Geht es nach der Internationalen Bauausstellung, soll der neue Stadtteil in Patrick-Henry-Village einmal so aussehen. Wie er heißen soll, ist dagegen noch völlig unklar. Die Stadtverwaltung will die Diskussion darüber im nächsten Jahr führen, die RNZ bittet ihre Leser schon jetzt in einem Namenswettbewerb um Vorschläge. Visualisierung: KCAP Architects&Planners
Von Denis Schnur
Heidelberg. Wie soll Heidelbergs 16. Stadtteil heißen, der im ehemaligen Patrick-Henry-Village entstehen wird? Um diese Frage zu klären, hat die RNZ vergangene Woche einen Namenswettbewerb ins Leben gerufen. Und die Leserinnen und Leser waren äußerst kreativ und haben uns bereits mehr als 100 Vorschläge zugeschickt. Sie alle werden am Ende der Frist von einer Jury aus Redakteuren begutachtet, die den Wettbewerbssieger kürt.
Während die meisten Zuschriften sich auf Personen, die geehrt werden sollen, auf die Geschichte oder die geografische Lage des neuen Viertels beziehen, gibt es auch einige Einsendungen, die offensichtlich nicht ganz ernst gemeint sind. Am meisten gelacht wurde in der Redaktion bisher über den Vorschlag "Auto-Bahnstadt". "Die Siedlung liegt direkt an der Autobahn, die Bahnstadt gibt es schon und bis die Straßenbahn gebaut ist, gehen noch viele Jahre ins Land, die ohne Auto nicht zu bewältigen sind", begründet der Leser die Idee.
Geht es nach Björn Leuzinger, dem Stadtrat der Satire-Partei "Die Partei", heißt der Stadtteil dagegen künftig "Wolfsgärten". Denn: "Dann kann das Ankunftszentrum dort gebaut werden." Ein anderer Leser wiederum hat den Namen "Gewann des ökologischen Neuanfangs" eingebracht. Wenn der zu lang ist, könne man ihn "Gedöns" abkürzen. Zweifel daran, dass das Quartier mal sozial durchmischt sein wird, hat dagegen der Urheber des Vorschlages "Privilegierter Hipster-Vorort". Immerhin: "Dann könnte die Abkürzung PHV beibehalten werden."
Anlass zum Scherzen bietet auch die Geschichte des Areals: "Usweggingen" will etwa eine Leserin den Stadtteil taufen – "weil die U.S.-Bürger weg gingen". Ein anderer schlägt mit Blick auf die Vergangenheit des Areals "Heidelberg-First" vor. Wiederum andere schickten uns skurrile Namen, die sich auf die Lage bezogen: Während "Südstadt" wohl ernst gemeint war, aber in Heidelberg schon vergeben ist, dürfte das bei einem anderen Vorschlag kaum der Fall sein: "JWD" will ein Leser das Quartier nennen: "Janz weit draußen".
Teilnehmen kann man am Wettbewerb noch bis Donnerstag, 16. Juli, indem man Namensvorschlag und Telefonnummer entweder per E-Mail an aktion@rnz.de schickt oder per Post an RNZ-Stadtredaktion, Neugasse 4-6, 69117 Heidelberg. Der beste Preis wird mit einem Heidelberg-Monopoly belohnt, für den zweiten und dritten Platz gibt es andere Heidelberg-Artikel aus der RNZ-Geschäftsstelle.
Update: Mittwoch, 8. Juli 2020, 20 Uhr
Von Denis Schnur
Heidelberg. Es soll ein komplett neuartiger Stadtteil werden, der auf dem Gelände der ehemaligen US-Siedlung Patrick-Henry-Village (PHV) im Südwesten Heidelbergs entsteht. Aber bekommt er auch einen neuen Namen? Nachdem der Gemeinderat im Juni die Weichen für die Entwicklung und Erschließung des Areals gestellt hat, drängt sich nun die Frage auf, wie Heidelbergs 16. Stadtteil eigentlich mal heißen soll. Schließlich sollen schon im nächsten Jahr die ersten Bewohner, die "Pioniere", dort einziehen – und diese sollten sich ja auch gleich mit dem richtigen Namen ihres Quartiers identifizieren.
Patrick Henry. Bild: Thomas SullyDass der neue Stadtteil dabei einfach weiter so heißen wird wie die US-Siedlung, ist unwahrscheinlich. "Das Areal wurde von den Amerikanern nach Patrick Henry benannt. Der Name hat keinen Bezug zu Heidelberg oder zum Rhein-Neckar-Raum", betont der Historiker Prof. Manfred Berg, der sich auf die amerikanische Geschichte spezialisiert hat. Nun sei man in Heidelberg völlig frei, das Areal umzubenennen. "Es gibt keine Verpflichtung, den Namen einer Gestalt der amerikanischen Geschichte beizubehalten, die den meisten Bewohnern unserer Region nichts sagt", so der Historiker. "Die Diskussion, ob Patrick Henry weiterhin in Ehren gehalten werden soll oder dem Verdammungsurteil anheimfallen muss, weil er nicht den moralischen Maßstäben des 21. Jahrhunderts genügt, sollten wir den Amerikanern überlassen."
Ähnlich sieht es Historikerkollege Prof. Detlef Junker, der das Heidelberg Center for American Studies (HCA) an der Uni Heidelberg gegründet hat. Die Debatte, ob Patrick Henry ein angemessener Namensgeber wäre, hält er für falsch. "Dann wären wir mittendrin in dem derzeitigen Reinigungswahn, der die in der Tat immer schmutzige und oft gewalttätige Geschichte der Menschheit aus dem gegenwärtigen Bewusstsein verbannen will."
Bedeutender sei die Frage, ob man weiter das Andenken an die Schutzfunktion der amerikanischen Streitkräfte im Kalten Krieg und bis heute ehren wolle. "Das wäre die erste Entscheidung, die die Heidelberger Bürger zu treffen hätten." Danach müsse man prüfen, warum die Amerikaner den Namen Patrick Henry benutzt haben – "etwa als Symbol des Kampfes der Freiheit gegen den Nationalsozialismus oder Kommunismus oder schlicht als Vergewisserung der eigenen Größe". Wenn die Heidelberger allerdings die Erinnerung an die Amerikaner löschen wollten, könnten sie nehmen, wen sie wollen, so Junker.
Auch bei der Stadtverwaltung hat man das Thema bereits auf dem Schirm. "Eine mögliche Neubenennung des PHV möchte die Stadt im Zuge der Stadtteilgründung voraussichtlich im Jahr 2021 diskutieren", erklärt ein Sprecher auf RNZ-Anfrage. Diesen Prozess gehe man völlig "ergebnisoffen" an und wolle dann auch die Bürgerschaft beteiligen.
Wettbewerb
Die RNZ will ihre Leserinnen und Leser dagegen schon jetzt beteiligen – und ruft einen kleinen Namenswettbewerb aus. Wer einen kreativen, passenden oder auch lustigen Vorschlag für die Benennung von Heidelbergs jüngstem Stadtteil hat, kann diesen mit Name und Telefonnummer bis einschließlich Donnerstag, 16. Juli, an die Stadtredaktion schicken (entweder per E-Mail an aktion@rnz.de oder Post: Rhein-Neckar-Zeitung, Stadtredaktion, Neugasse 2, 69117 Heidelberg).
Die besten Ideen werden in der RNZ vorgestellt – und ihre Urheber gewinnen ein "Heidelberg-Monopoly" und andere Heidelberg-Accessoires wie Taschen, Regenschirme oder Tassen.
Die endgültige Entscheidung über den Namen fällt aber natürlich der Gemeinderat.