Vom Nicht-Schwimmer zum Sieger

Über 1700 Kinder haben mit dem "Schwimmfix"-Projekt schwimmen gelernt. Ein Projekt für ganz Baden-Württemberg?

29.06.2012 UPDATE: 29.06.2012 07:09 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Auf dem 'Schwimmfix'-Festival schwammen die Kinderteams um die Wette - und das Team der Internationalen Gesamtschule wurde Sieger, beglückwünscht von Sponsor Manfred Lautenschläger (links). Foto: Kresin
Von Marion Gottlob

Fast kann sich David nicht mehr daran erinnern. Noch vor Kurzem hatte der sieben Jahre alte Junge Angst vor dem Wasser in einem Schwimmbad - und seinen Kopf wollte er schon gar nicht untertauchen. Diese Zeiten sind vorbei. Denn David gehört zu den rund 300 Kindern, die dieses Jahr beim "Schwimmfix"-Projekt der Manfred-Lautenschläger-Stiftung mitgemacht haben. Dort hat er nicht nur schwimmen gelernt, sondern ist sogar mit seinem "Schwimmfix"-Team der Internationalen Gesamtschule auf dem "Schwimmfix"-Fest im Olympiastützpunkt Sieger geworden. "Das war nicht so schwierig, und es ist ein gutes Gefühl", sagt David stolz, wenn auch etwas schüchtern und verlegen.

Im Jahr 2006 berichtete die RNZ, dass rund 35 Prozent der Grundschüler in Deutschland nicht schwimmen könnten. Laut einer Umfrage waren an den Grundschulen in Heidelberg sogar 40 und 60 Prozent der Kinder Nicht-Schwimmer. Das wollte der Stifter Manfred Lautenschläger nicht hinnehmen und gründete seine "Schwimmfix"-Initiative. Inzwischen haben mit "Schwimmfix" rund 1700 Heidelberger Kinder schwimmen gelernt. So können heute laut einer Umfrage mehr als 90 Prozent der Grundschüler in Heidelberg schwimmen, nur neun Prozent sind Nicht-Schwimmer. "Für mich ist das ein tolles Erlebnis", so Manfred Lautenschläger, "ich sehe, wie meine Idee zu einem Erfolg wird - meine Glückwünsche an die Kinder." Dabei denkt er nicht nur an den "Spaß im Nass", sondern vor allem an die Sicherheit der Kinder.

Jedes Jahr schult das Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität mit Dr. Klaus Reischle 40 Studenten des Instituts und der Pädagogischen Hochschule zu Lehrassistenten, die dann die "Schwimmfix"-Kurse gemeinsam mit den Lehrern der Schulen durchführen. Zuerst geht es darum, dass die Kinder ihre Angst vor dem Wasser verlieren. Deshalb wird vor dem Schwimmen eifrig geduscht - auch die Haare werden nass gemacht. Die Schwimmbewegungen selbst werden nicht im Trockenen, sondern gleich im Wasser eingeübt, beispielsweise mit dem "Hubschrauber" für das Brustschwimmen oder dem "Ruderboot" für das Rückenschwimmen. "Mit dem Pusten nach Tennisbällen wird die Atmung trainiert", so Lehrassistent Philipp. Zuerst schwimmen die Kinder mit Hilfsmitteln wie mit einem Schwimmbrett, aber bald auch selbstständig. "Nach dem Kurs können die Kinder 50 Meter schwimmen", erklärt Lehrassistent Felix, "sie lernen Disziplin und Rücksichtnahme - und sie gewinnen Selbstvertrauen." So wie Lily und Fabio, die Teamkollegen von David. "Mir macht das Brustschwimmen am meisten Spaß", sagt Lily. Fabio konnte sich zwar schon vor dem Kurs über Wasser halten, aber mit "Schwimmfix" hat er seine Fähigkeiten enorm verbessert.

Der Schwimmunterricht findet nachmittags statt. Die Schüler werden mit Kleinbussen zu den Schwimmbädern gebracht und abgeholt. "Das Amt für Sport der Stadt Heidelberg und die Schulverwaltung organisieren und finanzieren den Transport, die Stadtwerke stellen die Schwimmhallen kostenneutral zur Verfügung," so Christian Schulz vom Amt für Sport und Gesundheitsförderung. Die Organisation des Gesamtprojekts liegt beim Institut für Sportwissenschaften und bei der Pädagogischen Hochschule. Die Spitzenschwimmerin Petra Dallmann war beim "Schwimmfix"-Fest dabei. Sie selbst geht, auch wenn sie gerade ein Kind erwartet, jeden Tag schwimmen: "Damit bleibt man in Bewegung und das tut dem Rücken gut."

Seit diesem Jahr gibt es das "Schwimmfix"-Projekt dank der Manfred-Lautenschläger-Stiftung auch in Karlsruhe. Allerdings findet dort der "Schwimmfix"-Kurs im Rahmen des normalen Unterrichts, also vormittags, statt. Es gibt nun Überlegungen, das Projekt auf ganz Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden auszudehnen, dann mit Fortbildungen für Lehrer.

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