Nach dem tödlichen Radler-Unfall

Heftige Emotionen in Heidelberg-Schlierbach

Witwe des Unfallopfers fordert die sofortige Entfernung der Noppen - Mutter des Verstorbenen wirft Rathaus Stillosigkeit vor

15.12.2017 UPDATE: 16.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 24 Sekunden

Die Kölner Teller in der Wolfsbrunnensteige. Archivfoto: Alex

Heidelberg. (ths) Ungewohnt emotional ging es bei der jüngsten Sitzung des Schlierbacher Bezirksbeirats zu: Denn mit Plakaten auf Brust und Rücken forderten am Mittwochabend die Angehörigen des Radfahrers, der am 30. Oktober tödlich verunglückte, nachdem er über die Kölner Teller in der Wolfsbrunnensteige gefahren war, diese Metallnoppen sofort zu entfernen. Sie waren erst im Mai angebracht worden, um die direkten Anwohner in der schmalen Straße vor zu schnellen Autos zu schützen. Die Witwe des Unfallopfers, Nicole Mayer, appellierte unter Tränen, die Situation so schnell wie möglich zu ändern, während die Mutter des Verstorbenen, Veronika Auball, die Stillosigkeit der Stadt anprangerte, "nicht einmal ihr Beileid ausgesprochen" zu haben.

Die Stimmung heizte sich langsam auf, und so bemühten sich immer wieder die beiden städtischen Sitzungsleiter Isolde Greßler und Hans-Joachim Schmidt, die Gemüter zu beruhigen. Zumal der stellvertretende Leiter des Amts für Verkehrsmanagement, Reiner Herzog, für alle eine überraschende Mitteilung hatte, die genau dem Wunsch der Witwe entsprach: Die Kölner Teller kommen weg, sie werden durch ein Leuchtschild und eine spezielle Markierung ersetzt. Erst kurz vor der Sitzung hatte die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit durch eine Pressemitteilung informiert, damit Herzog die Neuigkeit dem Bezirksbeirat mitteilen konnte.

Die meisten Punkte fand das Gremium gut, vor allem die Rüttelmarkierung, das Dialogdisplay, die Warnzeichen auf der Straße und mehr Geschwindigkeitskontrollen. Auf völlige Ablehnung stieß aber eine andere von der Stadt vorgeschlagene Maßnahme: Sie wollte eine schraffierte Fläche, über die immer wieder Autos fahren, durch Poller sichern. Das Problem für die Bezirksbeiräte: Man käme kaum durch die Straße, wenn direkt gegenüber verbotenerweise Autos parken. Herzog verteidigte die neue Regelung: Man habe das alles intensiv beraten - an dieser Stelle könne man dann als Autofahrer nicht mehr ausweichen, indem man die schraffierte Fläche überfahrt. "Sie haben nichts gewonnen und die Lösung ist Tod gegen Tod", machte hier Bezirksbeirätin Annette Rippen (Freie Wähler) ihrer Fassungslosigkeit Luft, zumal "nichts mit den Bürgern abgestimmt" sei.

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"Sie dürfen nicht immer alles infrage stellen", versuchte Sitzungsleiter Schmidt, die aufgebrachten Gemüter zu besänftigen, was schließlich in einen von Bezirksbeirat Martin Jacob (FDP) formulierten Antrag mündete: Der Bezirksbeirat lehnt einstimmig das Anbringen von Pollern ab.

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