die ehrenamtlichen Helfer viele positive Eindrücke mit: etwa das Gefühl, Teil eines Teams und für andere Menschen da zu sein, die sonst keinen zum Reden haben. Oder die Möglichkeit, im Unterricht erlernte Kenntnisse in der Praxis anzuwenden. Erfahrungen, die den "Nightline"-Mitarbeitern helfen, auch emotionale Gespräche erfolgreich zu gestalten.

Zuhören, gemeinsam reflektieren - bei der "Nightline Heidelberg" soll den Ratsuchenden Raum gegeben werden, sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen. Moralische Urteile und persönliche Meinungen der Ratgeber rücken dagegen in den Hintergrund. Einsamkeit, Probleme mit Freunden, Eltern oder dem Partner sowie Leistungsdruck und Stress - die Themenpalette ist weit gefächert, die persönlichen Hintergründe und Motive der Anrufer auch.

"Oft rufen Studenten an, die schon mit ihren Freunden und Partnern über ihre Probleme geredet haben und denen nicht auf die Nerven gehen wollen. Andere melden sich, weil sie sich nicht vorstellen können, über ihre Probleme mit einem Kumpel beim Kaffee zu reden", berichtet die Pressesprecherin des Vereins, die ebenso wie die anderen Mitglieder anonym bleiben möchte. Denn nur durch Vertraulichkeit sei es möglich, die Grundlage für eine gelungene Unterstützung zu schaffen.

Über mangelnde Beschäftigung kann sich die "Nightline" nicht beklagen. Jeden Tag rufen im Durchschnitt vier bis sechs Ratsuchende an, seit der Gründung 1994 als deutschlandweit erstes studentisches Zuhörtelefon hat man nach eigenen Schätzungen mittlerweile mehr als 20 000 Anrufern geholfen. "Ob es durch die Bachelor-Umstellung signifikant mehr geworden sind, lässt sich nur schwer sagen", berichtet die Pressesprecherin. "Generell kann ich mir aber gut vorstellen, dass es zunehmend um Probleme im Bereich Leistungsdruck und Stress geht."

Wichtig ist dem Verein vor allem, nicht mit einer psychotherapeutischen Beratungsstelle verwechselt zu werden. "Da bei uns Studenten und keine ausgebildeten Psychologen arbeiten, kennen wir natürlich unsere Grenzen", erklärt die Pressesprecherin. "In solchen Fällen haben wir aber verschiedene professionelle Ansprechpartner, an die wie weitervermitteln können." Für Hilfesuchende bedeutet das im Umkehrschluss aber auch: Kein Problem ist zu klein. Bei der "Nightline" finden sie immer ein "offenes Ohr".

Info: Die "Nightline Heidelberg" ist telefonisch unter 06221/184708 täglich von 21 bis 2 Uhr erreichbar.

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