Gefahr in Verzug am Heidelberger Uniplatz

Linde musste gefällt werden

Gehölz neigte sich um rund 30 Grad - Landschafts- und Forstamt handelte sofort - Womöglich Pilz verantwortlich

23.03.2018 UPDATE: 25.03.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Notfall am Uniplatz: Eine Linde neigte sich um rund 30 Grad und drohte umzustürzen. Das Landschafts- und Forstamt musste den Baum fällen, übrig ist nur noch ein langer Baumstumpf. Allerspätestens im Herbst soll eine neue Linde gepflanzt werden. Foto: Hentschel

Von Anica Edinger

Heidelberg. Das sieht auch das Landschafts- und Forstamt der Stadt nicht alle Tage: Am Universitätsplatz stand eine der über zehn Linden ordentlich schief - sie neigte sich bereits um rund 30 Grad zur Seite. Das Team des Landschafts- und Forstamtes bekam am Morgen die Nachricht von den Kollegen der Stadtreinigung. Sofort rückten daraufhin Mitarbeiter aus, um den Baum zu begutachten. Und sie kamen zu einem eindeutigen Schluss: Der Baum muss sofort gefällt werden. "Es handelte sich um eine akute Notsituation. Denn die Linde drohte zeitnah umzustürzen", erklärt Ernst Baader, Leiter des städtischen Landschafts- und Forstamtes, auf RNZ-Anfrage. Daher musste sofort gehandelt werden - die Linde wurde noch am Vormittag gefällt.

"Das war auch für uns schon eine besondere Situation", berichtet Baader. Denn eigentlich dürfe es überhaupt nicht so weit kommen, dass sich ein Baum mitten in der Stadt dermaßen neigt. Doch bei der betroffenen Linde ging das alles offenbar ziemlich schnell: Bei der routinemäßigen Baumkontrolle vor noch nicht einmal vier Wochen habe der Baum sich noch überhaupt nichts anmerken lassen, erklärte Baader. "Da stand er noch senkrecht da."

Aufgrund der schnellen und überraschenden Neigung der Linde vermutet der Amtsleiter, dass die Haupt- und Haltewurzel des Baumes von einem sogenannten Lackporling - einem besonders aggressiven Pilz aus der Familie der Lackporlingsverwandten - befallen wurde. Das derzeitige Tauwetter habe die Situation zusätzlich verschärft, sodass der Baum immer mehr nachgegeben habe. Gerade am stark frequentierten Uniplatz habe man solch einen "Gefahrenpunkt" schlicht nicht tolerieren können. "Im Wald hätten wir dagegen nur gefällt, wenn die Linde an einem Wanderweg gestanden hätte", erklärt Baader.

Doch ob es sich tatsächlich um einen Lackporling handelt, könne man erst genau sagen, wenn die Wurzel der Linde ausgegraben wurde. Bis das soweit ist, könnte es aber noch eine Weile dauern: "Wir hoffen zwar, dass wir es im Frühjahr noch hinbekommen und auch gleich eine neue Linde pflanzen können", so Baader. Dazu sei das Amt verpflichtet - und außerdem handelt es sich am Uniplatz um ein in bestimmter geometrischer Abfolge angelegtes Linden-Ensemble. Doch wegen der vielen Neupflanzungen, die derzeit beim Amt noch anstehen, könne es auch noch bis "allerspätestens Herbst" dauern, sagt der Amtsleiter, bis eine neue Linde gepflanzt wird.

Solange bleibt ein ziemlich traurig anmutender Baumstumpf am Universitätsplatz zurück. "Das soll kein Menetekel sein", sagt Baader, "sondern wir haben das ganz bewusst so gemacht, um Stolperfallen zu verhindern." Man hätte die Linde auch auf Bodenniveau kürzen können, doch dann hätte das Landschafts- und Forstamt ein Baugerüst darum aufbauen müssen - "und davon wollten wir absehen".

Baader schätzt, dass die gefällte Linde etwas über 50 Jahre alt war. Ein ordentliches Alter für einen Stadtbaum, wie der Amtsleiter erklärt. "Da haben viele Bäume schon eine Leidensgeschichte hinter sich." Sie seien oft durch Salz geschädigt - oder auch durch Menschen, die "Fahrräder dagegenschmeißen".

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