Ein alltägliches Bild in der Heidelberger Hauptstraße: Lieferverkehr, der auch nach 11 Uhr die Passanten behindert. Die Poller sollen das verhindern. Foto: Philipp Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. In den letzten Monaten war es verdächtig ruhig um die Poller, die ab 11 Uhr den "unerlaubten" Verkehr aus der Altstadt fernhalten sollen. Das hatte vor allem mit einem heftigen Rückschlag zu tun: Die Stadt hatte auf die Förderung aus dem Bundesprogramm "Nachhaltige Mobilität für die Stadt – Green City Plan" gehofft, doch aus dem 50-Prozent-Zuschuss wird nichts: Die Poller, so die Begründung, leisten keinen Beitrag zur Senkung der Schadstoffbelastung im Zentrum. Nun muss es eben erst mal ohne den Bund gehen – aber das heißt auch, dass sich das Projekt hinziehen wird.
Als erstes werden drei Poller gesetzt: am Anfang der Hauptstraße an der Sofienstraße, in der Hauptstraße am Kornmarkt und in der Grabengasse am Uniplatz. Das sind, nicht ganz zufällig, auch die Standorte, an denen bei Großveranstaltungen wie dem "Heidelberger Herbst" oder momentan dem Weihnachtsmarkt die massiven "Terroristensperren" stehen. Vielleicht folgen diesen drei Erst-Pollern noch vier weitere: einer in der Marstallstraße, zwei in der Theaterstraße und einer am Schlossberg. Als Gli Beyene vom Amt für Verkehrsmanagement die Pläne im Bezirksbeirat Altstadt vorstellte, hagelte es wahlweise Unglauben: Wieso denn auf einmal die kleine Lösung? Verabschiede sich die Stadt per Hintertür aus dem ambitionierten Vorhaben? Nein, beteuerte Beyene ein ums andere Mal: "Wir haben Zeit verloren, aber ein grober Zeitplan für alle Poller steht."
Denn immerhin sollen es insgesamt 24 Pfosten werden, die dafür sorgen sollen, dass nicht jeder nach Lust und Laune (und vor allem ohne Berechtigung) in die Altstadt fährt. Die, so berichtete Beyene, sollen bis zur Jahresmitte 2021 installiert sein. Die ersten, "3 plus x" genannt, sollen bereits zum Jahresende 2020 betriebsbereit sein; gerade wird ihre Planung ausgeschrieben. "Wir gehen das nun nach den Prioritäten an."
Beyene ließ durchblicken, wie sehr sein Amt mit diesem neuen Mittel der Verkehrsberuhigung kämpfte: "Das ist absolutes Neuland für unser Amt. Wir haben so etwas noch nie betrieben, bisher hatten wir nur mit Ampelschaltungen zu tun. Und es ist ein sehr großes Projekt." Das ließ die Bezirksbeiräte etwas ungläubig zurück, denn schließlich funktioniere solch ein System doch schon lange problemlos in Salzburg.
Klaus Hekking (CDU) haderte vor allem mit den Kosten: "Stand heute ist die Finanzierung nicht gesichert. Diese eine Million an Gesamtkosten sind doch eine Luftnummer!" Und wegen der Kritik von Seiten der Handwerker an der eingeschränkten Zufahrt zur Innenstadt forderte er eine erneute Bürgerveranstaltung. Er hatte aber nicht mit dem geballten Willen dieses Gremiums gerechnet, dass unbedingt für die Poller ist: "Man muss es doch einmal so deutlich sagen: Damit wird endlich die Verkehrsberuhigung von 1976 durchgesetzt. Die Poller sind nur dazu da, um das unrechtmäßige Befahren der Altstadt zu verhindern", sagte Franz Bartolomé (Grüne). Und auch von anderen Seiten des Bezirksbeirats, wie von Gerd Guntermann (Grün-Alternative Liste), kam die Mahnung, "jetzt endlich einmal anzufangen".
Die Ungeduld darf nicht verwundern: Bereits vor anderthalb Jahren hatte das Gremium die verschleppte Umsetzung beklagt – und gebeten, wenigstens an drei Stellen einfach mal einen Anfang mit den Pollern zu machen. Die Begründung des Amtes für Verkehrsmanagement damals: Die Planung sei doch sehr kompliziert und anspruchsvoll.