Körperwelten in Heidelberg

"Eindrücklicher als Bilder"

Was können Akademiker von den "Körperwelten" lernen? - Rundgang mit Prof. Volker Storch

23.01.2018 UPDATE: 26.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 11 Sekunden

Anatomie hautnah: Prof. Volker Storch erklärt Lisa Baumann, Fabienne Baumann und Viviane Pascheberg, wie sich die Muskeln beim Sprung verhalten (v.r.). Foto: Rothe

Heidelberg. (dns) Der Dauerausstellung der "Körperwelten" im Alten Hallenbad sorgte im letzten Jahr für viel Aufregung. "Billige Effekthascherei" und "unmoralisch", nennen die Gegner das Museum, in dem plastinierte Leichen gezeigt werden. Ein wichtiges Mittel zur medizinischen Bildung sehen dagegen die Befürworter darin. Aber wie sehen das diejenigen, die sich einmal hauptberuflich mit dem menschlichen Körper befassen? Was können sie wirklich aus der Ausstellung lernen? Die RNZ hat einen Rundgang begleitet, bei dem Prof. Volker Storch junge Biologen durch die Ausstellung führte.

Storch, der von 1979 bis 2009 einen Lehrstuhl für Zoologie an der Uni Heidelberg innehatte, ist selbst überzeugt, dass die "Körperwelten"-Ausstellung wichtig ist und einen Bildungsauftrag erfüllt. Die Debatte im Sommer letzten Jahres habe ihn enttäuscht: "Der Tod spielt bei uns im Leben eine große Rolle", erklärte er den Studenten, Wissenschaftlern und Medizinisch-Technischen Assistenten (MTA) in einem kurzen Vortrag. Deshalb dürfe er auch nicht tabuisiert werden. Zudem helfe das Museum, Vieles zu verstehen, was den Menschen auch im Leben beeinflusst: Welche Folgen haben Rauchen, Übergewicht, zu viel Sitzen? All das lasse sich an verschiedenen Plastinaten erkennen.

"Stimmt, es ist schon eindrücklicher als Bilder", erklärt Luisa Nuttall. Die angehende Biologie-Lehrerin könnte sich durchaus vorstellen, auch mal mit ihren Schulklassen durch die Ausstellung zu gehen, "aber natürlich nicht unkommentiert". Wobei die 24-Jährige andererseits auch Teile des Museums als "zu provokativ" empfindet - "alleine das Schwein mit den Flügeln".

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"Das ist definitiv Effekthascherei", findet auch Lisa Baumann, MTA an der Universität, "aber man kann schon viel lernen". Zwar kenne die 35-Jährige die meisten Inhalte der Ausstellung schon aus ihrer Ausbildung, in der Form habe sie das jedoch noch nicht gesehen. "Bei uns wird das ganz sachlich dargestellt, vielleicht aber auch zu langweilig." Den Sinn der "Körperwelten" sieht sie entsprechend weniger darin, Experten weiterzubringen, als Laien an die Themen heranzuführen. "Das würde aber wahrscheinlich auch etwas nüchterner gehen."

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