Vernetzte Biotope schützen Flora und Fauna auf den Feldern

Vor 20 Jahren brachten Landwirte und die Stadt gemeinsam die "Heidelberger Biotopvernetzung" auf den Weg

21.05.2012 UPDATE: 21.05.2012 09:07 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
OB Eckart Würzner (l.) und Amtsleiter Hans-Wolf Zirkwitz (r.) freuten sich mit dem Naturschutzexperten Rüdiger Becker (4.v.r.) und Heidelberger Landwirten über das Jubiläum der 'Heidelberger Biotopvernetzung'. Foto: Popanda
pop. "Meine Berufskollegen hätten mich bald gesteinigt", meinte der Grenzhöfer Landwirt Wilhelm Kaiser beim Blick zurück auf die neunziger Jahre. Damals ließ er in Absprache mit der Stadt auf einem Teil des von seiner Familie bewirtschafteten Grund und Bodens ein Biotop entstehen - der Auftakt zur "Heidelberger Biotopvernetzung".

Wie sehr sich der anfängliche Widerwille seiner Berufskollegen fast in Begeisterung verwandelt hat, wurde nun beim Treffen im Kirchheimer Schützenhaus deutlich, mit dem die Stadt und eine ganze Reihe von Landwirten den 20. Geburtstag dieses Projektes feierten. Denn mittlerweile sind es 41 Bauern, die insgesamt gut 50 Hektar ihrer Fläche für die Heidelberger Biotopvernetzung zur Verfügung stellen.

Eröffnet wurde die Jubiläumsfete von OB Dr. Eckart Würzner, der Kaiser und die anderen schon früh beteiligten Landwirte dafür lobte, bereit gewesen zu sein, einen neuen Weg zu gehen und Flächen abzugeben. Damit sei es möglich geworden, "Artenschutz und biologische Vielfalt auch in einer stadtnahen Landschaft voranzubringen". Gleichzeitig könne man für die Bürger den Erholungs- und Freizeitwert in der Natur steigern. Als Leiter des städtischen Amtes für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie verband Dr. Hans-Wolf Zirkwitz seinen "Dank an die Pioniere" mit der Erkenntnis, dass sein Amt im Verlauf der engen Kooperation zwischen der Stadt und den Landwirten gelernt habe, zuzuhören und die Kompetenz der Gesprächspartner zu schätzen. Als hervorstechende Kennzeichen des Erfolgsmodells Biotopvernetzung würdigte er dessen Nachhaltigkeit und Langfristigkeit.

Auf den 50 Hektar sind drei Varianten der Biotopgestaltung möglich. Zum einen die "Extensive Ackernutzung", bei der die gleiche Feldfrucht wie auf der übrigen Ackerfläche angebaut, jedoch auf Spritz- und Düngemittel verzichtet wird. Ziel ist, die typische Ackerbegleitflora zu fördern, zu der beispielsweise der Klatschmohn zählt. Zweite Variante ist die Schaffung einer Fläche mit standorttypischen Gräsern und Kräutern. Auch die Pflanzung von heimischen und standortgerechten Büschen, Bäumen und Obstgehölzen in Gruppen oder Reihen ist möglich. Hauptanliegen der Biotopvernetzung ist, diese sogenannten Inselbiotope miteinander zu verknüpfen und den Austausch zwischen bislang isolierten Populationen zu ermöglichen.

Auf diese Weise entstehen Ruhezonen, Brut- und Niststätten sowie Nahrungs- und Überwinterungsplätze für Flora und Fauna. Die verbliebenen Arten werden nicht mehr in immer kleiner werdende Flächen abgedrängt, wodurch sich die Rückzugsgebiete dann oft so weit voneinander entfernen, dass der Austausch zwischen Tier- und Pflanzenpopulationen und Wanderungen zwischen einzelnen Lebensräumen schwierig oder gar unmöglich werden. Hierauf wies auch Rüdiger Becker hin, der das Projekt als Leiter der Abteilung Naturschutz im Umweltamt von Beginn an betreute.

Als bisher ungelöstes Problem nannte der Kirchheimer Landwirtschaftsmeister und Stadtrat Karlheinz Rehm freilaufende Hunde, die für Tiere wie beispielsweise Hasen zur Gefahr würden. Jetzt will die Stadt die Anregung von Landwirt Rainer Klose aus dem Pfaffengrund prüfen, ob man direkt bei den Biotopen Informationsschilder aufstellen kann. Gleichfalls nicht unproblematisch sind für den Kirchheimer Obstbauern Georg Pfisterer Mitmenschen, die "einfach durch ein junges Gerstenfeld laufen und denken, es wäre Gras".

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