Heidelberg

Dem Wieblinger Wehr fehlt die Standfestigkeit

Wehret der Schieflage - Jetzt müssen die Eintiefungen an der Sohle geschlossen werden - Neue Ufergestaltung

14.06.2020 UPDATE: 15.06.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Das Wieblinger Wehr wurde 1925 eingeweiht und steht unter Denkmalschutz. Es dient der Stauregelung der Bundeswasserstraße Neckar. Jetzt wird dort für 7,6 Millionen Euro gebaut. Foto: Rothe

Von Maria Stumpf

Heidelberg-Wieblingen. Es wird gebuddelt und gebaut, damit die Heidelberger im Ernstfall trockene Füße behalten: Am Wieblinger Wehr gibt es seit Mai wichtige Instandhaltungsarbeiten. Am 1925 eingeweihten und unter Denkmalschutz stehenden Bauwerk mit sechs Pfeilern im Wasser ist "Kolksicherung" angesagt. "Wenn wir das jetzt nicht machen, besteht die Gefahr, dass die Pfeiler unterspült werden und in Schieflage kommen", sagt Klaus Michels, Leiter im Amt für Neckarausbau. Und das könnte fatale Folgen haben für den Hochwasserschutz der Altstadt.

Es geht um die Stand- und Betriebssicherheit des Wehrs. Die Bauzeit wird rund zwei Jahre dauern, die Kosten liegen bei rund 7,6 Millionen Euro. Michels Behörde gehört zur Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und hat in Heidelberg rund 65 Mitarbeiter. Sie haben ein besonderes Auge auf Schleusenanlagen und Stauwehre, zu ihrem Aufgabenbereich gehören größere Grundinstandsetzungen.

Wenn viel Wasser kommt, muss es gleich wieder weg: Das ist eine Aufgabe des Wehrs seit Jahrzehnten. Es dient der Stauregelung der Bundeswasserstraße Neckar zwischen Heidelberg und der Schleuse Schwabenheimer Hof. Es lenkt mit sechs rund 30 Meter breiten Walzen bei Bedarf das Neckarwasser in den Seitenkanal und garantiert so den notwendigen Wasserpegel für die Schifffahrt. Bei Hochwasser hat es eine weitere wichtige Funktion: Kontrolliert werden die Fluten in den Altneckar geleitet.

Das Problem nun: Durch jahrzehntelange Verwirbelungen des Unterwassers haben sich neun Meter tiefe Auswaschungen an der Sohle des Neckars gebildet. Diese Eintiefungen, auch Kolk genannt, müssen wieder verfüllt werden. Unterhalb des Wehres hatten die Bauherren damals kein richtiges Tosbecken (bremsendes Auffangbecken) angelegt. "Das rächt sich jetzt", meint Bauprojektleiter Johannes Fick. Über Jahre schon hat er Karten gewälzt, Berichte gelesen, Taucherfotos und seismografische Untersuchungen ausgewertet.

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"In der sandig-kiesigen Sohle in diesem Flussbereich werden die Vertiefungen einfach immer größer. Sie wandern in Richtung Wehr und gefährden die Stabilität der Pfosten." Das sei schon länger bekannt. "Da wurde dann immer mal wieder aufgeschüttet. Jetzt aber wollen wir das Problem endgültig lösen." Würden die Pfeiler auch nur ein wenig in Schieflage geraten, könnte es dazu kommen, dass ein Wehrverschluss klemmt – und das hätte viele negative Begleiterscheinungen.

Schon vor einiger Zeit war mit einer Vibrationsramme eine Spundwand seitlich des Wehres gesetzt worden. "Natürlich haben wir immer die angrenzenden Schutzgebiete im Blick", betonen Michels und Fick. Die Maßnahme wird laut Michels durch eine neue Ufergestaltung in Wieblingen in Höhe der Oberfeldstraße kompensiert. "Das ist mit den Naturschutzbehörden abgestimmt. Es wird eine rund 250 Meter lange Flachuferzone entstehen und der Schilfbestand dort bleibt weitgehend erhalten."

Diese Maßnahme wird aber erst im kommenden Jahr umgesetzt. Zunächst gehen die Arbeiten an einer weiteren Spundwand parallel zum Wehr in einer Breite von rund 45 Meter in Fließrichtung des Neckars weiter. Die Arbeiten an der Wieblinger Uferseite sollen bis November abgeschlossen sein, in den Wintermonaten pausieren sie. Der zweite Bauabschnitt an der Neuenheimer Uferseite beginnt im März 2021. Sind die aus Doppelspundbohlen bestehenden Spundwände unter Wasser gesetzt und verbunden, werden die jeweiligen Kolkvertiefungen mit schweren Wasserbausteinen, also Felsbrocken mit einem Durchmesser von circa 80 Zentimetern, verfüllt. "Wir gehen davon aus, dass dann mal Ruhe ist", sagen Michels und Fick.

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