Beate Weber-Schuerholz und Uta Asher

Sie sind überhaupt keine Muttertag-Fans

Für die ehemalige Oberbürgermeisterin Beate Weber-Schuerholz und Uta Asher ist das ganze Jahr Muttertag - Die beiden haben ein sehr inniges Verhältnis

12.05.2017 UPDATE: 14.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden

Sie haben ein sehr inniges Verhältnis: Beate Weber-Schuerholz (rechts) und ihre Mutter Uta Asher. Foto: Friederike Hentschel

Von Holger Buchwald

Auf den ersten, flüchtigen Blick könnte man sie für Schwestern halten: Uta Asher, 94 Jahre und immer noch topfit, und ihre Tochter, Beate Weber-Schuerholz (73), die frühere Oberbürgermeisterin von Heidelberg. Gut gelaunt sitzen die beiden nebeneinander im Garten des Café Schafheutle. Es ist ein inniges Verhältnis. Wenn die eine einen Satz beginnt, bringt die andere ihn zu Ende. "Manchmal sind wir wie Zwillinge", scherzt Weber-Schuerholz. Und erzählt gleich lachend eine Anekdote aus dem Ende ihrer Amtszeit, als ihre Mutter im Bus von Ziegelhausen in die Altstadt mit ihr verwechselt worden war. "Guck mal, die OB ist im Amt ganz schön alt geworden", hätten zwei Passagierinnen gelästert. Asher hatte sich darüber köstlich amüsiert. Als sie ausstieg, sagte sie zu den beiden Frauen: "Ich gehe jetzt zu meiner Tochter ins Rathaus."

Es ist dieser Humor, der die beiden verbindet. Es ist aber auch die Lust am Reisen, das Interesse an den Mitmenschen und dem Naturschutz. Und beide sind überhaupt keine Muttertag-Fans. "Natürlich haben wir das als Kinder auch gemacht, dass wir für unsere Mutti Blumen gepflückt haben", sagt Asher. Heute sieht sie das anders. "Ich bekomme das ganze Jahr über so viel Aufmerksamkeit. Ich werde unglaublich verwöhnt von meinen Kindern. Da brauche ich das nicht mehr." Und auch Weber-Schuerholz kann sich nur an ein einziges Muttertagserlebnis erinnern. "Als ich sechs Jahre alt war, habe ich meiner Mutter die scheußlichste aller kleinen Vasen gekauft." Damals, als kleines Mädchen, habe sie diese natürlich sehr schön gefunden und stolz mit Maiglöckchen bestückt. Das Gefäß mit himmelblauem Bauch und goldenem Rand hat bis heute überlebt.

"Wenn es mir mal nicht gut geht, kann ich das vor Beate nicht verstecken", sagt Asher. Beide wissen sofort, was die andere fühlt. Diese Verbundenheit hat auch etwas mit der jüngsten Kindheit von Weber-Schuerholz zu tun. Als die kleine Beate ein Jahr war, flüchtete Uta Asher mit ihr aus Nordböhmen vor der herannahenden Roten Armee. Sie fanden Unterschlupf bei der Familie ihrer Schwester in Ziegelhausen. "Zwei Tage nach dem Angriff auf Dresden haben wir uns in den Flüchtlingszug gesetzt", erinnert sich Asher. Ihr Mann, Fritz Asher, kam erst 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurück, nachdem er 1937 gegen seinen Willen zur Wehrmacht eingezogen worden war. 1951 zog die Familie ins Ruhrgebiet.

Ihre Eltern haben Beate Weber-Schuerholz immer unterstützt und ihr die Daumen gedrückt. Als sie zum Lehramtsstudium nach Heidelberg ging, als sie für den Gemeinderat kandidierte, als sie als Abgeordnete ins Europaparlament einzog und natürlich, als sie als Oberbürgermeisterin kandidierte und 1990 als erste Frau in Baden-Württemberg zur Rathauschefin einer Großstadt gewählt wurde. Uta Asher, die sich selbst als Lyrikerin einen Namen machte, ist stolz auf ihre Tochter: "Die Beate ist ihren Weg so geradlinig gegangen, es gab nie Anlass, an ihrem Charakter, ihren Fähigkeiten oder ihrer Intelligenz zu zweifeln." Dieses Durchsetzungsvermögen und diese Hartnäckigkeit habe sie von ihrem Vater. "Ich selbst bin nicht so couragiert", meint Asher. Doch Weber-Schuerholz widerspricht: "Mutti ist genauso stark." Es ist die einzige kleine Meinungsverschiedenheit der beiden starken Frauen an diesem Vormittag. Und Uta Asher hat dabei das letzte Wort: "Ich bewundere es unglaublich, was meine Tochter gemacht hat, und was sie heute in Kanada tut." Weber-Schuerholz erzählt, dass sie die Hälfte des Jahres mit ihrem neuen Mann Goetz Schuerholz auf Vancouver Island lebt. Dort haben die beiden die Umweltorganisation Cowichan Estuary Restoration and Conservation Association (CERCA) aufgebaut. Sie setzen sich damit für die Bewahrung der Flussmündung ein, in der sich junge Lachse an das Salzwasser gewöhnen.

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Als Fritz Asher 2001 nach fast 60 Jahren Ehe mit Uta starb, war das ein schwerer Schlag für die beiden Frauen. Ein Jahr später holte Beate Weber ihre Mutter zu sich nach Heidelberg. Dass diese heute, mit 94, immer noch so fit ist, hat auch damit zu tun, dass sie immer noch ihre Tochter bei vielen Anlässen in Heidelberg begleitet. Dass Weber-Schuerholz nach ihrer Amtszeit noch einmal heiratete, hat daran nichts geändert. Im Gegenteil. "Mein Schwiegersohn hat mich voll adoptiert", lacht Asher. Nicht selten komme es vor, dass er sie auch ohne das Wissen von Beate anrufe. Das Verhältnis ist so gut, dass Uta Asher im August schon zum sechsten Mal alleine zu den beiden nach Kanada fliegen wird. "Wie ich reist Mutti sehr gerne", schwärmt Weber-Schuerholz: "Sie ist sehr wach."

Und wie ist es in Heidelberg? Nervt es nicht manchmal, immer "die Mutter von Beate Weber zu sein"? "Nein. Überhaupt nicht", versichert Uta Asher: "Die Leute sprechen mich an, freuen sich, mich zu sehen und fragen, wie es Beate geht." Und das sei einfach wunderschön.

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