Schwer tat sich die Jury mit einer Entscheidung für die Bebauung des Gadamerplatzes. Foto: Buck
Von Götz Münstermann
Die Sitzung ging ohne greifbares Ergebnis zu Ende: Die Jury im Wettbewerb zur Bebauung des Gadamerplatzes in der Bahnstadt hat nicht einen, sondern zwei Entwürfe zu Siegern gemacht. Aber: Die Architektenbüros müssen bis Januar nacharbeiten, und dann wird es ein "Stechen" geben. Nachdem der erste Entwurf einer Grundschule samt Bürgerzentrum und daraufgesetzter Kita - die so genannte "Stapel-Kita" - im Frühjahr scheiterte, wurde ein neues Verfahren eingeleitet.
Elf Stunden hatte die Wettbewerbsjury am Dienstag in der Hebelhalle getagt - erst gegen 19.30 Uhr konnte Jury-Vorsitzender Prof. Helmut Bott (Uni Stuttgart) erklären, warum solch eine Entscheidung gefallen war. Zwei Entwürfe, die unterschiedliche Konzepte verfolgen, wurden als Sieger erkoren, "es fällt sehr schwer, sich zu entscheiden", so Bott. Denn: Ein Baukörper in der Mitte der Bahnstadt soll Grundschule, Bürgerzentrum und Kita unterbringen, ein Hingucker sein und dabei auch noch viel Fläche für den Gadamerplatz als öffentlichen Raum übrig lassen. Und weil nicht einmal die beiden Sieger (Preisgeld je 30 000 Euro) das alles unter einen Hut bringen, müssen sie ihren Entwurf überarbeiten. Im Januar soll das Preisgericht endgültig entscheiden.
Der eine Siegerentwurf von Peter Donn/Datscha Architekten (Stuttgart zusammen mit KUULA Landschaftsarchitekten, Berlin) setzt das Gebäude auf den Norden des Gadamerplatzes. Damit wird im Süden die Freifläche der Pfaffengrunder Terrasse erweitert. Das Gebäude selbst besteht aus drei einzelnen Baukörpern (Kita, Schule plus Turnhalle und Mensa sowie Bürgerzentrum), die über Kolonnaden verbunden sind. Laut Jury-Vorsitzendem Bott habe vor allem die innere Organisation des Gebäudes sowie die Verknüpfung des Platzes mit dem halb-öffentlichen Raum des Innenhofes überzeugt. Nacharbeiten sollen die Planer vor allem beim Bürgerzentrum, weil drei Geschosse nur mit viel Personal zu bewirtschaften seien und es keinen direkten Bezug zum Gadamerplatz gibt.
Ganz anders ist der zweite Siegerentwurf von Michael Weindel & Junior Architekten (Waldbronn) zusammen mit Schreiberplan Stadtentwicklung & Landschaftsarchitektur (Nürtingen). Hier wird ein kompakter Baukörper in die Südhälfte des Gadamerplatzes gesetzt, sodass gegenüber dem künftigen Einkaufszentrum der öffentliche Platz entsteht. Die Gebäudefunktionen sind ineinander verschränkt: Im südlichen Erdgeschoss ist die Kita, im nördlichen hin zum öffentlichen Freiraum das Bürgerzentrum und die Grundschule nutzt den Westteil sowie das gesamte Obergeschoss. Als Überarbeitung an die Planer erging der Auftrag, vor allem die innere Organisation nochmals zu überprüfen.
Noch bevor das Preisgericht am Dienstag zusammengetreten war, durften am Montagabend an die 30 Bürger die 11 der 94 eingereichten Entwürfe diskutieren. Je nach Funktion gingen vier Kleingruppen alle Entwürfe über zweieinhalb Stunden durch. Für die Vertreter des Stadtplanungsamtes und auch für Juryvorsitzenden Bott gab es das erstaunliche Ergebnis: Offenbar ist Architektur zu bewerten doch kein Hexenwerk. "Hochwertige Kommentare", hilfreiche Hinweise, gar zwei Drittel Übereinstimmung mit dem Preisgericht, so Bott. Für Baubürgermeister Bernd Stadel war die Bürgerbeteiligung ein "Kunstgriff, wodurch die Bürger zu Sachverständigen" am Tisch der Jury geworden seien. Nur durften das die Bürger nicht mitbekommen, weil solche Juryverfahren hinter verschlossenen Türen stattzufinden haben. Klare Präferenzen für einzelne Entwürfe durften die Bürger nicht abgeben, nur Pros und Kontras.
Info: Die elf Wettbewerbsentwürfe, aus denen die ersten vier Plätze ausgewählt wurden, sind zwischen Freitag, 23. November, und Sonntag, 2. Dezember, in einer Ausstellung in der Hebel-Halle (Eingang "Kaufrausch"), Hebelstraße 9, zu sehen. Die Ausstellung ist täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet.