Mahnmal vor dem Bahnhof: Von dem Wagen erkennt man fast kaum mehr etwas: Der Fahrer starb vor einem Jahr bei einem Unfall. Foto: Hentschel
Von Karla Sommer
"Unfassbar", "unglaublich", "schrecklich" - so lauten die Kommentare der ziemlich sprachlosen Passanten vor dem Hauptbahnhof, die vor einem demolierten Auto stehen. Hingestellt hat es gestern der "Verein zur Verhütung von Unfällen," und mit seinem Vorsitzenden, Holger Ritschdorff kommen viele dann doch noch ins Gespräch, denn sie wollen wissen, warum so ein Rudiment von Auto auf dem Willy-Brandt-Platz steht und ob das auch wirklich ein Unfallauto ist.
Um die Dimension der Deformierung zu erfassen, ist die Frage eines Neugierigen beispielhaft: "Was war denn das mal für eine Marke?" "Ein Lupo," erklärt Ritschdorff und berichtet, dass der Unfall vor einem Jahr auf der B 37 passiert ist, wo morgens um 2 Uhr der Fahrer, der bei dem Unfall starb, mit 120 Stundenkilometer in einen Baum raste. Der komplette Motorblock war in zwei Teile gerissen und lag zig Meter weiter vom Unfallauto. Das hatte sich um einen Baum gewickelt, und der befand sich in der Mitte zwischen den beiden vorderen Fahrersitzen, als die Polizei eintraf. Das gesamte Innenblech, so zeigte es sich den schockierten Passanten, war wie eine Ziehharmonika gefaltet. "Für so eine Zerstörung braucht es nur 30 Milliliter Benzin" macht Ritschdorff die Beschleunigung auf Tempo 120 und ihre möglichen Folgen deutlich. Und um das ungewöhnliche "Denkmal" eindringlich zu komplettieren, wurde zur Verdeutlichung ein Baumstamm an die ursprüngliche Stelle im Inneren "verpflanzt".
Und was möchte er mit dem Herzeigen des Unfallautos bezwecken? "Wir möchten mit unserem ,Unfall-Denk-Mal' Passanten und Betrachter einen Moment zum Innehalten und Nachdenken bringen, wie schnell doch ein Leben vorbei sein kann und wie wenig mehr Zeit man im Vergleich dazu mit einem vernünftigen Fahrstil benötigt." Und das soll jetzt auch in Heidelberg versucht werden, denn wie ein Mahnmal wird der Schrotthaufen auf einem Anhänger bis zum Sonntag, 14. April, vor dem Hauptbahnhof stehen.
Dann geht es wieder an andere Orte, wie zum Beispiel vor Discos, in Fahrschulen oder an Schulen, die so, Ritschdorff, sich gern an seinen Verein wenden können. Der arbeitet rein ehrenamtlich und finanziert sich aus Spenden und Zuweisungen von Geldauflagen und Bußgeldern durch Gerichte und Staatsanwaltschaften. Er ist Mitglied im ADAC und Fördermitglied der Deutschen Verkehrswacht sowie Unterzeichner der Europäischen Charta für die Straßenverkehrssicherheit der EU-Kommission.
Info: Verein zur Verhütung von Verkehrsunfällen, Geschäftsstelle: Zum Rhein 4a, 68647 Biblis, Internet: www.verkehrssicherheitsarbeit.de, Telefon: 06245/9096696.