"Hier ziehen alle an einem Strang"

Festveranstaltung in der Neuen Universität mit einem Rückblick auf die Gründerjahre: Das Heidelberger Institut für Kriminologie feiert 50. Geburtstag

04.01.2013 UPDATE: 04.01.2013 06:44 Uhr 1 Minute, 40 Sekunden
'Gewaltlos glücklich' ist ein Projekt der Kriminologen. Unser Foto zeigt eine Unterrichtsszene an der Willy-Hellpach-Schule. Archiv-Foto: Kresin
Von Arndt Krödel

Kriminologie, die Wissenschaft vom Verbrechen, ist noch ein verhältnismäßig junges Fach und brauchte einige Zeit, um sich eigenständig an den Universitäten zu etablieren. Der erste kriminologische Lehrstuhl in Deutschland wurde 1959 an der Juristischen Fakultät in Heidelberg eingerichtet, wo drei Jahre später auch die Geburtsstunde des Instituts für Kriminologie schlug, immerhin dem zweitältesten an einer deutschen Hochschule - nur die Universität Tübingen war um einige Monate "schneller".

Zum 50-jährigen Bestehen des Instituts blickte man während einer Festveranstaltung in der Neuen Universität auf die Gründerjahre und die kontinuierliche Entwicklung eines weithin anerkannten Profils zurück, gewährte den zahlreich erschienenen Gratulanten und Gästen aber auch einen spannenden Einblick in die laufenden Forschungsprojekte.

"Dies ist ein ungemein aktives Institut", bescheinigte Prof. Ute Mager, die Dekanin der Juristischen Fakultät, in ihrem Grußwort. Jugend- und Drogenkriminalität, Prävention, Korruption, organisierte Kriminalität und sexueller Missbrauch sind nur einige Themen der vielfältigen Forschung, die auch eine große Bedeutung für die Praxis habe, so die Dekanin. Das zeigten die zahlreichen Auftragsforschungen zumeist von staatlichen Stellen sowie die Begleitforschungen, die am Institut durchgeführt werden.

Dass die Kriminologie als Teil der Humanwissenschaften mit den anderen Wissenschaften vom Menschen zusammenarbeiten muss, hob der Direktor des Heidelberger Instituts für Kriminologie, Prof. Dieter Dölling (siehe auch unser Interview), hervor. Nicht nur Juristen, sondern auch Soziologen, Psychologen und Pädagogen sind an der Forschungstätigkeit beteiligt. Auch mit Psychologen und Psychiatern von anderen Instituten arbeitet man zusammen. Beim Umgang mit dem Verbrechen setzt das Institut einen Schwerpunkt bei der Kriminalprävention, derzeit vor allem auf kommunaler Ebene: So engagiert man sich im Verein "Sicheres Heidelberg" in der praktischen kriminalpräventiven Arbeit vor Ort. Unter dem für sich sprechenden Namen "Gewaltlos glücklich" wurde in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendamt, mit Schulen und der Heidelberger Polizei ein soziales Trainingsprogramm durchgeführt. Insgesamt sei die in Heidelberg geleistete kriminalpräventive Arbeit vorbildlich, wie Dölling feststellte: "Hier ziehen wirklich alle an einem Strang".

Aus der Perspektive eines "Ehemaligen" skizzierte Prof. Franz Streng von der Universität Erlangen-Nürnberg die Geschichte des Heidelberger Instituts, das der - heute 99-jährige - Jurist und Psychiater Prof. Heinz Leferenz begründete und 18 Jahre leitete. Ihm folgte von 1980 bis 1986 der Jurist Hans-Jürgen Kerner. Durch die 1990 erfolgte Berufung von Dieter Dölling an die Spitze des Instituts sei dessen Platz in der deutschen Kriminologie weiter gefestigt worden, bilanzierte Streng: "Der wissenschaftliche Output verdient hohe Anerkennung, ja Bewunderung". Mitarbeiter des Instituts demonstrierten zum Abschluss der Veranstaltung die Bandbreite der aktuellen Forschungsarbeit, die von Untersuchungen zur kommunalen Kriminalprävention über Behandlungsprojekte im Strafvollzug bis zu einem studentischen Rechtskundeprogramm für Strafgefangene reicht.

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