Auma Obama zu Besuch in Heidelberg

"Das Schloss war wie ein großer Spielplatz"

Die ältere Halbschwester des ehemaligen US-Präsidenten kehrte in ihre Studienstadt zurück - Sie berichtet von alten Erinnerungen und von der Arbeit ihrer Stiftung

01.12.2017 UPDATE: 03.12.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 22 Sekunden

Vertrautes Panorama: Auma Obama und Oberbürgermeister Eckart Würzner auf dem Balkon des Rathauses. Foto: Rothe

Von Tillmann Bauer

Heidelberg. Für Auma Obama (57) ist Heidelberg so etwas wie ihre zweite Heimat, denn hier machte sie vor über 30 Jahren ihren Magister. Nun kehrte die ältere Halbschwester des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama für die erste Charity-Gala der "Triologie-Business-Unternehmensgruppe" am Donnerstag nach Heidelberg zurück. Das Event fand zugunsten ihrer Stiftung, der "Auma Obama Foundation - Sauti Kuu", auf dem Schloss statt. Am Donnerstagmittag traf Obama Oberbürgermeister Eckart Würzner im Rathaus, trug sich ins Goldene Buch der Stadt Heidelberg ein - und sprach mit der RNZ.

Frau Obama, Sie sind zurück in Heidelberg. Wann waren Sie denn zuletzt hier?

(lacht) Das war erst vor ein paar Jahren. Ich hatte eine Art Klassentreffen, das von meinem Studium ausging. Da habe ich echt viele alte Freunde wieder getroffen.

Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihre Studienzeit?

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So viele. Ich habe die Zeit während meines Studiums hier wirklich intensiv genossen, viel Zeit in der Bibliothek verbracht. Wir gingen oft einfach hoch zum Schloss, um den Nachmittag und Abend dort zu verbringen - es war wie ein großer Spielplatz für uns. Im Sommer waren wir immer in der Hauptstraße unterwegs, die Alte Brücke und die Altstadt gefällt mir natürlich auch sehr; man kann hier einfach so viel draußen unternehmen, da erinnere ich mich noch sehr gut dran.

Also schauen Sie gerne zurück?

Ja, sehr, sehr gerne. Ich habe hier in Heidelberg auch noch viele Freunde, diese Stadt ist mir sehr nahe. Hier kann man so gut die Zeit verbringen, es ist sehr entspannt - man hat nie das Gefühl, zu hetzen. Natürlich ist alles nun viel größer geworden: Die Stadt wächst und wächst. Ich merke, dass ich manchmal ein bisschen die Orientierung verliere (lacht).

Sie kämpfen schon lange auf verschiedene Art und Weise für eine bessere Zukunft - gerade für junge Menschen. Was genau löste diese Vision aus?

Das kam eigentlich, als ich noch Studentin in Europa war - das fing sehr früh an. Ich war in der Situation, dass man den Kontinent Afrika den Menschen immer erklären musste. Dann habe ich festgestellt, was man bisher über meinen Kontinent wusste; und das war anders als das, was ich von meinen Erfahrungen kannte. Damit konnte ich mich nicht identifizieren. Es wurde immer über Armut und Elend gesprochen. Aber die Vielfalt fehlte mir. Denn wenn man genauer hinschaut, dann ist Armut nicht gleich Armut - sondern oft nur eine andere Art zu leben. Viele identifizieren sich mit dem Begriff Armut, sind aber eigentlich gar nicht arm - Armut ist keine Entschuldigung. Viele Menschen sehen gar nicht, was sie eigentlich für Ressourcen haben und was dadurch möglich ist. Ich wollte etwas tun, was verändern. Ich habe angefangen, in Deutschland Seminare zu geben, und bin ins Gespräch mit den Leuten vor Ort gekommen. Ich möchte nicht reden, sondern handeln.

Hat sich an dieser Denkweise in den letzten Jahren etwas geändert?

Bei den Menschen, mit denen wir arbeiten - wir arbeiten nicht nur mit Kindern und Jugendlichen, sondern auch mit ihren Familien und der ganzen Community - hat sich das definitiv verändert. Die Leute handeln nun und merken, dass sie ihr Leben doch selbst in der Hand haben und etwas erreichen können. Man muss nur mitmachen und nicht nur darauf warten, dass das Glück einem in den Schoß fällt - das ist die Hauptsache. Ich werde das Leben der anderen nicht verändern, das müssen die Menschen schon selbst machen. Wir unterstützen nur mit Rat und Tat, damit die Voraussetzungen geschaffen werden. Die Leute müssen das gebrauchen, was sie haben - um das zu bekommen, was sie brauchen.

Integration ist ebenfalls eines Ihrer Kernthemen. Wie sieht für Sie gelungene Integration aus?

Für mich ist ein Mensch gut in eine Gesellschaft integriert, wenn er sich mit dieser Gesellschaft identifiziert und an den Geschehnissen teilnimmt. Gleichzeitig muss er aber auch die Verantwortung für das übernehmen, was passiert. Man muss also auch dazu beitragen, dass etwas aus der Gesellschaft wird - das ist sehr, sehr wichtig. Integration ist vielleicht sogar noch zu schwach als Wort.

Schauen wir nach Deutschland. Wird hier gelungene Integration gelebt?

Im Endeffekt ist es noch immer ein Kampf. Es wird noch immer diskutiert, als ob es ein Problem wäre. Wenn hier Integration eine Selbstverständlichkeit wäre, dann wäre Deutschland sehr weit. Aber leider kommen viele Ängste hoch. Menschen kommen und gehen, Deutschland ist ein Einwanderungs- und Durchgangsland. Die kulturelle Vielfalt ist hier vorhanden - wirtschaftlich und sozial. Es gibt so viele verschiedene Menschen, so viele Kulturen, so viele Hautfarben. Sie wird aber nicht als Normalität gesehen, das finde ich wirklich schade. Denn ich denke, in der Praxis ist Deutschland viel, viel weiter als die Menschen in ihren Köpfen. Man hinkt da etwas nach.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Was konkret muss und soll durch die Arbeit der "Auma Obama Foundation - Sauti Kuu" noch verbessert werden?

In fünf Jahren will ich nicht mehr im Vordergrund stehen, sondern das Programm soll ohne mich automatisch laufen und mich eigentlich nicht mehr benötigen. Es ist auch ein Pilotprojekt und soll sich an möglichst vielen Orten etablieren - in ganz Afrika hoffentlich und global. Ziel ist es, dass die Menschen, die unterstützt werden, sich selber helfen, bei sich zuhause eine Alternative finden, um ihr Leben zu verbessern, dort zu bleiben, anstatt weg zu gehen.

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