Die beiden Schüler Felix (links) und Jakob haben ehrgeizige Pläne: Ihr 'New Music Live Festival' soll bis nach Berlin schwappen. Foto: Alex
Von Anica Edinger
Null Euro Budget - das war die Ausgangslage. Doch die beiden Schüler Jakob Jarocki und Felix Gebauer hatten eine Vision und ein ehrgeiziges Ziel, trotz des Geldmangels: Sie wollten ein besonderes Festival auf die Beine stellen, nicht nur in Heidelberg, sondern überall in Deutschland mit einem großen Finale in Berlin. Was als Traum zweier Jugendlicher begann, wird jetzt tatsächlich Wirklichkeit: Das "New Music Live Festival" mit Auftritten von sieben Bands aus der Region feiert am 21. September seinen Auftakt in der Halle 01.
"Es hat irgendwie geklappt", sagt Jakob heute, da alle Verträge unterschrieben und Sponsoren sowie Unterstützer gefunden sind. Angefangen hat alles mit dem dringenden Bedürfnis, selbst wieder einmal einen Auftritt mit der eigenen Band zu haben. Die heißt "Public Break Down" und existiert mittlerweile seit über einem Jahr. Felix singt, hat sogar schon Auftritte an der dänischen Nationaloper gehabt, Jakob spielt Gitarre. "Wir richten uns mit unserem Festival bewusst gegen dieses pay-to-play-System", meint Jakob. Denn damit haben die beiden mit ihrer eigenen Band schon schlechte Erfahrungen gemacht. Beim "New Music Live Festival" muss also keiner der Musiker bezahlen, um spielen zu dürfen. "Uns ist auch wichtig, dass es kein Wettbewerb ist. Sonst geht der Spaß für die Bands beim Spielen verloren", betont Felix. Sowieso kommt es für die Musiker immer besser: Denn es wird zwei professionelle Hauptacts geben, die die "Bands und Musiker der Zukunft unterstützen", wie es im Konzept der beiden Schüler heißt. So können sich die Nachwuchsbands hautnah Tipps von den Profis holen.
Mit dieser Idee im Gepäck gingen Jakob und Felix zu HipHop-Urgestein Martin Stieber (Stieber Twins) ins dessen Skater-Geschäft "Flame" in der Plöck. Stieber war ganz angetan von der Idee der beiden 16-Jährigen und vermittelte ihnen den Kontakt zu dem deutschen Rapper Mc Rene. Da der aber zu dem angesetzten Zeitpunkt des Festivals nicht konnte, rief er seinen Kollegen "Spax" an. "Auf einmal kamen nur noch gute Nachrichten rein. Man hat uns wirklich ernst genommen", erzählt Felix noch immer ein bisschen überrascht vom eigenen Erfolg. Denn "Spax" war ebenso begeistert und sagte zu, die Nachwuchsbands beim "New Music Live Festival" zu unterstützen und selbst aufzutreten. Kurzfristig, Hand in Hand mit der Zusage der Sparkasse als Sponsor, kam noch die Heidelberger Band "Gravity Saints" mit ins Boot - neben "Spax" jetzt also der zweite Hauptact.
Die anderen fünf Bands haben sich auf einer Internetseite für die Teilnahme am Festival beworben. Innerhalb von 14 Tagen lagen den Schülern rund 60 Bewerbungen vor. "Damit hätten wir nie gerechnet", meint Felix. Höchstpersönlich hat das insgesamt vierköpfige Schüler-Organisationsteam die Bands dann gecastet und ihnen den Zuschlag für einen Auftritt beim Festival gegeben - oder eben nicht. Und war da mal eine Band unzuverlässig oder ständig nicht erreichbar, wurden sie wieder ausgeladen. "Wir müssen uns ja auch auf die Bands verlassen können, um mit ihnen zusammenzuarbeiten", sagt Felix - schon ganz Profiveranstalter.
Doch was auf die Schüler mit der Organisation eines solchen Events zukommen würde, war ihnen am Anfang ihrer Planungen nicht ganz bewusst. "Wir haben alle nicht BWL studiert", meint Felix. "Learning-by-doing" musste die Devise fortan zwangsläufig heißen - und es funktionierte. Seit mehreren Monaten arbeiten sie nun in ihrer Freizeit quasi Vollzeit an der Organisation, nachdem sie am Morgen die Schulbank gedrückt haben. Derzeit verhandeln sie schon mit einer neuen Location in Stuttgart, um ihr Festival im nächsten Jahr in die baden-württembergische Landeshauptstadt zu bringen. Neun weitere Festivals sollen es am Ende werden, das letzte in Berlin. Ehrgeizige Pläne also - die erste Etappe ist immerhin schon geschafft.