Es gibt Hoffnung für das "Kosmodrom"

Der nicht-kommerzielle Club soll in der Dischingerstraße ein neues Zuhause bekommen - zusammen mit dem Verein "Freiraum"

13.01.2012 UPDATE: 13.01.2012 09:10 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
Von Steffen Blatt

Das letzte Jahr war ein weniger gutes für die Heidelberger Jugendlichen vom "Verein für kulturellen Freiraum", die auf der Suche nach Räumen sind. Eigentlich sollten sie in der Siemensstraße einziehen, in die Nachbarschaft des nicht-kommerziellen Clubs "Kosmodrom", mit dem eine Zusammenarbeit geplant ist. Doch genau der bekam keine endgültige Betriebsgenehmigung und stand plötzlich ohne Bleibe da. Doch jetzt hat man eine Lösung gefunden. "Kosmodrom" und "Freiraum" sollen in einer ehemaligen Druckerei in der Dischingerstraße 5 im Pfaffengrund ein neues Zuhause bekommen.

Schon am 15. Dezember hat der Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, die drei Werkshallen und das Bürogebäude zu kaufen. Wie hoch der Kaufpreis war, will die Stadt nicht verraten. Insgesamt steht eine Fläche von über 1700 Quadratmetern zur Verfügung, Eigentümerin war bisher die Sparkasse Heidelberg. Am kommenden Donnerstag werden die Pläne im Kulturausschuss vorgestellt, Vertreter des "Kosmodrom" und von "Freiraum" werden ihr vorläufiges Konzept erläutern.

Eine Halle soll auf jeden Fall als Konzertraum hergerichtet werden, damit die "Kosmodrom"-Macher - sie sind im Verein "Spielraum" organisiert - ihr Konzept weiterführen können. Sie wollen vor allem jungen und noch nicht etablierten Bands und anderen Künstlern eine Auftrittsmöglichkeit bieten. Geld will der Verein nicht verdienen, die Veranstaltungseinnahmen sollen lediglich die Miete und die sonstigen Kosten decken. Die Jugendlichen von "Freiraum" können die Musikhalle mitbenutzen. Vor allem aber wollen sie Jugendlichen Probe- und Veranstaltungsräume sowie Ateliers zur Verfügung stellen, in denen sie kulturell, politisch und sozial tätig werden können. Hier sind etwa Lesungen, Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen oder ein Jugendtreff aber auch kleine Konzerte und Partys denkbar.

Die "Kosmodrom"-Betreiber, überwiegend junge Erwachsene, sollen dabei als "Mentoren" für die "Freiraum"-Jugendlichen fungieren und ihre Erfahrung einbringen, die sie als Veranstalter und Organisatoren an ihrem alten Standort gesammelt haben. Darum wollen die beiden Vereine auch ein gemeinsames Nutzungskonzept erarbeiten. "Spielraum" soll Hauptmieter des Anwesens werden und hat sich bereit erklärt, dafür eine eigene Gesellschaft zu gründen.

In die Hallen soll außerdem die "Modern Music School" als Untermieter einziehen, die zwar ihren Hauptstandort auf dem ehemaligen Schmitthelm-Gelände in der Siemensstraße behält, sich aber vergrößern will. Auch das "Klangforum", ein Verein zur Verbreitung zeitgenössischer Musik, könnte sich in der Dischingerstraße ansiedeln. Er sucht ohnehin nach festen Proberäumen für seine beiden Ensembles "Schola Heidelberg" und "Ensemble Aisthesis". Auch ein Musikstudio, eine Textildruckfirma und mehrere Bands haben Interesse.

______________________________________________________

Mehr zum Thema:

Am Montag ist Schluss im "Kosmodrom"

Chemie-GAU für die Jugendkultur

______________________________________________________

Gibt der Kulturausschuss am Donnerstag grundsätzlich grünes Licht, geht es in die Detailplanung. Es muss geklärt werden, wie die Hallen umgebaut werden müssen, wie hoch die Kosten dafür sind und wie der Mietpreis danach sein wird. Dann wird eine Beschlussvorlage erarbeitet, die erneut in den zuständigen Ausschüssen diskutiert und abgestimmt wird. Das letzte Wort hat der Gemeinderat. Ein positiver Baubescheid wurde bereits erteilt.

"Grundsätzlich sind die Gebäude in einem sehr guten Zustand", sagte Kulturbürgermeister Joachim Gerner der RNZ. Es gehe im nächsten Schritt vor allem darum, welche Arbeiten Fachbetriebe ausführen müssen und was die zukünftigen Mieter und Nutzer auch selbst machen können. Die geplante Zusammenarbeit zwischen "Freiraum" und "Spielraum" hält Gerner für die richtige Lösung. "Ich hoffe, dass das die Gemeinderäte am 19. Januar auch so sehen. Es geht jetzt darum, die Weichen zu stellen."

Eines hat die Stadtverwaltung dieses Mal genau geprüft: dass die Interessen von Henkel-Teroson nicht beeinträchtigt werden. Die Firma hatte im Juni 2011 Einspruch gegen den "Kosmodrom"-Betrieb in ihrer Nachbarschaft eingelegt und dabei auf die "Seveso II-Richtlinie" der EU verwiesen. Die lässt größere Versammlungen - zum Beispiel Konzerte - in der Nähe von Betrieben, die mit gefährlichen Stoffen arbeiten, nicht zu. An die Bestimmung hatte niemand gedacht, und das "Kosmodrom" musste schließen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.