Extra aus Hamburg angereist: Annette Mierswa (l.) bekam den Heidelberger Leander von Gabriele Hoffmann. Foto: Alex
Von Anica Edinger
Samson ist krank. Krank und alt. Samson - das ist der Hund von Mats, "der beste und schönste Hund der Welt", wie Mats sagt und "mein bester Freund". Also verreisen Mats und Samson gemeinsam - und zwar ins Hessische, weit weg von ihrer Heimatstadt Hamburg. Es geht zu Opa Windschief, einem verrückten Erfinder, der eigentlich Ehwald Böhler heißt. Es sollte Samsons letzte Reise werden.
"Samsons Reise" ist das erste veröffentlichte Buch der Mannheimer Autorin Annette Mierswa. "Ein für die Entwicklung von Kindern unverzichtbares Werk", wie es Gabriele Hoffmann von Leanders Leseladen in der Märzgasse ausdrückt. Und weil das Kinderbuch so wertvoll ist, wurde es gestern im Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) mit dem "Heidelberger Leander" ausgezeichnet.
Damit tritt Mierswa in die Fußstapfen renommierter Kinderbuchautoren, etwa in die Joanne K. Rowlings, die den Leander bekam (und persönlich in Heidelberg entgegennahm), nachdem sie die ersten beiden ihrer Harry-Potter-Bände veröffentlicht hatte, "insofern gibt es da Parallelen", wie Hoffmann bei der Preisverleihung feststellte. Schließlich habe auch Mierswa gerade erst zwei Bücher veröffentlicht.
Neben "Samsons Reise" ist im Moment auch Mierswas "Lotte auf der Erbse" auf dem Markt. Beides seien "Geschichten aus dem Leben, wie sie viele Kinder erleben", sagt die 44-jährige Autorin. Lotte ist ein Mädchen, deren Vater vom einen auf den anderen Tag verschwindet, weil sich die Eltern trennen. "Die meisten Erwachsenen wollen mit solchen unangenehmen Themen nichts zu tun haben", erklärt Hoffmann den Kindern.
Die aber finden beide Bücher offensichtlich großartig - so großartig, dass die Grundschule des Englischen Instituts (EI) aus "Samsons Reise" sogar ein kleines Theaterstück gemacht hat, das sie zur Preisverleihung auf die Bühne bringen. Der neunjährige Tim spielt dabei Mats, die Hauptrolle. "Ein bisschen traurig", fand er die Geschichte, eigentlich aber auch wieder nicht, "weil man ja weiß, wie es ausgeht", so Tim. "Der Tod ist nicht schwarz, er ist weiß wie eine Wolke", sagt Tim alias Mats am Ende des Stücks, als sein Hund stirbt.
"Für die Kinder ist es weniger komplex, wenn der Tod eine Farbe hat", erklärt Oliver Tag, Lehrer an der Grundschule des EI und Regisseur des Stückes. Außerdem würden sie durch die Reise des Hundes auf den Ausgang vorbereitet. Und: "Mats hatte viel Zeit, sich zu verabschieden, das ist wichtig", sagt Tag. Mit seinen Grundschulklassen 1 und 2 liest er "Samsons Reise" im Unterricht. "Es ist ein tolles Buch, auch von der Sprache her. Bei manch anderen Kinderbüchern muss man oft Begriffe erklären - hier erklärt sich alles von selbst", so der Lehrer.
Rund 100 Kinder und Erwachsene sind am Sonntagmittag ins DAI gekommen - und fast alle stehen am Ende Schlange, um ein Autogramm von Annette Mierswa zu bekommen, die zum Empfang ihres Leanders extra aus Hamburg angereist ist.