Matthias Kutsch.Foto: Schramm
Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Nun sind es schon drei: CDU-Stadtrat Matthias Kutsch bewirbt sich um die Nachfolge von Karl A. Lamers und will Bundestagskandidat im Wahlkreis Heidelberg werden. Damit tritt der 36-Jährige gegen den CDU-Kreisvorsitzenden Alexander Föhr (39) und den Weinheimer Anwalt Ulf Martini (50) an. Kutsch sitzt seit 2014 im Gemeinderat und ist seit letzter Woche CDU-Vorsitzender in Neuenheim. Jüngst hat er die elterliche Firma – mehrere Eiscafés in Bayern und Baden-Württemberg – übernommen. "Um die Lebensleistung meiner Eltern zu sichern, führe ich unseren Betrieb als selbstständiger Unternehmer weiter", erklärt Kutsch.
Herr Kutsch, warum wollen Sie in den Bundestag?
Seit 2005 bin ich in der Jungen Union und der CDU, habe mich vom Ortsverband bis zum Bundesvorstand eingesetzt. Es motiviert mich, Probleme zu lösen und unsere Gesellschaft voranzubringen. Im Zuge der Neuausrichtung der CDU in Kreis und Bund ist die Chance da, junge, frische Ideen in den Bundestag zu bringen. Nachdem Karl Lamers erklärt hat, nicht mehr anzutreten, müssen wir die Weichen richtig stellen. Daran will ich aktiv mitwirken.
Schon in drei Wochen entscheiden die CDU-Mitglieder. Alexander Föhr wagte sich im April aus der Deckung. Wieso erklären Sie Ihre Kandidatur erst jetzt?
In den letzten Wochen ist der Zuspruch aus Partei und Bevölkerung immer größer geworden. Immer mehr Menschen haben mich ermutigt, zu kandidieren. Ich habe den Rückhalt von Familie und Freunden. Ich will der CDU ein authentisches Angebot machen und freue mich auf einen intensiven Austausch in den nächsten drei Wochen über Inhalte und Profil unserer CDU.
Welches Profil stellen Sie sich vor?
Die CDU hat ein Fundament aus konservativen, liberalen und christlich-sozialen Werten, die wir auf aktuelle Herausforderungen wie Globalisierung und Digitalisierung anwenden müssen. Dafür brauchen wir eine klare, zeitgemäße Kommunikation. Unsere Politik muss die ganze Bevölkerung widerspiegeln: Jüngere, Ältere, Frauen, Männer, Einheimische, Zugezogene. Ich lade alle zur Mitarbeit ein. In vier Jahren als JU-Vorsitzender habe ich mit einem starken Team über 100 neue Mitglieder gewonnen. Ich will zeigen: Wir sind eine lebendige Mitmachpartei.
Wofür wollen Sie sich in Berlin einsetzen?
Wir schlagen 2021 ein neues Kapitel auf: Nach 27 Jahren unermüdlichen Einsatzes von Karl Lamers und 16 Jahren Kanzlerschaft von Angela Merkel, ist es Zeit, dass die jüngere Generation mehr Verantwortung übernimmt. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Europa, Generationengerechtigkeit, Klimaschutz: Da müssen wir Deutschland fit machen für die Zukunft.
Klimaschutz und Europa sind auch Schwerpunktthemen der härtesten Konkurrentin im Wahlkreis – der Grünen Franziska Brantner.
Aber die Inhalte unterscheiden sich stark. Beim Klimaschutz rufen die Grünen als erstes nach Verboten. Wir wollen mit Technologieoffenheit und stärkeren Anreizen die Pariser Klimaziele einhalten.
Und was wollen Sie für Heidelberg und den gesamten Wahlkreis erreichen?
Ich will an die hervorragende Arbeit von Karl Lamers anknüpfen und eine starke Stimme für unsere Heimat sein. Er war immer für uns im Wahlkreis da – mehr als jeder andere Abgeordnete. Konkret will ich mich für unsere Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen sowie Erhalt und Ausbau unserer Infrastruktur einsetzen. Ob Kita, Schule, Straßen, schnelles Internet oder Feuerwehrgerätehäuser: Diese Themen sind essenziell für die Lebensqualität – ob in Heidelberg oder in Heddesheim.
Wie hat Alexander Föhr Ihre Kandidatur aufgenommen?
Er war natürlich überrascht, versteht aber, dass ich kandidiere. Wir kennen uns schon lange und arbeiten seit 2014 im Gemeinderat eng zusammen. Wir haben vereinbart, uns einen fairen Wettbewerb um die besten Ideen zu liefern.
Und wie hat die Partei reagiert?
Ich habe zuerst meine Mitbewerber und Karl Lamers informiert, dann Kreisvorstand und Ortsvorsitzende. Dort wurde meine Kandidatur mehrheitlich begrüßt.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen gegen Föhr und Martini ein?
Ich denke, das Rennen ist komplett offen. In den nächsten Wochen will ich den Mitgliedern und Delegierten zeigen, dass ich der richtige Kandidat für diese Aufgabe bin.