Wohnprojekt in Mark-Twain: In einem halben Jahr könnten sie einziehen
Die gemeinschaftlichen Wohnprojekte starten durch: "Hagebutze" will bald ein Haus in Mark-Twain-Village kaufen
Vor drei Jahren waren sie zu viert und frustriert. Sie wollten die Heidelberger Mieten einfach nicht mehr akzeptieren, sich nicht mehr dem Markt unterwerfen. Aus dem Frust heraus entstand eine Idee, aus den vier Leuten wurden schnell zehn - und sie machten sich an die Arbeit.
Drei Jahre später stehen sie anscheinend kurz vorm Ziel: Die inzwischen rund 40 Frauen, Männer und Kinder des gemeinschaftlichen Wohnprojekts "Hagebutze" könnten bald einziehen. "Wenn es gut läuft, schon im Frühjahr 2015", sagt Paul Pfeifer. Der 30-Jährige ist einer der vier, die von Anfang an dabei waren.
Die Stadt hat im "Masterplan Südstadt" für die verschiedenen Wohnprojekte, die sich als "HD vernetzt" zusammengeschlossen haben, zwei Blocks in U-Form im Westen von Mark-Twain-Village reserviert. Insgesamt sind das sechs große Häuser, von denen "Hagebutze" gerne anderthalb kaufen würde (Finanzierungsmodell siehe Hintergrund).
Diese Woche konnten die Hagebutze-Leute "ihr Haus" zum ersten Mal sehen. "Der erste Eindruck ist toll", sagt Mitstreiter Florian Lepold. "Es ist ein schönes Grundstück mit einer großen Grünfläche und vielen Bäumen." Lepold will mit Frau und zwei Kindern einziehen. "Wir wollen viele Wohnformen unter einem Dach vereinen", sagt der 30-Jährige. Ob Wohngemeinschaften, Familien oder Singles jeden Alters - alle seien willkommen. Je nach Wohnungszuschnitt könnten bald zwischen 50 und 70 Menschen in den Hagebutze-Häusern günstig zur Miete leben. "Die Idee ist, in einer Gemeinschaft zu leben, ohne auf Privatsphäre zu verzichten", so Lepold.
Pfeiffer und Lepold sind zuversichtlich, dass die Stadt schon im September die gesamten Konversionsflächen in der Südstadt von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) kaufen wird. "Dann könnten wir binnen Tagen von der Stadt kaufen", so Lepold.
Die Stadt hält sich noch bedeckt. Wenig verwunderlich, steckt sie doch in den Kaufpreis-Verhandlungen mit der Bima. "Die Preisvorstellungen liegen relativ nahe beieinander", sagt Oberbürgermeister Eckart Würzner. "Ich gehe davon aus, dass wir bald eine Einigung erzielen können." Der Zeitplan sehe vor, dass im ersten Quartal des kommenden Jahres die ersten Wohngebäude saniert werden können. Zu den Verhandlungen mit den Wohnprojekten heißt es in einer Stellungnahme der Stadt lediglich: "Die Gespräche (...) mit den gemeinschaftlichen Wohnprojekten verlaufen sehr gut."
Bei den Hagebutze-Jungs klingt das schon deutlich konkreter. Die Stadt sei ihnen "im Preis entgegengekommen, so dass wir Kaltmieten von fünf bis sieben Euro verwirklichen können", so Pfeiffer. Sanieren wollen sie dann zunächst nur das Nötige, um so schnell wie möglich einziehen zu können. Nach drei Jahren Arbeit können sie es kaum erwarten.