Sicherheitsaudit Heidelberg

"Ruhender Verkehr ist die Seuche der Nation"

Für die Verkehrssicherheit von Kindern wird viel getan - Auditor erstattet Jahresbericht

27.11.2018 UPDATE: 28.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Querende Fußgänger, Radler und schnelle Busse: In der Bergheimer Straße gibt es etliche Risikofaktoren. Foto: Alex

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Parkende Autos im Kreuzungsbereich, für Kinder unüberwindbar breite Straßen und schlechte Sichtverhältnisse - es sind immer wieder die gleichen Probleme, auf die Sicherheitsauditor Jens Leven und Nico Rathmann vom städtischen Amt für Verkehrsmanagement bei den Ortsbegehungen rund um die Heidelberger Grundschulen stoßen.

Vor fast anderthalb Jahren hat der Gemeinderat das Sicherheitsaudit auf den Weg gebracht - die Verkehrssicherheit für Kinder und Senioren soll damit stadtweit systematisch untersucht werden. Auslöser war der tödliche Unfall in der Theaterstraße vom Januar 2016.

Am Mittwoch erstattet Leven Bericht im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss (17 Uhr, Neuer Sitzungssaal im Rathaus). Dabei stellt er auch die konkreten Ergebnisse aus den Stadtteilen vor. Vorab stellt die RNZ einige wichtige Fakten zusammen.

9 der 15 Heidelberger Stadtteile sind bereits untersucht. Das heißt, mit Befragungen, Ortsbegehungen und der Auswertung von Unfalldaten haben Jens Leven vom Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation (Bueffee) und das Verkehrsmanagement in der Altstadt, der Weststadt, Bergheim, Neuenheim, Handschuhsheim, im Pfaffengrund, in Rohrbach, Kirchheim und Wieblingen bereits Gefahrenstellen für Kinder lokalisiert und entsprechende Verbesserungen vorgeschlagen. Damit habe man bereits von den Straßen und Orten, in denen von 2012 bis 2016 Unfälle mit Radlern und Fußgängern registriert wurden, über 90 Prozent abgedeckt, betont Leven. Mehr als 3000 Hinweise der Eltern von Grundschülern gingen ein.

Auch interessant
Gefahrenstellen Heidelberg-Emmertsgrund: Für Senioren sollen Wege sicherer werden
Heidelberger Altstadt: Parker und Plöck als Problemkinder
Heidelberg: Sie kämpft gegen Raser - und wurde jetzt selbst zum Opfer
Heidelberger Sicherheitsaudit: Im verkehrsreichen Bergheim gibt es viel zu tun
Parken in Heidelberg: Gehwegparken wird nicht ganz verboten
Schulwege in Heidelberg: Die Bergheimer Straße ist die gefährlichste der Stadt

Was wurde bereits verbessert? Fast 100 kleine und mittlere Maßnahmen seien schon umgesetzt, berichtet Rathmann. In wenigen Fällen reicht es, wie an der Stauffenbergschule im Pfaffengrund, Sträucher im Bereich der Bushaltestellen zurückzuschneiden, damit die Schüler von den Autofahrern gesehen werden. Häufig geht es aber um kleine bauliche Veränderungen: Gehwegnasen und Mittelinseln, damit die Kinder beim Überqueren der Straße nicht mehr so weite Wege zurücklegen müssen. Poller, die die Autofahrer daran hindern, im Kreuzungsbereich zu parken. Verkehrsschilder und Fahrbahnmarkierungen.

Wie lange geht das Sicherheitsaudit noch? Ursprünglich waren für die Untersuchung nur zwei Jahre vorgesehen. Der Zeitraum muss aber noch einmal verlängert werden, darin sind sich alle einig. Bei der Flut an Verbesserungsvorschlägen wird es aber noch sehr lange dauern, bis alles umgesetzt ist - obwohl die Stadt eigens für das Sicherheitsaudit einen Verkehrsplaner eingestellt hat. "Bei der Umsetzung würde ich mit 20 Jahren rechnen", prognostiziert Leven. Dies liegt auch daran, dass einige Maßnahmen richtig viel Geld kosten wie die Umgestaltung der gefährlichsten Straße Heidelbergs: die Bergheimer Straße. Aber auch die kleineren Veränderungen müssen erst einmal planerisch umgesetzt werden. Immerhin: Der Stadt ist das Projekt sehr wichtig. Im Entwurf für den nächsten Doppelhaushalt sind 650.000 Euro jährlich für Investitionen rund um das Sicherheitsaudit vorgesehen. Für Kleinmaßnahmen wie Beschilderungen und Markierungen weitere 150.000 Euro.

Der Gemeindevollzugsdienst (GVD) arbeitet mit. Dabei geht es nicht nur darum, Falschparker aufzuschreiben und Temposünder zu blitzen. Die Mitarbeiter sollen auch noch stärker als bisher Verbesserungsvorschläge machen. Welche Kreuzungen werden täglich zugeparkt? Und wo wäre es besser, das mit Pollern zu verhindern? Der GVD, der täglich vor Ort ist, weiß das am besten.

Nach Befragungen in allen Seniorenzentren Heidelbergs gingen beim Verkehrsmanagement 362 Hinweise ein. Den Älteren machen vor allem Stolperfallen, unüberwindbare Hürden und zu schnelle Autos und Radler zu schaffen. Immer wieder wird aber auch das Gehwegparken genannt. "Der ruhende Verkehr ist die Seuche der Nation", sagt Leven.

Was läuft gut in Heidelberg? Allgemein lobt Leven, wie viel in der Stadt für die Verkehrssicherheit von Fußgängern und Radlern getan werde. Außergewöhnlich niedrig sei die Eltern-Taxi-Quote. In Heidelberg bringen im Durchschnitt weniger als 20 Prozent der Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Sensationell niedrig ist der Wert an einigen Grundschulen: An der Tiefburgschule liegt er gerade einmal bei 2,3 Prozent, an der Ebert-Grundschule unter fünf Prozent.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.